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von FrauG
Der Blick in die Vergangenheit schien ihr wie der Blick in die Hölle.
Sie wollte bonbonrosane Bilder sehen, verziert mit Blüten und Herzchen.
Doch der zarte Pastellton war ein seidener Vorhang, ganz leicht schob der schwache Wind ihn zur Seite.Wenn die Wogen der Erinnerung das taftige Rosa in schwingenden Falten beiseiteschoben, musste sie ihre Augen ganz fest zukneifen, um von dem ausbrechenden Licht nicht geblendet zu werden.Auch nur ein kleines Blinzeln brannte wie Feuer in ihrer Seele.
Dann war sie erfüllt von einem Schmerz, dessen Hoffnungslosigkeit unergründlich tief war und sie frösteln lies.Die Kälte die aufstieg löschte die vernichtende Hitze zwar,war aber derart grausam,dass man nicht zu sagen vermochte welche Empfindung die vernichterndere war.
Blind stürzte sie dann vorwärst auf der Suche nach dem Schlüssel,der es ihr ermöglichte die Tore vor dem Fenster zu den Abgründen ihrer Seele zu schließen.
Der Schlüssel den sie aufsuchte war klein, silberglänzend, kalt und glatt.
Das auf ihm reflektierende schwache Licht spiegelte sich verführerisch auf seiner glatten,geschliffenen Oberfläche.
Er sendete kleine Leuchtsignale um ihr den sicheren Hafen zu signalisieren.
Wie magisch angezogen sog sie mit ihrem fokusierten Blick das wunderschöne Glitzern auf, weidete sich daran und näherte sich mit langsamen Schritten seinem heilenden Ursprung.
Sie wäre fast glücklich gewesen, wenn in ihrem Rücken nicht immer noch der Lichtsturm ihrer Erinnerung toben würde.
So musste sie erst an ihr Ziel gelangen um in der Freiheit aufzugehen, die alles was war vergessen machte.
Noch ein kurzer Schritt und der kleine Körper glitt in ihre Hand und ein kurzes Zögern später auch in ihre Haut.
Sie war nicht so ungeduldig wie die anderen.
Sie genoß den einen Augenblick, ihn um so mehr.
Langsam, ganz langsam nahm sie den wohligen Schmerz in sich auf und zog in weiter ihren Arm hinauf.Durch einen Blick versicherte sie sich,dass das Ergebnis ihrer Vorstellung entsprach.
Ein weiterer Blick zurück brachte ihr auch die Gewissheit,dass ihr Handeln auch die Tore fest verschlossen hatte.
Die Anspannung wich von ihr,rann wie Wasser über ihre Haut .Oder wie das Blut ihrer Adern dass dem weiß gefliesten Untergrund seine unschuldige Reinheit raubte.
Als sie sich zurücklehnte spürte sie die vertraute Kälte der Wand an ihrem Rücken.
Sie lehnte auch ihren Kopf gegen den rückwärtigen Halt und betrachtete mit klarer werdendem Blick die Szenerie.
Einige Wochen später wiederholte sich das Schauspiel, doch diesmal hatte sie es geschafft die Tore für immer zu schließen.
Neben dem blutleeren, bleichen Körper einer jungen Frau fand die Polizei eine Rasierklinge und einen Brief.
In zittrigen Buchstaben besudelte die blaue Tinte die Jungfräulichkeit des Papiers mit der Geschichte des Mädchens.
Sie handelte von Gewalt, Missbrauch und Unverständnis.
copyright © by
FrauG. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.
Gratulation...
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Genial und unverbesserlich geschrieben...
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