Absturz mit Folgen Teil 6

von stoner1971


Absturz mit Folgen Teil 6

Im Taxi hielt Viviane meine Hand und sah mich immer wieder besorgt an. Endlich zu Hause besah ich mir mein Gesicht im Spiegel. Es war weiß wie die sprichwörtliche Wand. Die Haut um mein Auge hatte die ungesunde Farbe von Auberginen angenommen, das Auge selbst war blutunterlaufen. Der Riß in der Augenbraue war nicht ganz so schlimm, wie ich befürchtet hatte., dennoch quollen immer noch einzelne Blutstropfen hervor. Mein Mund sah nicht viel besser aus. Die Unterlippe war eingerissen und auch da waren deutlich blaue Spuren zu sehen.
Viviane stand hinter mir.
„Es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass der Abend so endet. Kann ich irgendwas für dich tun?“
Ich drehte mich zu ihr um und strich ihr leicht über die Wange.
„Nun mach dir mal nicht solche Vorwürfe. Es ist wirklich nicht deine Schuld. Könntest du vielleicht Kaffee kochen. Steht alles auf der Anrichte. Und in meine Tasse hätte ich gern nen großen Schluck Weinbrand. Das brauche ich jetzt zum betäuben.“
Ich lächelte schief. Dadurch platze die Lippe wieder auf.
„Mist. Ich glaube, küssen fällt heute aus!“
Viviane lachte über meinen „Scherz“. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ich das durchaus ernster gemeint hatte.
Ich fing an, mir das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Mit Klammerpflaster und Verband versorgte ich mein Auge. Mit der Lippe konnte ich leider nicht so viel machen. Als ich fertig war, ging ich in die Küche. Der Duft von frischem Kaffee stieg mir in die Nase.
„Du siehst furchtbar aus!“
„Danke für das Kompliment.“ Ich setze mich an den Tisch und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Tut es sehr weh?“
„Nur, wenn ich lache. Nein, ernsthaft. Es sieht schlimmer aus, als es ist..“
„Es tut mir wirklich leid. Du hast meinetwegen Schmerzen. Und alles wegen so nem Arschloch.“
Tränen schimmerten in ihren Augen. Ich stand auf und nahm sie in den Arm.
„Hey, der Tag war trotz allem sehr schön. Nun mach dir nicht solche Gedanken.“Sacht streichelte ich ihren Rücken und spürte, wie sich ihre verkrampften Muskeln entspannten. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, sie einfach nur so im Arm zu halten.
„Soll ich dir ein Taxi rufen oder möchtest du hier bleiben?“
Ich würde gern hier bleiben, wenn es dir nichts ausmacht.“
„Nein, ganz und gar nicht. Sofa allein, oder Bett zu zwein?“
Ich versuchte zu lächeln, woraufhin meine Lippe wieder anfing zu bluten. Viviane nahm ein Tuch und tupfte das Blut vorsichtig weg.
„Bett, das Sofa ist mir jetzt zu einsam.“
„Hast du keine Angst, das Bett mit einer Lesbe zu teilen?“
„Warum sollte ich. Erstens ist es ja nicht das erste Mal und zweitens wirst du bestimmt nicht mitten in der Nacht über mich her fallen, oder?“
„Bestimmt nicht. Schon vergessen, küssen fällt heute aus“.
Ich deutete auf meinen Mund.
„Ach ja....! Na dann www. ab-ins-bett.de“
Ich schaltete das Licht in der Küche aus und ging voran ins Schlafzimmer.
„Brauchst du nen T-Shirt zum Schlafen? Nachthemden besitze ich nicht.“
Ich gab ihr ein Shirt.
„Das Bad ist gradeaus. Du kannst meine Zahnbürste benutzen, wenn es dich nicht stört.“
Sie nahm das Shirt und ging ins Bad. Nach einer Weile kam Viv zurück.
„Du bist dran“, sie gähnte.
Das Zähneputzen war kein Vergnügen. Die Zahncreme brannte wie Feuer und wirklich putzen konnte ich auch gar nicht, ohne die Lippe wieder aufzureißen. Als ich zurück ins Zimmer kam brannte die Nachttischlampe und Viv stand am Fenster. Diesen Anblick würde ich nie vergessen. Das Licht fiel auf ihren Rücken, das Haar glänzte wie Gold. Unter dem T-Shirt zeichneten sich die Konturen ihres Körpers ab. Ich trat zu ihr.„Du hast eine schöne Aussicht hier“
„Stimmt, dafür kletter ich gern in den 4. Stock. Richtig genial ist es, wenn zu dieser Jahreszeit die Sonne aufgeht und der Nebel noch über der Wiese hängt. Vielleicht hast du ja Glück und wir sind früh genug wach.“
Ich strich sanft über ihren Arm. Sie hatte Gänsehaut.
„Du frierst ja. Komm laß uns schlafen.“
Wir krochen unter die Decke und ich löschte das Licht.