von Miss-Cold-Ember
Ruhelos streifte ich durch die samtenen Sonnenstrahlen, dem reizenden Grün und der Intensität des Schleiers, der sich anmahnte über die Erde zu wachen und dann, wenn sich der Feuerball zur Ruhe gelegt hatte, in ein schwarzes Gewand mit vielen Glitzernden Seelen, so sagte man mir, hüllen sollte.
Mein Weg führte mich zu einem Platz, an dem ich allein sein und nur ein hoch erhabener, massiver und freundlich wirkender Baum in meiner Anwesenheit verweilen sollte. Ich lehnte mich an diesen treuen Freund, der mir schon unzählige Male einen stillen Trost geschenkt und seine festen Arme um mich gelegt hatte. Mit seiner Weisheit und seinen Worten, die selbst den grimmigsten aller Geschöpfe in dieser wundersamen Sphäre ein Glücksgefühl zaubern konnte, brachte er auch mich jedes Mal von Neuem dazu, ausgestreckt im Gras zu liegen und lauthals dem Blauen Schleier über mir ins Gesicht zu lachen. Doch dieses Mal würde es anders sein.
Ich lehnte mich an seinen halt gebenden Stamm, als befürchtete ich jeden Moment umzufallen, starrte das Meer der sich wiegenden Halme entlang, um dann mit meinen Blick an einer plätschernden Quelle zu landen. Von dort heran, trugen die Winde das freudige Spiel der Naturgeister. Diese Wesen, die mir so sehr ähnelten und doch auch so verschieden waren, tanzten und sangen so frei wie ich niemals sein könnte.
Ja, ich beneidete die Nymphen um diese Wesenzüge, bewunderte sie dafür im Einklang mit etwas zu leben, was ich niemals verstehen werde und himmelte sie an, weil sie wunderschön anzusehen waren.
Ein Schwall meines Atems kroch schwer über meine Lippen und fiel hart zu Boden. Fast glaubte ich die reinen Glückseligen, in ihrem Tanze, damit erschreckt zu haben, jedoch trug mich mein Auge, wie so vieles.
Wieso konnte ich nicht so sein wie sie? Wieso bin ich, als das auf diese verwunschene Bastion gekommen, was ich bin? Armselig, ruhelos, schwach, geleitet von Trieben, die ich nicht einmal der grausamsten Hexe im Land gewünscht hätte. Und doch, selbst diese war immer noch etwas Besseres als ich, so sagten sie.
Was war ich denn schon? Kräfte besaß ich nicht wie die anderen, konnte nie fliegen, nie endlos schwimmen, noch lange Taten vollbringen.
Mein Blick streifte sich ab von dem wilden, aufreizenden Tanze der lieblichen Mädchen, die nur leicht bekleidet waren und frohlockend ihre Blumen und Kränze trugen, sowie ihre Blicke verruhten, das sie mir helfen würden, jedoch mich im tiefsten Herzen nicht wollten.
Mein Auge suchte sich seinen Weg nach oben, um nur ein weiteres Wesen zu entdecken, was mich verpönte, wenn es mich sah.
Seine breiten Flügel schienen auf einem unsichtbaren Weg zu gleiten, sein gewaltiger Körper glänzte, als das Licht sich auf ihm tummelte und schimmerte in einem freudigen blau zurück. Sein spitz zulaufender Kopf jagte jeden Ehrerbietung ein, der ihn nur erahnte und sein langer, makelloser Schweif, war sehr wohl nicht nur lukrativ beim Schweben durch die Lüfte, sondern auch eine imposante Waffe, die nur von seinem Feuer Odem übertroffen wurde.
Dieses Geschöpf, die Vereinigung des Sieges über alle Urmächte, würdigte mich doch keines noch so abschätzigen Blickes.
Ich muss zugeben, der Herr über alle Wesen hier jagte mir mehr, als einen eisigen Schauer über den Rücken. Der blaue Drache beschwor jede Angst in mir und lies sie sich gegen mich verbünden. Zitternd lag ich nun da, umklammerte meinen letzten und Einzigen Freund. Ein Stück Holz mit verwelkenden Blättern, hoffte das ich es eines Tages verstehen würde, hoffte das es irgendwann nicht nur mich geben würde, flehte zu jeden der mich zu hören vermag, dass ich doch nicht so anders sein konnte als sie und das sie aufhören sollten mich zu hassen.
Wieder einmal erkannte ich jedoch nur, dass ich allein war, allein in einer Welt in denen Drachen, die Herrscher waren, in denen Nymphen ihre Natur lieben und pflegen konnten und so die Flüsse noch rein waren, in denen Phönixe aus der Asche wiederkehrten und allen Frieden brachten, in denen Kobolde ihr Unwesen trieben, in der ein Greif für Gerechtigkeit sorgte, in denen Hexen für Possen, Spielerei und Heilung der Kranken verantwortlich waren und in der so viele Wesen, Geister, Götter, Riesen, Zwerge, Gestalten und all die anderen für denen ich mir zu angemessener Zeit einen Namen suchen werde, in Harmonie lebten.
Doch, jemand wie ich es war, konnten und wollten sie nicht. Ich passte nicht hier her, besitze keine Magie, keine Flügel, kein langes Leben, nichts Mystisches noch Schauderhaftes.
Das Einzige was ich besitze ist eine Seele. Ein Wesen in mir, was meine einzige Stärke ist, was mich dazu bringt zu hassen, mich zu ängstigen, zu weinen, zu lieben, etwas was mich zu dem macht was ich bin.
Ein einzelner Mensch.
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Miss-Cold-Ember. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.