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Aus zwei verschiedenen Welten

von Moon84


Aus zwei verschiedenen Welten

Alex freute sich schon den ganzen Tag auf diesen Abend. Seit einigen Wochen stand fest, dass sie seit langem wieder an diesem freien Samstag mit ihren drei Freundinnen, Anna, Michaela und Yvette, einen richtigen Weiberabend machen wollte - erst Kino und dann Disco...

Nach dem Film „Sex and the City“ waren die vier jungen Frauen noch aufgedrehter als sonst. Sie lachten und alberten auf dem Weg zur Disco wie kleine Mädels herum.
Endlich in der Disco angekommen, bestellten alle erst einmal einen Cocktail. Alex erhob als Jüngste in der Runde das Glas und prostete ihren Freundinnen ein „auf unseren Weiberabend“ zu. Doch kaum hatte sie einen Schluck genommen, wurde sie auch schon von Yvette an der Hand gepackt und auf die Tanzfläche gezogen.
Normalerweise war Alex kein großer Fan vom Tanzen. Zu Hause, wo es keiner sah, war das gar kein Problem, aber hier bei all den Menschen fühlte sie sich unwohl. Warum das so war, konnte sie auch nicht sagen. Sie war sportlich, hatte eine frauliche Figur und das gewisse Gefühl für ihren Körper und den Rhythmus. Doch nun fühlten sich ihre Arme und Beine an, als ob sie nicht zu ihrem Körper gehören würden.

Alex stand völlig unsicher auf der Tanzfläche und spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Sie zermarterte sich ihren Kopf, wie sie am besten dieser peinlichen Situation schnellstmöglich entfliehen könnte. Doch ehe sie eine Lösung fand, wurde Yvettes Griff an der Hand fester und Alex wurde zum Rhythmus der Musik gedreht. Anfänglich schaute Alex unsicher in die Runde. „Werde ich etwa von anderen Discogängern beäugt?“ fragte sie sich. Da dies aber scheinbar nicht der Fall war, gab sie sich, ohne es zu merken, dem Takt des Liedes hin. Es machte ihr Spaß und das zeigte sie auch. Sie drehte sich, lachte und konnte gar nicht genug davon bekommen. Mal tanzte sie mit Yvette oder Anna und dann wieder mit Michaela. Dabei bemerkte Alex zuerst gar nicht, dass sie von der gegenüber liegenden Seite der Tanzfläche intensiv beobachtet wurde.

Erst als einige Songs später die vier Mädels die Theke wieder ansteuern wollten, glaubte Alex, bohrende Blicke ganz deutlich in ihrem Rücken zu spüren. Sie drehte sich um, suchte den Ursprung dieser stechenden Blicke, konnte aber nicht die dazu gehörigen Augen in der Menschenmenge finden. Sie hatte allerdings auch nicht lange genug Zeit, darüber nachzudenken, da ihr Anna auch schon ein neues Glas Rotwein vor die Nase hielt. Sie tranken und alberten so lange herum, bis das gemeinsame Lieblingslied von Alex und Yvette durch die Boxen dröhnte. „Apologize !!!“ Sie liebten diesen Song. „Komm lass uns tanzen!“ rief Yvette und so hielt es die Beiden auch nicht mehr auf ihren Hockern. Sie stürmten auf die Bühne zu all den Pärchen. Doch das störte sie nicht im Geringsten, sie nahmen einander in die Arme und fingen an zu tanzen.

Schon wieder spürte Alex diese bohrenden Blicke auf sich ruhen. War wirklich sie oder doch die vollbusige Blondine in ihren Armen gemeint? Yvette war ein Weib, wie es im Buche steht... blonde lange Haare, große blaue Augen und Kurven, die jede Frau neidisch machten und jeden Mann um den Verstand brachten. Die Blicke konnten also nur Yvette gelten, das war ganz klar! Während Alex beim Tanzen noch immer in Gedanken versunken vor sich hin starrte, schoben sich zwei riesige rehbraune Augen am anderen Ende der Bühne in ihren Gesichtskreis. Erst nach einigen Sekunden konnte sich Alex von diesem hypnotisierenden Blick lösen und nahm den Rest der Person wahr. Dort stand eine junge schlanke Frau. Ihre braunen, halblangen Haare standen lockig vom Kopf ab und rahmten ein Gesicht mit verträumten Augen, einer schmalen Nase und vollen Lippen ein. Diese Unbekannte starrte eindeutig Alex und nicht Yvette an! Alex war wie gebannt von dieser Erscheinung. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von der wunderschönen jungen Frau und ihren durchdringenden Augen abwenden.
Und schon wieder schoss die Schamesröte in Alex' Gesicht. Was war nur mit ihr los? Kannte sie die junge Frau irgend woher? Nein. Doch weshalb reagierte sie dann so auf diese Blicke? Alex musste runter von der Bühne – aber schnell.

