Absturz mit Folgen Teil 7

von stoner1971


Absturz mit Folgen Teil 7

Viviane drehte sich auf die Seite und war fast sofort eingeschlafen. Ich lag noch eine Weile wach und lauschte ihrem Atem. Irgendwann muß ich wohl trotz der Schmerzen doch eingeschlafen sein, denn plötzlich schreckte ich hoch. Erst wusste ich nicht, was mich geweckt hatte. Dann hörte ich es wieder. Ein leises schluchzen kam unter Vivianes Decke hervor. Sie weinte!
„Viv? Was ist los?“
Es kam keine Antwort.
„Vivi, was ist denn?“
Vorsichtig zog ich die Decke ein Stück herunter. Sie lag da, das Gesicht zwischen den Armen vergraben, zusammengerollt wie ein Kätzchen. Noch immer reagierte sie nicht. Ich rückte näher zu ihr, legte meinen Arm um sie und streichelte sie sanft. Das brach den Bann. Haltlos schluchzte sie auf. Immer wieder würgte sie Worte heraus, die irgendwann ein Bild ergaben. Das Erlebnis an diesem Abend hatte sie tiefer schockiert, als ich ahnen konnte. Sie war vor einem Jahr in eine ähnliche Situation geraten, nur das der Typ mehr Erfolg hatte, als Manni. Sie war vergewaltigt worden! In diesem Moment fühlte ich einen Haß in mir auf diesen Mann den ich gar nicht kannte, den ich nie für möglich gehalten hätte. Ich hielt Viviane einfach fest und streichelte sie. Nach und nach beruhigte sich ihr Schluchzen. Dann lag sie ruhig in meinen Armen.
„Geht es dir jetzt ein bisschen besser?“
„Hmmhmm. Jetzt hab ich dein T-Shirt vollgeheult. Ich wollte mich nicht so gehen lassen, aber....“
„Hey, das muß dir nicht unangenehm sein. Ich kann dich gut verstehen.“
„Es ist schon verrückt. Ich kenne dich kaum, aber ich habe das Gefühl, ich kann dir grenzenlos vertrauen. So als wären wir zusammen aufgewachsen. Und jetzt liegen wir hier, du hältst mich im Arm, als wäre es das selbstverständlichste der Welt.“
Ich nickte. „Ich weiß, was du meinst. Mir geht es genauso. Nicht viele Leute wissen zum Beispiel, dass ich lesbisch bin. Timo ist da ne echte Ausnahme. Aber bei dir war es ganz einfach, es auszusprechen.“
Ich schwieg. Lange Zeit lagen wir einfach so da. Das Rechteck des Fensters wurde langsam heller.
„Schau, die Sonne geht auf. Willst du es sehen?“
„Oh ja!“ Sie schlüpfte aus dem Bett. Ich ging in die Küche und holte den Rest Kaffee aus der Thermoskanne. Er war immer noch heiß. Ich nahm die Decke vom Bett und hüllte uns darin ein. Andächtig schlürften wir unseren Kaffee und sahen dem Schauspiel zu. Der Nebel lag noch dicht am Boden. Langsam schlichen sich die ersten rosigen Finger in das rauchige Grau-Weiß. Dann trafen die ersten Strahlen der Sonne auf den Nebel. Es war wie Feuer und Eis. Je höher die Sonne stieg, umso mehr löste sich der Nebel auf, bis nur noch vereinzelte Fetzen über die Wiese schwebten und der Zauber erlosch.
„Wunderschön“, flüsterte Viviane. „Danke!“
„Gern geschehen.“
„Ich hab mich noch nie so geborgen und sicher bei jemandem Gefühlt, wie bei dir.“
Ich war überrascht. Sie drehte sich in meinem Arm herum und sah mir in die Augen. Mein Puls begann zu rasen und mir wurde fast schwindelig.
„Weißt du eigentlich, dass du wunderschön bist?“ Ich konnte nur flüstern.
„Meinst du das wirklich?“
„Oh ja, das meine ich!“
Ich streichelte ihren Rücken.
„Ich fühle mich dir so nah. Es kribbelt unter meiner Haut, wenn du mich ansiehst. Ich hab noch nie so empfunden. Nicht mal bei meinem Freund damals. Was passiert grade mit mir?“
Ihre Stimme war so weich und verletzlich.
„Ich weiß nicht..... Ich kann dir nur sagen, was mit mir passiert ist. Ich habe mich in dich verliebt. In dem Augenblick, als ich dich das erste Mal gesehen habe.“ Ich sah sie an, ihr Gesicht kam näher.
„Ich würde dich gern küssen.....!“
„Dann tu es doch!“
„Deine Lippe.....?!“
Ich beugte mich vor und küsste sie. Ihre Lippen waren wie Samt. Viviane zog mich enger an sich. Ihre Lippen öffneten sich leicht. Sacht fuhr ihre Zunge über meine Lippen, meine Zunge antwortete ihr. Wir standen mitten im Raum, die aufgehende Sonne wärmte unsere Körper und wir küssten uns endlos.
Nach einer Weile lösten wir uns von einander.