von NoMorningPerson
(Nic)
Ellis ging ins Bett und ich auf die Couch. Ich kuschelte mich in die Decke und vergrub meinen Kopf tief im Kissen. An schlaf war für mich nicht zu denken. Es spielte sich immer wieder der Abend in meinem Kopf ab. Als ob eine Cd einen Sprung hat und immer wieder auf Anfang geht. Ich drehe mich auf die rechte Seite und schaue in die Dunkelheit. Meine Hand sucht nach meinem Handy. Keine Neuen Nachrichten oder Anrufe. „Wieso meldet sich keiner bei mir? Ist etwas Schlimmes passiert? Wissen sie noch nichts? Will Sie nicht das ich bescheid weiß? Haben sie mich vergessen?“ fragte ich mich immer und immer wieder. Ich versuchte zu schlafen, weil ich überzeugt war, dass wenn ich schlafe geht die Zeit schneller vorbei und ich kann morgen fit sein um Nachforschungen anzustellen. Mein Handy jedoch machte ich auf ganz laut falls sich doch noch jemand bei mir melden sollte. Schnell bemerkte ich das es einfacher war sich etwas vorzunehmen als es dann auch wirklich zu machen. Ich wälzte mich hin und her auf Ellis Couch. Es half alles nichts ich kam nicht zur Ruhe. Der Fernseher war meine einzige Möglichkeit. Ich seppte durch die Programme, wie zu erwarten kam nichts Gutes. Da ein Actionfilm. Er erfüllte seinen Zweck. Ich war abgelenkt und Die Handlung ließ meine Augen immer schwerer werden.
Am nächsten Morgen erwachte ich durch das Geräusch der Kaffeemaschine. Ellis war anscheinend schon aufgestanden und werkelte in der Küche herum. Ein Blick auf mein Handy. Immer noch keine Neuigkeiten. „Guten Morgen. Hast nicht wirklich gut geschlafen, was? Hab den Fernseher vorhin ausgemacht als ich zum Becker bin.“ Begrüßte Ellis mich. „Morgen. Nein nicht wirklich gut.“ Brachte ich grad so heraus.
Einige Zeit später saßen wir dann am Frühstückstisch. „Hast du schon was von der Einen gehört?“ wollte sie von mir wissen. Mit einem belegten Brötchen im Mund, schüttelte ich den Kopf. „Immer noch nichts?! Ach das muss nichts heißen. Ihr geht es bestimmt gut. Die werden nur so in Aufregung gewesen sein und vergessen haben sich zu melden.“ Versuchte Ellis mich zu beruhigen.
Der Vormittag verging ohne weitere Neuigkeiten von meiner süßen Tanzpartnerin.
Es kamen mir schon Gedanken in den Sinn ich würde einige Krankenhäuser durchrufen um nach ihrem Befinden zu fragen. Aber ich hatte nicht mal einen Namen. Drogenunfälle wird es bestimmt öfters geben und jemandem Fremden Auskunft zu geben, durften sie ja auch nicht. Also konnte ich nur hoffen, dass sich doch noch irgendjemand melden würde.
Um eins fuhr mich Ellis heim. Ich verabschiedete mich von ihr und bedankte mich für alles. „Hey meld dich wenn du was weißt oder quatschen willst! Wir können morgen ja auch nen Kaffee trinken gehen?! Melde dich einfach wenn dir danach ist.“ Rief mir Ellis hinterher als ich gerade im Begriff war die Eingangstür aufzusperren. „Ich meld mich bei dir wenn ich was weiß und wegen morgen können wir ja auch noch mal telefonieren. Fahr vorsichtig heim. Ciao“ Gab ich ihr zurück. Sie stieg ins Auto und fuhr davon. Immer noch auf der Türschwelle stehend, schaute ich ihrem Auto hinterher. Als es außer Sicht war schloss ich die Tür von innen.
Ich wusste nichts mit mir anzufangen und legte mich aus diesem Grund auf meine Couch und schaute in die Röhre. Die Zeit verging, und irgendwann war ich eingeschlafen. Erst um sechs Uhr wachte ich wieder auf. Etwas ärgerlich dass ich eingeschlafen bin, beschloss ich mich erst mal etwas frisch zu machen.