An der Theke fragte Yvette: „Was ist denn los?“ „Ach, nichts weiter. Ich wollte nur was trinken... bin nämlich kurz vorm Verdursten.“ Alex hoffte, dass Yvette ihr diese Ausrede abnahm, schickte noch ein entschuldigendes Lächeln hinterher, dem niemand widerstehen konnte und nahm einen großen Schluck von ihrem Rotwein. Gleichzeitig versuchte sie äußerst unauffällig nach dieser jungen Frau Ausschau zu halten, die solch eine Wirkung auf sie hatte. Doch sie war wie vom Erdboden verschluckt...
Auf der einen Seite erleichtert, aber auf der anderen Seite fast ein bisschen enttäuscht wandte sich Alex ihren Freundinnen zu und feierte weiter mit ihnen. Dennoch hatte sie noch immer das unbestimmte Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Sie tat dies jedoch als bloße Einbildung ab und konzentrierte sich vollständig auf Anna, Yvette und Michaela, die ausführlich von den neusten Gerüchten auf der Dienststelle berichteten.

Nach einiger Zeit machten sich die Cocktails und der Rotwein bei Alex bemerkbar und sie machte sich zu den seltsamer Weise fast leeren Damentoiletten auf. Dort wählte sie wie immer die letzte Toilette. Nachdem sie sich erleichtert hatte, steuerte sie zielsicher die Waschbecken an. Sie beugte sich über das Becken und ließ das kühle Wasser über ihre Hände und das gerötete Gesicht fließen. Dabei schloss sie die Augen und genoss den kurzen Moment der Ruhe. Im Hintergrund hörte sie abgeschwächt die dumpfen Bässe, welche durch das kurze Öffnen der Tür für einen Augenblick laut in den Toilettenvorraum dröhnten.
Alex öffnete wieder die Augen, hob den Kopf und blickte in den Spiegel. Im Spiegel sah sie aber nicht nur in ihre eigenen Augen, sondern auch in ein fremdes Paar, welches ihr auf eine seltsame Weise dennoch so vertraut zu sein schien. Diese braunen Augen hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt.
Ruckartig drehte sich Alex zu der Unbekannten um, welche langsam auf sie zu kam. Was sollte sie bloß tun? Was hatte die Unbekannte vor? Unbewusst machte Alex kleine Schritte zurück, bis sie plötzlich die Toilettentür der letzten Kabine im Rücken spürte. Sie kam sich vor wie ein Tiger im Käfig. Was würde als nächstes passieren? Doch ehe Alex sich diese Frage beantworten konnte, kam die unbekannte, junge Frau immer näher auf sie zu. Sie streckte den Arm nach Alex aus, doch bevor sie sie berühren konnte, stolperten beide Frauen fast ein wenig erschrocken in der Toilettenkabine. Noch weiter konnte Alex nicht mehr zurück. Die Unbekannte und sie standen nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt voreinander. Und nun schloss sie auch noch die Tür hinter sich... Alex fühlte sich wie erstarrt und war weder in der Lage, etwas zu sagen noch ihren Blick von der Unbekannten abzuwenden. Vielmehr klopfte ihr das Herz so stark bis zum Hals, dass es selbst der Unbekannten auffallen musste. Diese sah Alex jedoch ganz ruhig mit fragendem Blick in die Augen. Alex schluckte.
Und dann geschah etwas, mit dem Alex nie gerechnet hätte. Eine ihr völlig fremde junge Frau, mit der sie noch kein Wort gewechselt hatte, beugte sich langsam nach vorn, hob die rechte Hand und berührte ganz sacht die Wange von Alex. Ein Blitz durchzog ihren Körper, gefolgt von einer Gänsehaut, wie sie Alex noch nie zuvor gespürt hatte. Sie konnte sich nicht dagegen wehren und schloss die Augen. Umso erschrockener war sie, als sie plötzlich die weichen und warmen Lippen der Unbekannten an ihrem Hals spürte. Ganz vorsichtig strich der fremde Mund über ihre Haut und öffnete sich, nur um eine Zunge freizugeben, die noch behutsamer an Alex' Hals hinauf bis zum Ohrläppchen fuhr. Dort angelangt, saugte sie ganz leicht, um sich gleich einem neuen Ziel zu zu wenden. Der Weg führte über die Wange direkt zum Mund.
Alex wusste nicht, wie ihr geschah. Sie wagte es kaum zu atmen. Ihre Beine wollten ihr nicht mehr gehorchen und sie musste sich an der Wand hinter ihr abstützen. Diesen Moment nutzte die schöne Unbekannte, um noch näher an Alex heranzutreten. Sie fasste Alex an der Hüfte, zog sie an sich und brach damit auch den letzten Rest von Alex' Widerstand. Gleichzeitig wurde ihr Kuss immer leidenschaftlicher, so dass sich Alex vollends hingab. Ohne darüber nachzudenken, öffnete sie ihre Lippen und gewährte der neugierigen, aber dennoch sanften Zunge Einlass. In Alex' Kopf wirbelte alles herum. Was passierte hier? Sie küsste eine Frau, wie sie noch nie jemanden zuvor geküsst hatte. Aber stopp!!! Noch unbegreiflicher war für sie, dass es eine Frau war, die sie küsste... Doch ehe sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, ging erneut die Tür zum Toilettenvorraum auf und eine Stimme holte Alex zurück in die Wirklichkeit: „Julia? Bist du hier?“
Abrupt löste sich die Unbekannte von Alex, murmelte ein „Das war wirklich schön. Vielleicht sieht man sich ja mal.“ und stürmte aus der Kabine heraus. Alex blieb völlig durcheinander und aufgewühlt zurück. Nach einiger Zeit taumelte sie aus der Toilette heraus. Ihre Knie waren noch immer weich. Sie leckte sich über ihre Lippen und spürte noch ganz deutlich den weichen Mund der Unbekannten, die anscheinend Julia hieß. Bei ihren Freundinnen zurück konnte sie sich nicht mehr richtig auf den Abend konzentrieren. Immer wieder sah sie sich um, in der Hoffnung Julia wiederzusehen. Doch sie war verschwunden... und so neigte sich der Weiberabend seinem Ende zu.

