von regenbogenkeks
Ich wachte auf und fühlte mich genauso müde wie zuvor. Wie lange hatte ich geschlafen?
Ich schaute hinauf zum Himmel; es waren nur wenige Wolken da und so konnte man die vielen Sterne ohne Probleme betrachten. Das Rauschen des Meeres beruhigte mich etwas, aber nun merkte ich wie kalt und einsam es hier war. Meine nackte Haut auf dem weichen Sand glich augenblicklich die einer Gans. Ich zog meine Beine an, umschlang meine Knie und schloss die Augen, den Kopf auf den Knien liegend. Ich fühlte eine Trauer in mir, irgendetwas was mich bedrückte, dessen Hintergrund ich noch nicht wusste. Ich legte mich wieder auf den Rücken und starrte nachdenklich die Sterne an. Eigentlich war alles okay. Nur – es war kalt und ich war allein. Aber doch wollte ich ja hier hin. Mein Geist, meine Seele, hatten sich nach Besinnung gesehnt. Das ich dabei alleine sein würde, darauf war ich nicht gefasst. Doch halt – was war das?
Ich bemerkte eine plötzliche Unruhe in der Luft, das Meer rauschte noch stärker als zuvor. Ein heftiger Wind kam auf, die Wellen des Meeres würden mich gleich erreichen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich starrte wie hypnotisiert auf das Meer. Die Wellen kamen mir immer näher, aber sie schwappten nur an mir vorbei; in dem Bereich, indem ich lag, kam kein Wasser hin. Langsam schien das Wasser Formen anzunehmen – deutlich sah ich einen Arm in einer Welle eingeschlossen, dicht an mir vorbei reichend. Schon beim nächsten Wellengang wurde aus dem Arm ein halber Oberkörper, dessen Kopf nur mit einem neutralem Gesicht bespickt war. Doch Angst hatte ich nicht – ich hatte seltsamerweise das Gefühl eines Vertrauens in mir. Im Innern war mir wohlig warm, aber ob es nun von dem Vertrauensgefühl oder von der Gestalt neben mir kam, ich hätte es nicht sagen können. Zu der einen Gestalt kamen noch mehrere hinzu, und sie hatten alle schon fast einen ganzen Körper angenommen. Ich fragte mich nur, was das alles auf sich hatte. Plötzlich hatte die Gestalt links neben mir die Form eines ganzen Körpers erreicht, aber dann wandelte die Gestalt in rauchige Luft, wahrscheinlich konnte es nicht ohne Hilfe der Elemente auf der Erde sein. Mir fiel auf einmal auf, dass neben dieser einen Gestalt noch einige Andere aus dem Meer gekrochen kamen. Das Luftwesen stieg nun empor und zog einen Kreis um mich – die anderen folgten ihr. Ich vernahm sogar ein leises Flüstern, so sehr konzentrierte ich mich: „Hoff’ auf Rosen in kahler Zeit, bist du zum Leben bereit. Hoffe auf Sonne in trüben Tagen, dann musst du nicht mehr nach uns fragen!“ Sie wiederholten diesen Spruch immer und immer wieder. Sie kamen mir auch immer dichter, konnten mich fast berühren. Aber Angst hatte ich immer noch nicht. Ich hörte mir den Spruch an und bei jedem erneuten Hören wurde mir klarer, warum ich hier war und diese Wesen auch. Ich hatte meinen Sinn für’s Leben verloren. Ich dachte mein Leben wäre perfekt, ich dachte, dass alles okay ist, aber all das war es in Wirklichkeit nicht. Doch nun, durch die Wesen geweckt, sah ich die Dinge endlich mit anderen Augen. „Hoff’ auf Rosen in kahler Zeit, bist du zum Leben bereit. Hoffe auf Sonne in trüben Tagen, dann musst du nicht mehr nach uns fragen!“, flüsterten die Wesen nun nicht mehr, sondern sie sagten es mit fester Stimme, voller Überzeugung. Und ich hatte verstanden. Ich hatte tief im Innern nach Hilfe verlangt, jemand, der mir die Augen öffnen würde. Ich dachte, ich würde leben, doch ich tat es nicht.
Mein Gedankenfluss wurde plötzlich von einer der Gestalten gestört.
Sofort erkannte ich die Abweichung dieser Gestalt: Alle anderen Wesen waren nur grob im Körperbau geformt, doch diese – diese sah es wie eine Frau, eine wunderschöne Frau. Voller, nicht zu großer Busen, ein süßes Gesicht, meiner Ansicht nach, lange Haare und auch der Rest des nackten, blauschimmernden Körpers war für mich betörend. Sie tanzte um mich herum und die Anderen zogen wieder einen größeren Kreis um mich. Die Frau, bzw. das feminine Wesen, führte einen erotischen Tanz um mich herum und – sie berührte mich! Bei jeder Berührung ihrer sanften Hände auf meinem Gesicht überkam mich ein wohliges Kribbeln, vereint mit einem Blitz, der durch meine Venen zu schiessen schien. Die Frau streichelte mein Nacken, massierte meinen Rücken. Gerade gewöhnte ich mich an das warme Gefühl, da verschwand die süßliche Frau und mit einem Male verpufften die Gestalten – und alles war wie zuvor. Doch, ich glaubte nun zu wissen, was mir fehlte. Es war das Andere, ich sehnte mich nach einem Anders sein.
Seit diesem Traum bin ich glücklich, denn ich weiss, wo ich hingehöre: in die Arme einer Frau.
copyright © by
regenbogenkeks. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.