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von JoeleyJo
Ich sitze im Bus. An der Scheibe läuft Wasser herunter.
Regen.
Aber das ist egal, alles ist mir egal.
Fast alles.
Meine Schulter tut mir weh und meine Augen brennen. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich so schnell einen Entschluss gefasst.
Noch vor einer Stunde war ich wie ein tollwütiges Wiesel vom Badezimmer in die Küche und wieder in unser Zimmer gehetzt.
Unser Zimmer, unsere kleine geschützte Höhle.
Nein, dein Zimmer, dein Reich.
Ich kenne jede Nische, jeden Schubladeninhalt, jeden Fussel auf dem Teppich. Ich weiss sogar, dass der Kleiderschrank ein kleines Loch in der Rückwand hat.
Ich fühle mich so als hätte ich eine Beziehung.
Eine Beziehung mit deinem Zimmer.
Meine Tasche zwischen meinen Füßen auf dem dreckigen Fußboden des Busses.
Tränen.
Alles habe ich mitgenommen. Alles.
Alles, was dich an uns erinnern könnte.
Du sollst dich nicht erinnern. Oder doch?
Sollst du vielleicht grade dadurch, dass alles weg ist, all das, was uns verbindet,
erinnern, merken
wie leer es in deinem Leben ohne Mich und all die Dinge sein wird?!
Ich wünsche es mir.
Ich wünsche mir, dass du nachkommst.
Mich an der Endhaltestelle abholst, in den Arm nimmst und ganz fest hältst.
Ich wünsche es mir.
Der Bus hält. Meine Hose klebt an meinen Beinen. Ich bin völlig durchnässt.
Aber das ist egal. Alles ist mir egal.
Fast alles.
Der Regen tropft an mir herunter, als ich mich auf einer der Bänke in der Wartehalle niederlasse.
Immer noch Tränen.
Mit klammen und zittrigen Händen drehe ich mir eine Zigarette.
Soviel Zeit gebe ich dir, gebe ich Uns.
Ich rauche und weine. Es schmeckt nicht.
Aber das ist egal.
Auf einmal weiß ich nicht mehr, warum ich nicht gewartet habe. Auf dich.
Darauf mit dir zureden. Über uns.
Mit angezogenen Knien und geschlossenen Augen sitze ich auf der Bank, die Tasche auf dem Sitz neben mir.
Ich schrecke hoch als ich Hände auf meinen Schultern spüre.
Du hast es gemerkt und ich bin glücklich.
Jetzt beginnt das Leben.
Ein Leben mit dir und alles ist egal.
Fast alles.
copyright © by
JoeleyJo. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.
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ich musste echt schlucken als ich das gelesen habe, Du hast das wunderschön geschrieben und es geht mitten ins Herz.
Ich hoffe immer noch, dass irgendwann plötzlich zwei Hände von hinten auf meinen Schultern liegen und ich festgehalten werde...
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