von stoner1971
„Oh shit“, ich klappte die Augen, die ich grade zu Sehschlitzen geöffnet hatte, wieder zu.
Mein Kopf dröhnte und das Licht tat meinen Augen weh.
Aber der kurze Blick hatte gereicht, um zu wissen, dass ich nicht in MEINEM Bett lag. Aber wo dann? Mittlerweile hatte ich mich aufgesetzt, aber die Augen immer noch zu.
„Scheiß Alkohol“, dachte ich. Ich muss nen kompletten Filmriss gehabt haben. Ich versuchte mich so weit es ging zu erinnern.
Ich hatte mal wieder, wie so oft, mit Timo, nem Studienfreund, darüber diskutiert, warum ich nicht auf Männer stand und ihm nicht mal ne Chance gab. Die ganze Debatte endete damit, dass er mich geküsst hat und ich ihm eine geknallt habe. Dabei wollten wir nur gemütlich ein Bier trinken gehen. Verdammt. Er ist dann abgehauen und ich hab mich wohl voll laufen lassen. Was danach kam weiß ich nicht mehr.
Nun saß ich hier mit meinem Talent, der Presslufthammer in meinem Kopf arbeitete auf Hochtouren und ich hatte keine Ahnung wo ich war. Zumindest hatte ich noch T-Shirt und Slip an, was mich hoffen ließ, dass nicht mehr passiert war in dieser Nacht. Mit wem auch immer.....! Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.
Ein leises knarren kündigte die Rückkehr des „Bewohners“ dieses Zimmers an.
„Guten Morgen“. Eine weibliche Stimme, sanft, bezaubernd.
Ich sah hoch. Da stand sie, die Frau aus meinen Träumen. Blondes langes Haar, braune Augen, lange schlanke Beine und eine Figur, um die sie jedes Model beneiden musste.
Barfuß, nur mit Shorts und T-Shirt bekleidet stand sie da, ein Tablett in der Hand und grinste mich an.
„Kaffee? Aspirin? Oder beides?“
„Beides, bitte, aber erst das Aspirin.“ Meine Stimme hörte sich an wie ein Reibeisen. Sie stellte das Tablett auf den Schreibtisch und reichte mir ein Glas, in dem es noch fröhlich schäumte. Ich hielt mich daran fest.
„Ich vermute mal, du wirst dich an nicht viel erinnern können“, ihr Lachen perlte wie Champagner. Ich bekam eine Gänsehaut.
„Also fangen wir noch mal an. Ich heiße Viviane. Meine Mutter hatte nen Faible für ausgefallene Namen. Aber nenn mich ruhig Viv, alles andere wäre heute Morgen zu schwierig für dich.“. Wieder dieses Lachen.
„Mein Name ist auch nicht besser. Ich heiße Antonia, kurz Toni, bitte. Was ist eigentlich passiert? Warum bin ich hier? Ist mir wirklich unangenehm, aber ich weiß gar nichts mehr“.„Tja, gute Frage! Ich nehme an, du hast dich wegen Timo voll laufen lassen. Dein Freund?“„Nein, wäre er aber gern, Lange Geschichte...!“
„Ok. Jedenfalls warst du irgendwann so betrunken, dass du vom Barhocker gefallen bist und dein Bier in der Kneipe verteilt hast. Der Bar-Mensch wollte dich raus werfen. Ich hab dich dann aufgesammelt. Aber leider konnte ich nicht aus dir raus kriegen, wo du wohnst und nen Perso hattest du nicht dabei. Also haben Frank, mein Mitbewohner, und ich dich kurzerhand mitgenommen. Obwohl er ja ein bisschen Angst um sein Auto hatte. Ich hab dich hier ins Bett gepackt und das wars.“
„Oh Gott, lass mich sterben. So was peinliches ist mir noch nie passiert. Danke.“
„Nicht so wild. Hier, trink deinen Kaffee, bevor er kalt wird.“
Sie reichte mir eine Tasse.
„Ich muss mich jetzt fertig machen, weil ich gleich zur Uni muss. Aber du kannst dir Zeit lassen. Zieh einfach die Tür zu, wenn du gehst.“
Damit verschwand sie im Bad. Meine Kopfschmerzen hatten so weit nachgelassen, dass ich mich in Ruhe umsehen konnte. Ein großer Schreibtisch vorm Fenster, Bücherregal, Kleiderschrank und das Bett. Die Bücher besah ich mir genauer. Gesetzbücher füllten das halbe Regal. „Sie studiert Jura“, dachte ich. Der Rest waren Romane, die ich nicht kannte. Mehr gab es nicht zu sehen.
Die Tür ging auf und Viviane kam noch mal herein.
In Jeans sah sie genau so um werfend aus, wie in Shorts.
„Ich muß jetzt los. In der Küche sind Brötchen., und Kaffee ist auch noch da“. Sie lächelte mich an.
„Kann ich irgendwas tun, um mich zu revanchieren, für alles?“
„Hmm, wie wäre es, wenn du mich heute Abend zum Essen einlädst? Magst du mich um 7 abholen?“
„Ja, gerne. Bis dahin sollte ich mich auch wieder wie ein Mensch fühlen“, ich grinste sie an. „Schön. Dann bis heute Abend“, sprachs und verschwand.
Ich trank den Rest meines noch lauwarmen Kaffees und sammelte meine Sachen zusammen. Auf der Such nach dem Bad lernte ich auch den Rest der Wohnung kennen. Sie war genau so eingerichtet, wie man es von einer Studenten-WG erwartet. Einfach, aber zweckmäßig. Frank war scheinbar auch schon ausgeflogen und so ließ ich mir Zeit. Die Uni konnte ich in meinem Zustand heute eh vergessen. Nach einer ausgiebigen Dusche und dem Versuch mir mit dem Finger die Zähne zu putzen, nahm ich mir den Rest Kaffee und sah aus dem Fenster. Die Wohnung musste ganz in der Nähe der Uni liegen. Das, was ich sah, kam mir sehr bekannt vor. Ich trank meinen Kaffee aus und machte mich auf den Weg nach Hause.
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stoner1971. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.