von MrsNachtigall
Unruhig tigere ich durch mein Zimmer. Es scheint mir schier unmöglich einen Gedanken zu fassen, der nichts mit dir zu tun hat. Du hast dich in meine Seele gebrannt, schon als ich dich das erste mal gesehen habe. Wer hätte damals ahnen können, dass meine Gefühle für dich ein solches Ausmaß annehmen würden? Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir uns verstohlen musterten. Deine schönen Augen, wie zwei schimmernde Smaragde. Ich versuche mich zu zwingen, an etwas anderes zu denken, aber es will mir nicht richtig gelingen. Ich spüre die Sehnsucht in mir aufflammen. Noch eine halbe Stunde zuvor lagst du in meinen Armen und jetzt soll das alles vorbei sein? Du konntest mir nicht mal einen Grund nennen für deine überstürzte Flucht. Lässt mich hier einfach zurück mit Zweifeln und Millionen offener Fragen, auf die ich wohl niemals eine Antwort erhalten werde. Ich finde Unmengen banaler Gründe warum es ohnehin besser wäre dich zu vergessen und gestehe mir sofort darauf ein, dass ich das nicht kann. Kurz überlege ich, ob ich dir hinterher fahren soll. Ich kann dich doch nicht kampflos gehen lassen. Nie zuvor habe ich eine Frau wie dich kennen gelernt. Die Tage ziehen an mir vorüber. Ich lasse sie passieren ohne sie wirklich mitzubekommen. Betäubt liege ich in meinem Bett und gähnende Leere breitet sich in mir aus. Ich kann nicht verstehen, dass du mich verlassen hast, noch bevor es überhaupt richtig anfangen konnte. Dein Gesicht erscheint vor meinem inneren Auge und ich verscheuche dich sofort wie eine lästige Taube. Endlich schaffe ich es mich aufzuraffen, von Selbstzweifeln geplagt quäle ich mich in die Arbeit. Die Ablenkung wird mir gut tun. Noch immer kein Lebenszeichen von dir, stelle ich enttäuscht fest, als ich Stunden später wieder nach Hause komme und den Anrufbeantworter abhöre. Langsam kriecht Wut in mir hoch und schiebt meine Trauer beiseite. Drängt sie in den hintersten Winkel meiner Seele. Wie kannst du nur so Rücksichtslos sein? Bin ich dir nichts wert? Hat dir unsere gemeinsame Zeit denn gar nichts bedeutet? Ich stürme wie eine Furie aus dem Haus. Ein Spaziergang wird mir helfen meine Gedanken etwas zu ordnen. Ziellos streune ich umher. Die kalte Luft durchströmt mein Hirn, lässt es schon fast gefrieren. Eine halbe Stunde später entschließe ich mich dich anzurufen. Dir meine gesamte Enttäuschung, Wut und Trauer an den Kopf zu werfen. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass du nicht abnehmen wirst, doch ich täusche mich. Als ich deine Stimme höre, ist alle Wut verpufft. „Ich, ähm...ich bin’s...“ stammele ich in den Hörer. Ein Schweigen auf der anderen Seite. Die Leitung knistert. „Ich wollte wissen, wie es dir geht?“ fuhr ich fort. Es verstreichen einige Sekunden bis ich eine Antwort erhalte „Mir geht es gut, danke der Nachfrage.“ Sagst du ausdruckslos. Gut geht es dir also? Während ich hier leide und nicht mehr weiß wohin mit mir? Ich könnte schreien. Du erkundigst dich nicht einmal nach meinem befinden, also lege ich mit der Bitte, dass du mir irgendwann eine Erklärung liefern könntest, wieder auf. Dieses Gespräch war nun wirklich sehr ernüchternd. Die nächsten Tage sind ziemlich Trist. Ich schleppe mich lustlos durch meinen Alltag und verkrieche mich die meiste Zeit in meinem Bett. Und auch die nachfolgende Monate sollten nicht anders verlaufen. Ab und an telefoniere ich mit dir. Wir unterhalten uns über Banalitäten, aber es ist mir egal, solange ich nur deine Stimme hören kann. Noch immer ist kein Wort darüber gefallen, warum du mich verlassen hast. Ich traue mich nicht nachzufragen, aus Angst, dass du den Kontakt ganz abbrechen könntest. Meine Gefühle für dich sind unverändert geblieben, bis zu dem Tag an dem ich dich endlich wieder sehe. Knapp ein Jahr ist vergangen seitdem ich dich das letzte mal geküsst habe. Du steigst aus dem Taxi und bleibst unschlüssig vor mir stehen. Ich selbst bin auch etwas unschlüssig. Gerne würde ich dich in die Arme schließen. Ich mache es einfach. Es tut so gut dich zu spüren. Ich sauge deinen Duft in mich auf und lasse ihn jede Pore meines Körpers durchfluten. Mit einem Stich im Herzen stelle ich fest, wie sehr mir das gefehlt hat. Die Erinnerung erwacht in mir mit doppelter Intensität. Wir gehen nach oben und du setzt dich auf einen Stuhl. Ich stehe an die Fensterbank gelehnt und beobachte dich. Wie wunderschön du bist. Ich kann es noch immer nicht fassen. Du weichst meinem Blick aus, als wüsstest du was ich denke.
Wir reden kaum miteinander, es gibt nichts zu sagen. Ich bin fast ein wenig enttäuscht darüber, versuche aber nicht es zu ändern. Endlich ergreifst du das Wort. Du erzählst mir, dass du zu deinem Ex-Freund zurück gegangen bist.
Es war so vorhersehbar für mich, dass ich nicht einmal schockiert darüber bin. Ein paar Stunden später bist du wieder weg. Zurück bleibt ein leeres Gefühl in mir. Das war unser letzter gemeinsamer Tag. Noch heute, fast drei Jahre später, weiß ich nicht, warum du damals wirklich gegangen bist, aber die Gründe dafür haben für mich an Wichtigkeit verloren.
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MrsNachtigall. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.