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Aus dem Nest in den Dschungel

von halfdevil


Aus dem Nest in den Dschungel

Na toll!
So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.
Hier stehe ich nun, in dem Haus, das lange mein Zuhause war und jetzt war es auf einmal vorbei.
Ein Haus von so vielen.
Wie es dazu kam?
Ach so, vielleicht sollte ich von vorne beginnen.

Vor drei Jahren fing ich mit dem Reiten an. Nicht dieses klassische Reiten, sondern Westernreiten. Schon der Name verspricht einen Hauch von Freiheit, Natur und viel Spaß.
Ab ungefähr diesem Zeitpunkt kam es dazu, dass ich immer öfter am Stall und immer weniger in der Schule war. Zuerst war das auch ok, aber später wurden meine Schulnoten immer schlechter und ich konnte nicht mehr mithalten das Resultat war, dass ich in der Elften sitzen blieb. Meine Eltern machten daraus eine Riesensache. Sie waren natürlich der Meinung, ich sollte mich mal mehr dahinter klemmen, schließlich sollte aus mir ja mal was besseres werden. Wie oft hatte ich schon diesen Spruch gehört. Meine neuen Klassenkameraden habe ich, glaube ich auch ein- zweimal gesehen, danach war ich aber wieder am Stall, null Bock auf Schule.
Ja und dann, gerade heute auf meinem achtzehnten Geburtstag, meint meine Mum, dass es wirklich reicht.
Ich stehe in meinem Zimmer und erkenne es kaum wieder. Meine ganzen Sachen sind gepackt, fein säuberlich in Kisten gepackt.
Mum hat nur einen Satz gesagt, den ich nie vergessen werde:
„Alex, es reicht, bis heute Nachmittag sind alle Sachen weg! Wenn nicht, kommen sie auf den Sperrmüll!“
Dann ist sie gefahren.
So und nun ist guter Rat teuer, denn meine Mum meint grundsätzlich das was sie sagt.
Die Volljährigkeit hab ich mir etwas anders vorgestellt und die Einweihung meines Corsas auch. Langsam trage ich jede Kiste die Treppen runter und verfluche insgeheim meine Eltern, mein Leben und was mir sonst noch so alles einfällt. In mir ist alles leer, und langsam beginnt sich diese Leere mit Hass zu füllen. Wie kann sie nur so gemein sein? Ich bin doch ihre Tochter, oder etwa nicht? Aber bieten lass ich mir das nicht, sie wird schon sehen was sie davon hat. Wenn sie zurück kommt und sieht, dass tatsächlich alle meine Sachen weg sind, wird sie sich schon entschuldigen. Jetzt habe ich mein ganzes Hab und Gut im Wagen, der leise unter dieser ungewohnten Last stöhnt. Ich sitze hinter dem Lenkrad und weiß, dass wenn ich jetzt los fahre es kein zurück mehr gibt.
Langsam drehe ich den Zündschlüssel um, der Corsa springt auf anhieb an und mir wird schlagartig schlecht. Wo will ich eigentlich hinfahren. In meiner blinden Wut habe ich doch glatt vergessen das ich ein neues Zuhause brauche. Meine Göttin, steh mir bei, ein neues Zuhause- wie sich das anhört! Als Vergleich fallen mir dazu nur Anzeigen im Wochenblatt ein: Junge Katzenbabys suchen ein neues Zuhause, nur in gute Hände abzugeben.
Leider bin ich nicht zum Scherzen aufgelegt.
Der Wagen läuft immer noch vor sich hin, ich sollte jetzt wirklich losfahren, aber wohin?
Erst mal zum Stall.
Für den Weg braucht man unter normalen Umständen zwanzig Minuten, heute brauch ich etwa eine Stunde und nicht etwa weil ich heute das erste Mal fahren darf, sondern weil ich einfach nicht weiß, ob es die richtige Entscheidung ist.
Am Stall hab ich schon öfters mal übernachtet, wenn es am Wochenende zum Turnier ging oder in den Ferien, ich hab dort sogar ein eigenes Zimmer. Aber wie soll ich Karin und Klaus erklären, dass ich jetzt bei ihnen wohnen werde und was werden sie darauf sagen. Am Stall angekommen mach ich den Motor aus und bleib erst mal noch sitzen. Zum fünfzigsten Mal gehe ich meine Ansprache durch. Wo ist nur mein Mut und meine Spontanität geblieben. Hilfe, hört mich denn niemand?
