von poisa3
Großes, dickes und fettes Entschuldigung, dass dieser Teil so lange auf sich hat warten lassen müssen. Ich verspreche (wenn überhaupt weiteres Interesse besteht?!) die anderen Teile schneller zu schreiben! Und tausend Dank an all die lieben und netten Rückmeldungen - hat mich wirklich sehr gefreut :-)
„Das haben Sie wirklich gut gemacht! Dafür, dass das Ihr erster Eingriff dieser Art war gar nicht mal so übel, wirklich“ lobte mich mein Oberarzt als wir aus den OP-Kitteln schlüpften. Ich hatte gerade meine erste Hüftoperation erfolgreich assistiert und war sehr glücklich, aber auch ganz schön erschöpft, da zwei Stunden harte Arbeit am Hüftknochen doch so seine Spuren hinterließen. So bedankte ich mich freundlich bei meinem lieben Herrn Oberarzt und machte mich zufrieden auf zum Arztzimmer in der Hoffnung, dort für ein paar Minuten Ruhe zu finden. 'Wow...super gemacht! Das ist genau das, worauf du Jahrelang gelernt und hingearbeitet hast' lobte ich mich hochzufrieden selbst. Und tatsächlich: erst jetzt realisiert man so langsam, dass man sich wirklich auf der Zielgeraden befinden – hin zum Traumberuf Ärztin!
Ich hatte meinen Kittel abgelegt und ließ mich samt einer Flasche Wasser in den Sessel im leeren Arztzimmer fallen. In zwei Stunden war es geschafft, dann werde ich mein Praktikum hier auf Station beendet haben und nächste Woche wieder zu den finalen Vorlesungen ansetzten. Ich hatte schlecht geschlafen, klar die ganze Aufregung auf einerseits die heutige Operation, die ich mit durchführen durfte, andererseits die Verabschiedung von allen Schwester, Pflegern und Ärzten hier auf Station; zur Verabschiedung hatte ich bereits heute morgen ein paar Gebäckstücke mitgebracht, die dankbar von den Kollegen verschlungen wurden. Jetzt warten also die nächsten zwei Stunden nur noch ein paar Papiere auf mich, die meine Unterschrift forderten und dann hätte ich endlich Feierabend. Ich setzte mich also mit einem Rest Motivation an den Schreibtisch und schlug die Akten auf und arbeitet so nacheinander die Patienten-Briefe ab. Einer der letzten lenkte mich jedoch ungewollt ab: ein älterer Herr, der auf seinem Fahrrad von einem Auto erfasst wurde. 'Mit dem Fahrrad vom Auto erfasst' hallte es durch meinen Kopf '..-Anika!'.
An sie hatte ich den ganzen Tag über schon ein bisschen gedacht. Gut, während der Operation natürlich nicht, aber vor allem heute Morgen, als ich mich fertig machte und auf den Weg ins Klinikum begab schwirrte sie permanent in meinen Gedanken umher. Ich muss dazu sagen, so sehr es mich auch wunderte, von ihr geträumt hatte ich nicht.
Jeder meiner Fasern verlangte in diesem Moment nach ihr. Ich wollte bei ihr sein, sie wiedersehen. Ihre Stimme hören, ihr in ihre Augen blicken, sie lachen sehen. Eines stand innerhalb weniger Zehntelsekunden fest: ich musste sie wiedersehen – und das so schnell wie nur möglich!
„Hi Mark, du ich bräuchte mal deine Hilfe“...endlich zuhause angekommen, begann ich meinen Plan, den ich mir im Bus raus aus dem Krankenhaus überlegt hatte, in die Tat um zusetzten. Ich hatte meinen Bruder gefragt, ob ich mir denn sein Motorrad für den heutigen Abend ausleihen könnte und er stimmte natürlich, nicht ohne eine neugierige Nachfrage zu meiden, zu. Ich aber verriet noch nichts, denn sicher war das alles noch nicht. Was genau?!
