von dobbyline
Es war ein langer Abend gewesen. Ich war froh, endlich zur Busstation zu
kommen, wo zwei Minuten später auch schon der Bus kam.
Ich setze mich auf einen freien Platz, verschränkte die Arme und schloss die
Augen. Wenigstens innere Ruhe konnte ich jetzt haben, auch wenn die Leute um
mich ziemlich laut waren. <BR>
Eine Station später stieg ein Elternpaar mit einem ungefähr 11 Jahre alten
Sohn ein. Ich stutze erst, da die Frau eher wie eine Lesbe als eine gute
Ehefrau und Mutter aussah. Enttäuscht sah ich wieder nach vorne und schloss meine
Augen. <BR>
Nach einer Weile meinte die Mutter, dass es schon sehr spät sei für Kinder.<BR>
Der Vater meinte nur, und zwar so, dass es nirgends im Bus zu überhören war: <BR>
"Naja, 'ne halbe Stunde länger wird den Jungen nicht schaden! War ja n'
schöner Abend heute, oder?" <BR>
Die Frau sagte irgendwas, was ich nicht verstand. <BR>
"Ja, in zehn Jahren trinkst du dann mit mir Bier, 'ne? Ja, in zehn Jahren,
wo die Mädchen wichtiger werden..." Lachend brach er den Satz ab. Und ich
verdrehte innerlich die Augen. <BR>
Dann erzählte er noch irgendwas von er sei ja nun schon alt und für ihn,
also den Jungen, würde das Leben beginnen und er solle sich ja eine nette Frau
suchen. <BR>
Bei der nächsten Station musste ich aussteigen. Ich stand schon mal und
während der Bus zur Station schuckelte, hörte ich noch, wie der Vater weiter über
Frauen redete.<BR>
Kurz bevor ich ausstieg, drehte ich mich zu dem Vater um und sagte nur:<BR>
"Und was ist, wenn ihr Sohn schwul wird?"
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dobbyline. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.