Ich liebte es zu duschen. Stunden lang konnte ich einfach nur das Wasser über mich drüber laufen lassen. Das Radio war auf volle Lautstärke gestellt damit ich es unter der Dusche hören konnte. Ich sang zu den Liedern die ich kannte, jedoch nicht so wirklich aufmerksam. Ich höre die Musik und folgte dem Text, jedoch waren meine Gedanken immer noch beim gestrigen Abend.
Als ich das Bad verließ bemerkte ich dass ich geschlagene zwei Stunden darin verbracht habe. Das war Rekord! Solange habe ich noch nie gebraucht. Aber ich habe mir auch sehr viel Zeit für alles gelassen. Mein Magen meldete sich und forderte seine Malzeit ein. Also bequemte ich mich in die Küche und spähte in meinen Kühlschrank. Ich wollte nicht groß rum kochen und einigte mich deshalb mit meinem Magen auf zwei Spiegeleier mit belegtem Wurstbrot. Ich setzte mich zum essen ins Wohnzimmer und versuchte eine Filmauswahl zu treffen.
Ich entschied mich für eine Liebeskomödie. „Piep Piep. Piep Piep“ ertönte mein Handy. Schnell nahm ich es in die Hand um zu sehen wer mir geschrieben hatte. Ellis! „Was hatte ich erwartet?! Das ich doch noch einige Neuigkeiten erfahre?“ dachte ich enttäuscht. „Hey Süße, wie geht’s dir? Hast du immer noch nichts erfahren? Hast du Lust heute Abend mit zu gehen ins Freaky?“ schrieb sie und ich antwortete ihr das ich eher nicht so viel Lust habe. Wir schrieben immer wieder hin und her und sie versuchte mich zu überzeugen dass es eine ganz gute Ablenkung wäre. Ich sagte zu. „Piep Piep. Piep Piep“ meldete sich schon wieder mein Handy. „Mensch Ellis ich hab doch schon gesagt dass ich mit geh!“ etwas genervt griff ich nach dem Unruhestifter und las zu meiner Überraschung eine unbekannte Nummer. Mein Herz schlug schlagartig schneller. Ich starrte mein Telefon an und zögerte etwas die neue Nachricht zu lesen. Noch bevor ich sie lesen konnte „Piep Piep. Piep Piep“. Wieder eine unbekannte Nummer. Ich öffnete die erste SMS.
„Hey du, Sorry das ich jetzt erst schreibe. War gestern alles etwas aufregend. Alex geht es gut. Sie liegt noch im Krankenhaus zur Beobachtung. Aber sie wird wieder. Lg Justeen“
Ein Stein fiel mir vom Herzen.“ Es geht ihr gut. Gott sei dank ist nichts Schlimmeres passiert! Alex heiß meine geheimnisvolle Tänzerin“ sagte ich ganz leise in den Raum hinein. Mein Gesicht erhellte sich und ich musste Grinsen. „Hey ließ die zweite SMS!“
Befahl mir meine innere Stimme.
„Hallo, weißt du noch wer ich bin? Die total bescheuerte, die dich versucht hat etwas plump anzumachen und die dann den ganzen tollen Abend versaut hat weil sie ein totales Weichei ist und umkippen musste. Verzeihst du mir? Alex“
Mein Lächeln würde beim lesen der SMS immer größer. Ich strahlte über das ganze Gesicht. Viermal las ich die SMS noch durch bevor ich zurück schreiben konnte.
„Wer genau bist du? Gestern Abend sind so viele umgekippt und haben Halt in meinen Armen gesucht?! :-) Nic P.s. Klar verzeih ich dir! Ich hoffe dir geht’s wieder gut.“
Schrieb ich zurück und hoffte dass es nicht zu gefühllos rüber kam. Wir schrieben hin und her bis sie mir sagte dass sie das Handy jetzt ausmachen müsse weil Schwester Gabi es ihr befohlen hatte. Alex versicherte mir dass sie sich morgen früh gleich bei mir melden würde. Sie wünschte mir noch einen schönen Abend, da ich erzählt hatte dass ich mich von Ellis überreden ließ. Ich war so happy, das ich die Zeit total vergessen hatte. In 15Minuten stand Ellis vor meiner Tür und ich war noch im Jogginganzug! Jetzt aber schnell.
