Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Lovestories » Detail

Anni

von stayinthelife


Anni ist eine junge ambitionierte Frau. Sie ist klug und schön, das sagen die Leute. Anni kann alle zum Lachen und Weinen bringen, so titelt die regionale Zeitung. Anni ist Schauspielerin. Beginnen wir von vorn. Anni wurde als letztes von drei Kindern in eine liebevolle Familie geboren. Eine Familie, die es verstand, Gastfreundschaft zu perfektionieren. Ausnahmslos jeder Besucher der Familie fühlte sich willkommen, selbst wenn der Anlass des Besuches es zunächst nicht hergeben mochte. Wie war Annies Familie noch? Ehrlich. Ja, das lässt sich sagen. Die Wahrheit wurde stets serviert, auch wenn sie noch so bitter schmeckte. Als Annie zehn Jahre alt war, zog ihr Vater sie auf seinen Schoß um ihr zu sagen, dass der Opa gestorben sei. Anni wusste nicht recht, was das bedeutete und fragte nach. Der aufrechte Vater überlegte, wie er es dem Kind besser nahebringen könne und sagte, dass der Opa tot sei. Anni verstand nun besser. Mit dem Wort tot konnte sie mehr anfangen. Sie erinnerte sich daran, dass vor zwei Jahren ihr Haustier - sie hatte einen Hamster - von einem Tag zum anderen nicht mehr da war. Als sie ihren Vater fragte, wo ihr Hamster sei, bekam sie zur Antwort: „Er ist tot“. Als sie wissen wollte, wann der Hamster denn wieder kommt, sagte ihr Vater, das sei ungewiss. Anni wartete zwei Wochen und als sie eines Tages von der Schule heim kehrte, saß ein neuer Hamster in ihrem Käfig, der dem alten in Farbe und Form glich. Anni begann nun zu schlussfolgern. Tot heißt zwei Wochen warten und sich über den Neuen freuen. Bei ihrem Opa ging die Rechnung jedoch nicht auf und Anni war sehr enttäuscht und traurig. Solange sie auch wartete, aber ein neuer Opa kam nicht. Es sollten noch weitere Jahre vergehen bis Anni begriff, dass sich Tiere schneller als Menschen ersetzen lassen.
In der Schule war Anni sehr beliebt, bei den Schülern und den Lehrern, das ist selten. Annis Freunde mochten sie sehr, weil sie eine gute Zuhörerin war. Annis Lehrer hielten große Stücke auf sie, weil sie viele Fragen stellte und Interesse am Unterricht zeigte. Einmal hörte sie eine Lehrerin sagen, dass sie, Anni, ein aufgewecktes Kind sei. Anni verstand nicht recht, weil sie sich nicht daran erinnern konnte, jemals im Unterricht eingeschlafen zu sein. Als Anni zwölf Jahre alt war, machte ihr ein gutaussehender Schüler aus der Parallelklasse den Hof, so hat es der Vater gesagt. Anni wusste, dass es stimmte, weil er den Hof ihres Zuhauses überquerte, um sie zu fragen, ob sie mit ihm zur Abschlussfeier gehen mag. Anni bejahte, weil sie ihn nett fand und noch keine Begleitung für die Feier hatte. Als ihre Begleitung ihr zum Tag der Abschlussfeier eine Rose mitbrachte, dachte sich Anni, dass diese Geste sehr aufmerksam ist. Sie nahm die Rose, schnitt ein paar Zentimeter vom Stiel ab - ihre Tante ist Floristin und sagte ihr, dass das das Leben der Rose verlängerte und Anni wollte nicht schon wieder mit dem Wort tot konfrontiert werden - und stellte sie in ein Glas. Nach dem Abschlussball begleitete der gutaussehende Parallelschüler Anni noch nach Hause. Sie war dankbar, weil sie ungern allein im Dunkeln unterwegs gewesen wäre. Vor der Haustür angekommen fragte er Anni, die an diesem Abend wunderbar aussah - sie hat sich von ihrer großen Schwester die Haare eindrehen lassen und zur Feier des Tages ihr schönstes Kleid aus dem Schrank genommen -, ob er ihr zum Abschied einen Kuss geben könne. Anni, die sich schwer damit tat, jemandem einen Wunsch auszuschlagen, denn sie kam aus einer gastfreundlichen Familie, daran sei an dieser Stelle noch einmal erinnert, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Für einen Moment glaubte Anni, so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen gesehen zu haben. Doch sie schob diesen Gedanken bei Seite, war es ihr doch wichtig, den Abend mit einem fröhlichen Gemüt ausklingen zu lassen. In den nächsten Tagen fühlte sie sich von ihrer Abschlussfeierbegleitung beobachtet. Wo immer sie hingehen wollte, folgte er ihr. Egal was sie sagte, er stimmte ihr zu. Sie erlaubte sich einen Scherz und sagte, dass sie gerne Pferdefleisch esse - sie wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es wirklich Menschen gibt, die Pferdefleisch essen - und er betonte, es sei sein Lieblingsgericht. Am Ende nahm sie an, er hätte einen Scherz mit ihr gemacht. Die Wochen zogen ins Land und die Ferienzeit neigte sich dem Ende. Anni bereitete sich in Gedanken auf den Besuch der neuen Schule vor und hoffte, dass Lehrer und Schüler sie gleichermaßen mögen würden. Denn ein gastfreundlicher und ehrlicher Mensch wie Anni kommt mit dem Gefühl der Ablehnung nur sehr schwer zurecht. In ihrer neuen Klasse fand sich Anni schlechter zurecht, als sie es sich gewünscht hätte. Sie konnte freilich immer noch gut zuhören und fand deshalb bei einigen ihrer Mitschüler auch schnell Anschluss, aber wenn sie ehrlich war, dann interessierten sie die Themen kaum, die besprochen wurden. Doch weil Anni so sehr darum bemüht war, ein harmonisches Leben zu führen, begehrte sie nicht auf und schwamm mit dem Strom. Ihre Klassenlehrerin war sehr aufmerksam und Anni glaubte zu wissen, dass sie ihren Beruf gern machte. Ihre Lehrerin kam jeden Tag mit einem Lächeln im Gesicht zur Schule, selbst wenn die Schüler sich für Annis Geschmack unmöglich verhielten. Das beeindruckte Anni sehr. Einmal jedoch verschwand dieses Lächeln aus dem Gesicht ihrer Lehrerin und Anni war sehr verunsichert, weil sie nicht wusste, was passiert war. Sie konnte ihre Lehrerin unmöglich fragen, was geschehen ist, aber genau danach verlangte es ihr. Anni beschloss, ihre Lehrerin noch eine Weile zu beobachten. Sie hoffte, dass die Fröhlichkeit nur vorübergehend verschwunden ist und bald wieder ihren Weg zurück finden würde. Doch alle Hoffnung zerschlug sich als sie ihre Lehrerin mit Tränen in den Augen das Lehrerzimmer verlassen sah. Der Unterricht, den sie an diesem Tag hätte geben müssen, fiel aus. Betrübt kehrte Anni heim und dachte darüber nach, wie sie fortan mit dieser Situation umgehen möchte…




copyright © by stayinthelife. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Fortsetung folgt...
stayinthelife - 07.12.2013 10:39
. . .
windhover - 05.12.2013 15:16
Fortsetzung?
hallo
es wäre schön,wenn die Geschichte weitergeschrieben wird.
Bin schon sehr gespannt darauf
Kleine45 - 04.12.2013 11:51
Weiter?
strassentaube - 03.12.2013 17:32

>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<