von atayari
Ganz allmählich stapeln sich dunkle Wolken vor die Sonne und drücken den Horizont platt. Ich beobachte die langsamen Veränderungen eine Weile. Wolke vor Wolke.
Mir macht es nichts aus, dass es bald regnen wird. Ich stelle mir vor, wie es wäre, gegen die Böen anzurennen, prasselnde Tropfen im Gesicht, regennasse Haare in der Stirn, aus denen Rinnsale in den Kragen laufen, und tief den Geruch nasser, schwerer Herbsterde einzuatmen.
In meinen Gedanken drehe ich mich um, jauchzend, und da ist ein Gesicht, strahlend, nass vom Regen, zum Himmel geworfene Arme, ein perlendes, übermütiges Lachen, das meine Ohren kitzelt. Durch Pfützen platschende Füße, Wasserfontänen, die glitzern in grauem Regenlicht.
Die letzten Sonnenstrahlen, die es durch die Wolken schaffen, überziehen die Landschaft mit einem ungleichmäßigen Schattenmuster. Ich denke an Regenbogen vor bleigrauen Wolken und lächle.
Blitzende, dunkle Augen über weißen Zähnen. Warme Lippen und kalte Wassertropfen.
Vor meinem Fenster jetzt Wald. Laubwald im Herbst.
Fast kann ich den Geruch wahrnehmen, das schwere Aroma von nassem Laub, modrigem Holz und feuchtem Moos. Ich höre die lebendige Stille des dampfenden, tropfenden Waldes, nur unterbrochen von unserem vom Rennen und Lachen atemlosen Keuchen. Kicherndes, blubberndes Glück. Hand in Hand.
„Thank you for travelling with Deutsche Bahn, and Good Bye.“, holt mich eine Stimme in die Realität zurück. Menschen wuseln. Taschen, Jacken, Rucksäcke. Knisternde Bahnhofsdurchsagen, die niemand versteht. Dann wieder allmähliche Stille. Das Bordbistro befindet sich in Wagen fünf. Niemand steht auf.
Sie ist nicht hier.
Erste Regentropfen landen auf der Scheibe. Wasserwürmer beginnen ihr emsiges Wettrennen. Ich schaue ihnen zu, während ich warte.
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atayari. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.