Nun ich holte mir erneut mein imaginäres Köfferchen voll Mut vom Dachboden, wähle fest entschloßen ihre Nummer und fragte sie direkt, ob sie heute Abend schon etwas vorhatte. Sie klang begeistert am Telefon und wir beschloßen, dass ich sie in einer Stunde abholen würde.
Daraufhin stand ich zuerst eine halbe Ewigkeit vor dem Kleiderschrank, um daraufhin nochmal eine im Bad vor dem Spiegel zu stehen, um dann schließlich voller Entsetzen festzustellen, dass eine ganze Ewigkeit nun eindeutig Zeichen genug dafür sei, mich endlich auf mein Rad zu schwingen und zu meinem Bruder zu rasen. Dort angekommen erzählte ich ihm die ultra-Kurzform meiner Pläne für heute Abend, schmieß mich in Helm und Motorradjacke und dampfte wenig später ab Richtung Annika.
Wenige Augenblicke stand ich auch schon vor ihre Haustür und schob mein Herzrasen auf die Anstrengung. 'Anstrengung beim Motorrad fahren?! Hm...' grinste ich ein wenig unsicher in mich hinein und klingelte. Die Tür öffnete sich und ich sprang die Stufen in Windeseile hoch bis an ihre Tür, an der sich auch schon stand – und wie:
In einfacher Jeans und tollem Shirt, dazu die offenen Haare, die über ihre Schulter hinweg fielen – sie sah wunderschön aus; dementsprechend auch meine Reaktion: Ohne ein Wort raus zubekommen stand ich einfach nur da und musterte sie. Anscheined wohl so offensichtlich, dass sie nach einem kurzen Augenblick ein „Danke“ grinste und auch ohne viele Worte meinerseits sofort verstand. „So, na dann bin ich aber einmal gespannt, wo wir hingehen werden! Du wolltest mir ja schlichtweg nichts verraten“ drängelte sie, während sie noch schnell ihre Tasche aus der Wohnung holte, die Tür hinter sich schloss und nun ausgeh-bereit vor mir im Hausflur stand. „Lass dich Überraschen! Obwohl, die erste Überraschung verrate ich dir gerne“ ich nahm lächelnd meine Hand samt Motorradhelm hinter dem Rücken hervor und fragte: „Schon'mal gefahren?“ Sie war sichtlich überrascht, aber schnell sehr neugierig und so erklärte ich ihr, während wir uns beide auf den Weg nach unten machten, dass dem „Beifahrer“ nur die einfachste Aufgabe zufalle: „Du musst dich einfach nur festhalten, den Rest übernehm' ich“ lächelte ich ihr aufmunternd zu, da sie nun doch etwas unsicher dreinblickte, als wir vor der Maschine meines Bruders standen. Ich reichte ihr den zweiten Helm und erkundigte mich „oder wollen wir doch lieber zu Fuß in ein näher gelegenes Restaurante gehen? Wenn du nicht mit dem Motorrad fahren möchtest ist d“ - „Nein, nein, das ist schon in Ordnung“ unterbrach sie mich, trotz allem immer noch etwas zwiegespalten. Ich blickte sie fragend an, wofür sie sich nun entscheiden werde. „Ok, ok es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Bammel hätte. Wenn ich ehrlich bin, ich bin noch nie hinten drauf mitgefahren“ erklärte sie auf die Maschine blickend „aber“ wendete sie sich nun an mich „ich vertraue dir“. 'Und wieder dieses Lächeln' dachte ich mir nur. Letzlich konnte sie ihre Unsicherheit aber nicht ganz vor mir verbergen, doch ich wollte sie aufmuntern, versuchte es zumindest: „Dir wird auch nichts anderes übrig bleiben“ grinste ich sie an und tatsächlich: sie setzte nun ihren Helm entschloßen auf und fragte: „Wollen wir dann nun endlich?!“. Ich setzte den Helm ebenfalls auf, wir beide nahmen auf dem Motorrad Platz und fuhren davon. Zusammen. Ich mit ihr und sie mit mir. Zu einem Abend nur für uns. Und ich war glücklich. Überglücklich. Auch wenn ich da noch nicht wusste, was dieser Abend noch alles mit sich bringen würde...
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poisa3. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.