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Begegnung mit Dir

von dieJoey


Es ist ein trüber und regnerischer Tag. Die schwarzen Wolken verdecken all die Wärme und all die Sonnenstrahlen, die einmal waren. Ich seufze leise und schaue mich um. Außer uns ist Niemand da – genau, wie ich es geplant habe.
Ich stehe vor Dir. Hebe und senke meinen Blick. Meine Füße ziehen in dem knirschenden Kiesweg unter mir leichte Kreise. Ich spüre, wir mir die Röte ins Gesicht steigt.
"Du warst noch nie gut darin, Deine Nervosität zu verbergen", höre ich Dich sagen.
Ich schmunzle und streiche mir mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht, mit der Anderen umklammere ich fest die dunkelroten Rosen, die ich Dir anlässlich zu unserem Jahrestag gekauft habe.
Diese Begegnung mit Dir fällt mir äußerst schwer. Ich würde sie gern aufschieben, obwohl ich weiß, dass ich eines Tages mit Dir reden muss. Zu viele Dinge gibt es, die ich Dir sagen will... schon immer sagen wollte.
Erwartungsvolle Stille. Verlegenheit. Angst. In solchen Momenten ziehst Du für gewöhnlich gern eine Augenbraue hoch und schaust mich provozierend und neckend an. Dein funkelnder Blick – wie sehr er mich doch schon immer faszinierte.
"Vor genau drei Jahren lernten wir uns kennen und kamen zusammen", beginne ich endlich und breche somit das lange Schweigen. "Und bevor Du auch nur irgendetwas sagst, lass mich bitte ausreden!"
Ich betone den letzten Satz scharf und eindringlich, weiß ich doch, wie gern Du mich unterbrichst, um mich nervös zu machen, in der Hoffnung, meine Argumentation und Entschlossenheit schwächen zu können.
"Ich bereue es sehr, dass es so schnell mit uns auseinander ging und habe lange damit gekämpft, uns noch eine Chance zu geben", fahre ich fort und mit jedem ausgesprochenen Wort werde ich sicherer, selbstbewusster und fester in meiner Stimme. "Ich weiß, ich habe es Dir nicht einfach gemacht. Ich habe meine Fehler, so wie Du auch Deine hast. Wir haben einander sehr verletzt, viele Dinge gesagt, die wir nicht sagen wollten. Und alles nur aus gekränkter Eitelkeit und verletztem Stolz.
Und dann bist Du einfach gegangen. Ich habe versucht, Dich zu halten. Und obwohl wir einander immer wieder näher kamen, nur um uns wieder aufs Neue zu verletzen, so wusste ich doch, dass wir zueinander gehören... genauso, wie auch Du es weißt. Wir wären sicherlich glücklich geworden, wären wir bloß Beide über unseren Schatten gesprungen, um uns aufeinander einzulassen."
Ich stocke für einen Moment, bevor ich meinen Monolog nun etwas unruhiger fortführe.
"Wir haben uns verletzt... uns Schmerzen zugefügt..." Meine Stimme wird nun immer leiser und trauriger. Ich spüre die zarten Regentropfen auf meiner Haut, meinen Wangen... und schmecke sie – vermischt mit dem salzigen Geschmack meiner Tränen.
"Doch wo Schmerz ist, da ist auch Liebe."
Ich weine... lange. Und meine Worte sind plötzlich nicht mehr als ein unkontrolliertes Schluchzen.
Du rührst Dich nicht und schweigst, nimmst mich nicht in den Arm, wischst mir nicht meine Tränen fort, fährst mir nicht durch mein Haar, streichst nicht mit Deiner Hand über meine Wange, wie Du es sonst immer in solchen Momenten tust.
Kein Trost. Keine Hilfe. Du lässt mich einfach stehen – traurig, verzweifelt, hilflos.
"Ich bin wütend", gebe ich traurig zu und umklammere die Rosen so sehr, dass sich ihre Dornen schmerzhaft in mein Fleisch schneiden.
"Warum bist Du bloß gegangen?!" schreie ich nun und mit einem Mal bricht alles aus mir heraus. "Wir lieben uns doch! Verdammt noch mal! Wie konntest Du das zulassen?!"
Und plötzlich höre ich Deine Stimme, sehe Dein Lächeln und spüre Deine Hand auf meiner Wange ruhen.
"Sei nicht traurig. Nicht mehr", höre ich Dich sanft flüstern. "Ich bin bei Dir – nach wie vor. Aber es gibt noch genug andere Menschen auf der Welt. Du wirst wieder glücklich werden. Glaub mir."
Meine Wut verschwindet, meine Tränen versiegen und zurück bleibt ein Hauch Melancholie.
Tonlos knie ich mich nieder, lege Deine Lieblingsrosen vorsichtig auf die durch Tränen und Blut getränkte Erde und fahre zärtlich mit meiner Hand über Deinen Grabstein.
Erst Minuten später mache ich mich daran, Dich hier zurückzulassen. Doch bevor ich mich erneut in mein neues Leben begebe – ein Leben ohne Dich – werfe ich einen letzten Blick zurück und lächle traurig und erkennend.
"Die Leute, die sagen, es gäbe genug andere Menschen auf der Welt, lügen. Denn manchmal gibt es nur diesen Einen."
Und resignierend ziehe ich mich von Dir zurück, wohlwissend, dass wir jene Unterhaltung in genau einem Jahr erneut führen werden.




copyright © by dieJoey. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


da wird´s einem gleich anders...
Armonia85 - 26.07.2007 13:10
...
bei diesem text schießen selbst mir die tränen in die augen...
silence05 - 20.07.2007 18:52
...ach...
mystikal - 19.07.2007 00:58
zu Tränen gerührt..
minxx - 05.07.2007 14:25
zu Tränen gerührt..
minxx - 05.07.2007 14:24

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