Einige Wochen später...
Alex hatte diesen Abend einfach nicht vergessen können. Ständig hing sie ihren Gedanken nach und ließ das Geschehene erneut vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Was war da bloß passiert?
Doch jetzt hatte sie keine Zeit, über die Unbekannte nachzudenken, vielmehr musste sie sich auf den bevorstehenden Einsatz vorbereiten – eine Demo gegen Polizeigewalt und -willkür anlässlich der Geschehnisse in Griechenland. Nach der Einweisung nahmen Alex und ihre ihr unterstellten Beamten Position ein. Ihr Auftrag lautete, den Aufzug durch die Innenstadt zu begleiten.
Alles verlief wie immer. Der Demonstrationszug setzte sich in Bewegung und machte wenig später auf dem Rathausvorplatz Halt. Die Demonstranten hielten ihre selbst gemachten Schilder hoch und es folgten diverse Redebeiträge. Alex hielt die Augen auf, immer damit rechnend, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte. Dabei ließ sie ihren Blick über die Menschenmenge gleiten. Aber was war das? Stand dort nicht die unbekannte Schöne namens Julia? Ihre Locken standen wild von ihrem Kopf ab und ihre rehbraunen Augen leuchteten kampflustig. Das konnte doch nicht sein! Alex starrte völlig überrascht auf diese eine junge Frau, die ein Schild mit der Aufschrift „Gegen Polizeiwillkür“ in ihren Händen hielt. Sie demonstrierte gegen das, woran Alex glaubte und wofür sie mit ganzem Herzen einstand. Plötzlich trafen sich ihre Blicke. Das Entsetzen stand in beiden Gesichtern geschrieben...





copyright © by Moon84. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Das Warten hat ein Ende...
Teil 2 ist zum Lesen und Kommentieren frei gegeben...
Moon84 - 23.03.2009 11:15
Nice
Hopma - 20.03.2009 21:36
und weiter???
Bettina87 - 07.03.2009 20:47
WOW
Eglantine83 - 04.03.2009 18:37
Keine Panik !!!
Moon84 - 04.03.2009 13:15

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