von BurningHeart
Das Geständnis<br><br>
"Was denkst du?" Joanne's Worte rissen mich aus meinen Gedanken.<br>
"Nichts" og ich und schaute traurig durch die Frontscheibe
ihres Wagens. Langsam drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung und
betrachtete ihr wunderschönes Gesicht. Etwas hatte sich zwischen uns
geändert und auch sie spürte es. <br>
Erinnerungen an unsere erste Begegnung kamen wieder hoch.<br>
Seit der ersten
Minute an waren wir miteinander vertraut, als kannten wir uns schon seit
Jahren. Wir lachten bei einem Glas Café Latte über peinliche Geschichten aus
der Kindheit, führten tiefsinnige Gespräche über den Sinn des Lebens und
unterhielten uns über Beziehungen. Dass Joanne lesbisch ist, störte mich, im
Gegensatz zu vielen ihrer ehemaligen Freunde, nicht. Ich war zwar erstaunt
wie offen und ehrlich sie darüber redete, aber einen Grund, warum ich
deswegen nicht mit ihr befreundet sein sollte, gab es für mich nicht. Ich
sprach über meine Ex- Freunde und auch über Probleme mit meinem jetzigen
Freund und sie hörte geduldig zu.<br>
Ich weiß nicht wie lange ich Joanne schon ansah, denn sie unterbrach meine
Erinnerungen durch den Vorschlag auszusteigen um eine Zigarette zu rauchen.
Ich stieg nach ihr aus und genoss die kühle Luft. Es war ein schönes Gefühl
in einer solch klaren Sommernacht mit ihr alleine zu seine. Nur der Wind in
den Wipfeln der Bäume und das Klacken der Feuerzeuge war zu hören. Ich
musste ihr ein Geständnis machen, wusste aber nicht wie ich anfangen sollte.
Wie sehr verspürte ich den Drang in ihren Armen zu liegen, ihren Körper zu
berühren und sie zu küssen. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen und
mit jeder Sekunde wuchs in mir der Wunsch nach ihrer Nähe. Joanne saß auf
der Motorhaube und sah mich erwartungsvoll an, aber ich war nicht in der
Lage nur ein vernünftiges Wort über meine Lippen zu bringen. Wie gerne würde
ich ihr sagen welchen unwahrscheinlichen Reiz sie auf mich ausübt. Ich nahm
die letzten Züge meiner Zigarette und trat dabei von einem Bein auf das
andere.<br>
"Weißt du", sagte ich leise und ging langsam auf sie zu,
"ich habe mich von ihm getrennt, weil ich mich in einen anderen
wunderbaren Menschen verliebt habe." Mein Herz überschlug sich fast
und mein Mund wurde immer trockener. Joanne stand auf und kickte einen Stein
beiseite. "Kenn ich ihn?" fragte sie mich mit einem ungewöhnlich
harten Ton in ihrer Stimme. "Ja, du kennst diesen Menschen
und..." Sie unterbrach mich plötzlich und meinte sie wolle nach Hause
fahren. Völlig verdutzt und ohne meinen Satz zu beenden stieg ich ein.<br>
Unbehagen stieg in mir auf und ich überlegte warum sie so reagierte. Sie<br>
wusste das ich sie meinte. Tränen verschnürten meine Kehle. Am liebsten wäre
ich den Rest des Weges gelaufen. Es ließ mir keine Ruhe warum sie derart auf
mein Geständnis reagierte. Ich konnte es einfach nicht fassen, meine Welt
stürzte innerhalb von Minuten völlig in sich zusammen. Sollte das das Ende
unserer Freundschaft bedeuten? Fragen über Fragen bauten sich in meinem Kopf
auf, die ich nicht auszusprechen vermochte. Mein Magen brannte und meine
Kehle schmerzte immer mehr.<br>
Joanne schaltete das Autoradio ein und sang leise mit. Ich wusste das sie
sich so versuchte von ihrer Umgebung abzuschirmen. Langsam bogen wir in
meine Einfahrt ein. Ich muss mit ihr reden, jetzt gleich, dachte ich mir.
Sie schaltete den Motor aus und drehte das Radio leiser. "Bitte
Joanne, sag mir warum du so reagiert hast." begann ich. "Was für
eine Reaktion hast du denn erwartet?" erwiderte sie. "Eine
andere." Ich bereute die Antwort kurz nachdem ich die Worte
ausgesprochen hatte. "Eine andere." wiederholte ich noch einmal
in meinem Kopf um zu hören wie lächerlich es doch klang. "Lass uns bei
einer Tasse Tee reden, bitte komm noch mit rein." setzte ich fort.
"Ja okay, es gibt ohnehin noch etwas wichtiges was ich dir sagen
muss."<br>
Ich schloss die Tür auf und drückte auf den Lichtschalter. "Setz dich
doch," forderte ich Joanne auf "ich mach uns schnell einen
Tee." Was wollte sie mir jetzt noch sagen überlegte ich, kam aber zu
keinen Entschluss. Der Gedanke an ihre Reaktion auf mein Geständnis trieb
mir Tränen in die Augen. Schnell wischte ich sie aus meinem Gesicht und
servierte den Tee. Ich setze mich neben sie und atmete, so tief und leise
wie ich nur konnte, ihren Duft ein, mit dem Wunsch mich immer an ihn
erinnern zu können. <br>
Sie nahm einen Schluck Tee, stand auf und betrachtete die vielen Fotos auf
meinem Schrank. "In wen hast du dich verliebt? Wie heißt er?"
fragte sie mit unruhiger Stimme ohne sich von den Fotos abzuwenden. Es
dauerte eine Ewigkeit ihre Worte zu realisieren. "Was?" fragte
ich mit erstickter Stimme. Jetzt ergab alles einen Sinn. Vor zwei Minuten
war ich noch der festen Überzeugung sie wusste das ich sie meinte. Sollte
ich lachen oder weinen? Ich beugte mich nach vorn und legte die Hände auf
mein Gesicht. Langsam erhob ich mich wieder und bemerkte das sie sich zu mir
gedreht hatte. Deutlich sah ich eine Träne ihre Wange herunter laufen.
"Sag schon, wer ist es?" wiederholte sie.<br>
Ich stand auf und näherte mich ihr vorsichtig. "Weine nicht"
flüsterte ich. Nun wusste ich auch was sie mir noch so wichtiges sagen
wollte. Plötzlich verspürte ich den Drang zu schreien, einfach aus Freude.
Eine gewaltige Last viel von mir ab. Ich griff langsam nach ihrer Hand und
streichelte sie zärtlich. "Ich liebe dich" waren meine letzten
Worte, bevor wir in einen leidenschaftlichen Kuss verfielen. Nun begriff
auch Joanne. Das Gefühl, was sie mir gab, war einfach unbeschreiblich. Ich
verlor den Boden unter den Füßen und jedes Zeitgefühl. Ich hielt sie so fest
wie ich nur konnte und war dankbar das es sie gibt.<br>
Voller Glück wachte ich am Morgen auf, als ich sah das es kein Traum,
sondern Realität war. Kummer und Schmerz des Abends waren verflogen.
"Ich liebe dich" flüsterte ich ihr ins Ohr und schlief weiter.
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BurningHeart. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.