(Alex)
„Guten Morgen Mausi.“ Weckte mich meine Mutter etwas später an diesem Morgen. Es schien als sei ich noch mal total eingeschlafen. „Na wie geht’s dir heute? Bist immer noch am schlafen? Na das muss alles ganz schön anstrengend für dich gewesen sein.“ Redete sie weiter ohne darauf zu warten was ich sagen würde. Sie kennt mich eben. Kein Mensch der Großen Worte wenn ich gerade aufgewacht bin.
„Papa kommt gleich er holt nur noch schnell nen Saft für dich“ erklärte sie mir.
„Ich bin ja so froh dass es dir wieder etwas besser geht, bist zwar immer noch total blass um die Nase aber das wird schon wieder. Gut das Alice, Justeen, Kim und Anna so gut reagiert haben.“ Redete sie weiter.
„Ja Justeen kennst sich ja mit solchen Sachen ganz gut aus. Du weißt ja, dass sie bei der Polizei ist. Da hat sie so was schon öfters mit erlebt. Die müssten auch bald kommen. Dann werde ich mich noch mal für alles bedanken.“ gab ich zurück.
„Ja das solltest du. Die haben sich ganz schöne Sorgen um dich gemacht. Alice meinte heute Nacht zu mir, dass sie dich noch nie so gesehen hat. Normalerweise bist du ja immer diejenige die sich um andere kümmern muss!“ erzählend schüttelte meine Mutter mein Bett auf und bewegte sich jetzt in Richtung Fenster um es zu öffnen.
„Lassen wir mal bisschen frische Luft rein. Ich habe dir auch Jogginganzug und Waschsachen mitgebracht. Willst du das gleich mal machen?“ fragte sie mich.
Frisch machen?! Das war eine tolle Idee. Ist ja schon schlimm genug das ich im Krankenhaus lieg aber dann kann ich mich wenigstens etwas normaler fühlen.
Ich kletterte aus dem Bett und merkte schon beim Hinsetzten wie mein Kopf dröhnte. Langsam setzte ich einen Fuß auf den Boden, dann den nächsten. „Hoffentlich wird es mir jetzt nicht schwindelig! Immerhin muss ich so tun als wäre alles okay, sonst komm ich hier nie wieder raus.“ Dachte ich mir und bedachte jede Bewegung die ich machte. Im Bad angekommen, putzte ich mir meine Zähne und mein Gesicht. Rein in die bequemen und eigenen Sachen. Wieder am Bett angekommen, ging die Tür ein zweites Mal auf und mein Vater kam herein. Er zeigte mir was er mir alles mitgebracht hatte. „Willst du, das ich hier vier Wochen bin?!“ neckte ich ihn, war im aber sehr dankbar das er sich so viele Gedanken um mich gemacht hat und ich wusste ja das er nur wollte das es mir gut geht. Sie erzählten was sie gestern alles so gemacht hatten und wie sie von meinem Unfall erfahren haben. Die Zeit ging rum und mit jeder Stunde ging es mir erheblich besser.
Dann kamen meine Retter ins Zimmer gestürzt. Sie begrüßten mich sehr herzlich und nahmen mich mit einigen Sprüchen schon wieder auf den Arm. So waren sie. Immer gut drauf und immer für einen da. Sie gehörten schon zu meiner Familie. „Hab schon die Schwester gefragt ob du brav warst.“ Scherzte Alice. „Die werden froh sein wenn ihr hier wieder draußen seid, damit das Krankenhaus seine Ruhe hat.“ Scherzte ich zurück. Es war mit meinen Freunden eine ganz einfache Sache. Egal wo wir hingingen, wir fielen auf. Das lag wohl daran das wir immer das machten was uns gerade Spaß machte und wir nie darauf achteten ob es peinlich werden könnte, oder was andere denken könnten.
Das war das tolle, man konnte so sein wie man ist. Als ich sie kennen lernte, musst ich erst lernen dass man sich für nichts schämen muss. ‚Shit happens! Aber deshalb geht das leben auch weiter.’ sagten sie immer. Ich liebe sie, mit all ihren Macken und Fehlern.
