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Alles brannte nur das Feuer im Kamin nic

von jo1988


Alles brannte nur das Feuer im Kamin nicht. Lena fror. Zusammengekauert zitterte sie vor Kälte und dennoch brannte es. Es loderten in ihr die Flammen der Sehnsucht, der Verzweiflung und der Einsamkeit. Es flackerten die Einsicht und die Erkenntnis, einen Fehler begannen zu haben.
Der Streit, - der letzte Streit mit Carmen hatte Spuren hinterlassen. Die Luft stand noch in dem kleinen Raum wie dicker Qualm der sich nur langsam lichtet. Der Nebel verdeckte Lenas Sinne. Sie hörte nichts, sie sah nichts, sie wollte nichts wahrnehmen außer dem Schmerz, den sie in ihrem linken Arm und in ihrer Brust verspürte. Blut tropfte auf das weiße Lammfell zu ihren Füßen. Lena griff erneut zu der Rasierklinge. Sie wollte diesen Schmerz! Sie wollte mehr Blut! Mehr Blut und mehr Schmerz, obgleich sie wusste, dass all ihr Blut nicht reichen würde um den Schmerz und den Verlust in ihrem Herzen zu übertreffen. Es brannten, ihre tiefen Wunden als hätte sie Mengen an Jod hinzugefügt.
Im Raum war es still. Um das Haus wehte der kalte Herbststurm. Carmen mochte den Herbst dachte Lena. Leise Tränen rannen als Fluten über ihre Wangen. Das Salz ihrer Tränen brannte in den Augen wie Meerwasser. Einem kleinen Kind gleich, rieb sie sich das Gesicht.
Fragen belästigten Lenas Kopf. Die Angst in ihrem Körper nahm kontinuierlich zu. Die Angst einer Verlassenen. Die Angst alleine zu bleiben und nicht mehr das Leben leben zu können, was man sich über Jahre zusammengeträumt und aufgebaut hatte. Lenas altes Ich verschwamm vor ihrem inneren Auge und brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. – Es war vorbei. Die Schuld lastete auf ihren Schultern.
Benommen vom Schmerz machte sich Lena auf den Weg zu der Hausbar. Mit einer Flasche Whiskey landete sie kurz darauf erneut in ihrem Ohrensessel.
Alles brannte nur das Feuer im Kamin nicht. Es brannte der Alkohol in ihrem Hals, das helle Licht der Kerzen in ihren nassen Augen und das Verlangen nach mehr Schmerz in ihrem Körper. Wie viel Schmerz kann sich ein Mensch zufügen fragte sich Lena.
Der Sekundenzeiger ihrer Wanduhr bewegte sich stets im gleichen Rhythmus. Die Zeit verging schleichend. Würde sie alle Wunden heilen? Würde Lena je wieder lachen können und mit einer Frau glücklich sein? Nein, das würde sie nicht. Das wusste sie. Tief in ihrem Inneren war ihr klar, dass sie nie wieder Freude an einem Frauenkörper empfinden würde. Zumindest nicht die Freude, die sie verspürt hatte, wenn sie und Carmen Tage lange im Bett, verbracht hatten. Ihr Schluchzen unterbrach die Stille. Der Gedanke an Carmens warmen, weichen Körper, ihre wunderschönen Brüste und ihren straffen Po, ihren großen lachenden Mund und die seidig, glatten langen und leicht gewellten, dunklen Haaren verpasste ihr erneut Stiche in der Brust. Wie schön es doch gewesen war, mit ihren Händen diesen Körper zu berühren! Sie kannte jeden cm an ihr, jedes Muttermal war ihr bekannt gewesen. Die vielen Jahre mit Carmen hatten Lena alles gegeben, was sie brauchte. Nähe, Zuversicht, Glück, Hoffnung, Freude, Lust und Liebe, Luft zum Atmen. Durch sie war Lena das geworden, was sie heute war. Doch warum war ihr dies erst jetzt bewusst geworden? Warum fragte Lena sich, warum merkt man erst wenn es zu spät ist was man verloren hat?
„Seid, du weg bist, weiß ich wonach ich suchte, als du da warst “sagte sie. Sie sagte es in den stillen Raum hinein und wunderte sich über den klang der eigenen Worte.
Es war die Wahrheit!
Sie hatte Carmen verletzt und enttäuscht. Sie wusste, dass sie genauso litt wie sie selbst. Ihre Süße hatte geweint, mit Sachen nach ihr geworfen, sie beleidigt und ausgeschimpft, bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte und ihre Sachen in einen Koffer warf um anschließend das Haus zu verlassen. Lena wusste dass sie schuldig war! Sie hatte mit einer anderen Frau geschlafen, weil ihr die Abwechslung gefehlt hatte und sie war diejenige die es verdiente nun diese Schmerzen zu leiden. Dennoch fragte sie sich ob Carmen wusste, dass sie auch nicht glücklich war. Sie wünschte sich, dass sie sie sehen könnte, wie sie dort saß, mit einer Flasche Whiskey in der Hand, zusammengerollt in seinem Ohrensessel wie ein Straßenköter. Dieser, so wusste sie jedoch, würde sich nicht so wie sie im Selbstmitleid suhlen. Sie hätte am liebsten versucht sie zu erreichen, um ihr zu sagen, dass sie erneut angefangen hatte, sich selbst zu verletzen. Sie wollte, dass sie Mitleid mit ihr bekam und zurück zu ihr fände. Sie wollte sie einfach wieder bei sich haben, ihren Geruch einatmen und ihre warme Stimme hören. Carmens Stimme. Nicht die von der Frau die sie vorhin in Grund und Boden geschrieen hatte, weil sie ehrlich gewesen war.
Alles, die ganze Geschichte hatte sie Carmen erzählt. Angefangen bei ihren Depressionen und dem in ihr aufkommenden Verlangen etwas mehr Abenteuer beim Sex zu erleben bis dahin, dass sie sich wie ein kleines Kind verhalten hatte und sie einfach hätte wissen wollen, ob sie auch noch andere Frauen attraktiv finden. Diese brennende Neugierde hatte sie überwältigt. Doch was hatte sie nun davon? Vielleicht die Antwort auf ihre Frage ob sie auch noch andere Frauen verführen konnte.
14 Jahre sagte Lena und machte die Augen zu. 14 wunderschöne Jahre beende ich mit einem Fick der mir Selbstbestätigung geben sollte.
Alles brannte, nur das Feuer im Kamin nicht. Lena fror. Zusammengekauert zitterte sie vor Kälte und dennoch brannte es. Es loderten in ihm die Flammen der Sehnsucht, der Verzweiflung und der Einsamkeit. Es flackerten die Einsicht und die Erkenntnis, einen Fehler begannen zu haben.



copyright © by jo1988. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


deine story...
also seit langem die schönste und zugleich traurigste geschichte die ich je gelesen habe. bin zu tränen gerührt, bin richtig aufgelöst. durchlebe gerade eine ähnliche situation und kämpfe mit meinen gedanken und emotionen. vielen dank für deinen beitrag, fühle mich jetzt nicht mehr so einsam. merci and greetz...sophie
Sophiechen - 03.10.2006 16:53

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