Da kommt Karin auch schon aus dem Stallgebäude. Mein Herz überschlägt sich fast. Oh Göttin wo bist du nur, steh mir bei!
Jetzt kann ich verstehen wie Leute in schwierigen Lebenslagen plötzlich gläubig werden. Aber bevor ich gläubig werde, werde ich eher ohnmächtig. Zögernd steige ich aus dem Auto, unter anderem Umständen wäre ich wahrscheinlich super stolz gewesen.
Das erste Mal am Stall und das mit meinem Auto und nicht etwa mit dem Bus. Aber heute ist alles anders.
Karin schaut sich meinen kleinen fahrbaren Untersatz an.
„Wow, wusste gar nicht das du ein Wohnmobil hast“, platzt es aus Karin raus und aus mir auch, ich fange tierisch an zu weinen. Mit fragenden Blicken nimmt sie mich erst mal in die Arme und mit in die Küche. Dort macht sie mir einen Tee.
Unter Schluchtzern und Säufzern erzähl ich ihr was passiert ist. Schlimmer kann es nicht mehr werden, denk ich mir und frag sie einfach: “Kann ich wohl bei Euch wohnen, ich weiß doch sonst nicht wohin.“ Ich trau mich gar nicht sie anzusehen, in meinen Händen halte ich den jetzt nur noch lauwarmen Tee und warte auf eine Antwort. Minuten scheinen zu vergehen dabei sind es nur Sekunden bis sie sagt:
„Klar kannst du hier wohnen, muss zwar noch mit meinen Mann reden, aber das geht schon klar. Ich springe auf, knall die Teetasse auf den Tisch und fliege Karin, diesem Engel, in die Arme. Sie drückt mich kurz fragt mich aber dann:
“...und was ist mit der Schule!!!“
Ups, und schon bin ich wieder auf den Boden der Tatsachen angekommen. Shit, daran habe ich ja noch gar nicht gedacht.
„Ach, das mit der Schule krieg ich schon hin“, sage ich zu ihr, mache mich dann aber gleich auf dem Weg um schon einmal die Kisten auszuladen.
Schon ein komisches Gefühl. Hier werde ich jetzt wohnen.
Nun stehe ich in meinem neuen Zimmer.
Mein Zimmer, schon wieder dieses komische Gefühl, aber was soll´s, wird schon klappen und das mit meiner Mum krieg ich auch wieder hin.
Langsam drehe ich mich im Kreis und lass mich einfach von meinen Augen führen. Vor mir steht ein Bett, rechts daneben ein Sofa mit einem Schreibtisch, links daneben ein Kleiderschrank und jeweils dazwischen kaum Platz.
Über dem Bett ist ein kleines Fenster,
durch das die Sonne hereinschaut.
Na ja, wenigstens regnet es heute nicht.
Zunächst baue ich mal meinen Computer auf, jetzt nur noch das zweit wichtigste in meinem Leben, gleich nach dem Auto.
Macht sich gar nicht so schlecht hier in dem Raum, jetzt muß ich nur noch die restlichen Sachen ausräumen, nur wohin mit dem ganzen Kram? Ach egal, erst mal geh ich runter auf den Hof und schau mal nach, ob inzwischen schon irgendwer da ist.
Das ist das gute an meinem neuen Wohnort, ich brauch nur vor die Tür gehen und alle meine Freunde und Bekannten treffen sich dort. Aber heut scheint wohl niemand da zu sein.
Stimmt, ist ja auch erst zwei Uhr und die meisten kommen erst so gegen vier, nach Feierabend.
Hatte ich total vergessen.
Doch von weitem höre ich ein Motorengeräusch. Ein grüner Polo biegt in die Straße ein und parkt direkt neben meinem Wagen.
Aus dem Polo steigt Jessy, meine Traumfrau und das totale Gegenteil von mir. Sie hat lange dunkelblonde Haare, ist einen halben Kopf größer als ich und hat eine riesengroße Klappe, wofür ich sie aber noch mehr liebe. Bei ihr passt der Spruch: „Man sieht sie noch nicht, man hört sie aber schon“ ganz gut.
Mit Jessy und mir ist das so eine Sache.
...

Copyright Conny Scholz
(BOD-Verlag) ISBN 9783833493461



copyright © by halfdevil. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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