Ich wollte sie fragen was gestern alles passiert ist jedoch wartete ich bis meine Eltern weg waren, denn ich hoffte das es nichts schlimmes war. Nach einigen Stunden war es dann auch soweit. Meine Eltern suchten das weite. „Hey erzählt mir mal bitte was gestern alles passiert ist. Hab da so meine Lücken, die sich nur langsam, bis gar nicht schließen lassen.“ Wollte ich von ihnen wissen. Sie schauten sich alle grinsend an bis Kim das Wort ergriff: „Du weißt nicht mehr was gestern passiert ist? Gar nichts mehr?“
„Doch ich weiß noch das wir rein sind und an die Bar. Und das irgendwas sehr außergewöhnliches passiert ist.“ Erwiderte ich.
„Naja wir haben getrunken, wir haben viel gelacht, getanzt, du mehr wie wir, aber das ist ja meistens so, du hast dich verliebt und dann war dein Drogenkonsum, Krankenhaus und jetzt sind wir hier.“ Zählte Kim ganz sachlich auf, jedoch mit einem gewissen lächerlichen Ton.
„Verliebt? In wen? Wieso? Du spinnst doch!“ stutze ich.
„Du weißt echt gar nix mehr?! Mensch da triffst du deine Traumfrau und vergisst es einfach!“ veralberte sie mich.
„Könnte ich vielleicht einige genauere Informationen bekommen?“ fragte ich hilfesuchend in die Runde.
Justeen wurde weich und konnte mich nicht länger auf die Folterspannen. „ Wir haben dich etwas aufgezogen das du so schüchtern bist und so und haben dann eine Wetter gemacht das du dich nicht trauen wirst eine anzusprechen. Hast du aber dann doch und wie krass…“ sie erzählte und erzählte und so langsam kamen die Bilder zurück. Eins folgte auf dem anderen. Ja da war Sie in meinem inneren Auge deutlich zu sehen und mein Kribbeln im Bauch war schlagartig wieder da.
„Dich hat’s ganz schön erwischt, was?“ stellte Alice fest, als Justeen fertig mit erzählen war und ich nicht antwortet sondern abwesend grinste.
Bis mir klar wurde das ich nichts von ihr wusste. „Ja ganz großartig! Da lern ich mal ne tolle Frau kennen und dann kann ich mich nicht mal mehr dran erinnern. Ich hab ja nicht mal nen Namen von ihr!“ gab ich verzweifelt zurück.
„Oh Mist das hab ich ja total vergessen, sie wollte ja das ich ihr bescheid gebe, wie’s dir geht.“ Hauchte Justeen in den Raum. „Kennst du sie wohl?“ fragte Alice Justeen. „Ne woher denn?! Sie hat mir ihre Nummer aufgeschrieben.. Mist den Zettel hab ich noch in meiner anderen Hose. Ich schreib ihr gleich wenn wir wieder daheim sind!“ versprach Justeen. „Schick mir dann bitte auch die Nummer. Würd mich gern bei ihr entschuldigen. Die muss ja auch nen ganz schönen Schreck bekommen haben.“ Stellte ich fest.
Sie blieben bis Sieben. Kaum war die Tür ins schloss gefallen, drehten sich meine Gedanken nur noch um die Frau von Gestern. Ich machte mein Handy an und wartete auf Justeens SMS.
Endlich! Kaum hatte ich die Nummer und tippte ich schon fleißig auf mein Handy ein.
Kurz danach bekam ich auch schon eine Nachricht. Ich war überglücklich. Nic heißt meine unbekannte Schöne. Sie erzählte mir was sie heute gemacht hat und dass sie noch weggeht. „Ich würde auch so gern weggehen. Zu Ihr! Aber leider sitze ich hier ja fest.“ Bemitleidete ich mich.
„Na alles klar bei dir?“ rumpelte Schwester Gabi ins Zimmer. „Ja was seh ich denn da?! Ein Handy. Dann verabschiede dich jetzt und mach es bitte aus. Leider müssen wir hier darauf achten das die Dinger hier ausgeschaltet sind. Ich weiß ist absolut blöd, aber Vorschrift ist Vorschrift!“ erklärte sie mir.
Brav folgte ich ihren Anweisungen und hätte es gleichzeitig verfluchen können.
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NoMorningPerson. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.