Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Der Traum vom Fliegen

von FrauG


Als sie den Kopf abwandte und die Wand anstarrte war ihr Schicksal schon besiegelt.
Ihre Hände erspürten die fasrige Wirklichkeit unter ihren Fingern.
Es war ein wenig unangenehm den trockenen Putz an den Fingerspitzen zu haben, doch die Wand gab ihr Sicherheit und die Gewissheit, noch hier zu sein.
Wenn man sie so dastehen sah, war man schnell der Annahme, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Gut, das tat es auch nicht, aber nicht auf diese Weise.
Sie war klar, die kalte Leere in ihr bot keine Verstecke und Ausflüchte.
Alles in ihr war deutlich zu sehen, da war aber auch nichts mehr.
Gefühle schienen ihr wie flinke kleine Reptilien, die im Schutze ihrer nebulösen Umwelt vor ihren Augen auftauchten und zu schnell für eine menschliche Reaktion auch schon wieder verschwanden. Sie waren nicht länger zu betrachten und schon gar nicht anzufassen.
Ihr Blick war verschlossen und leer, ihre Augen waren offen doch blind geworden durch den Schmerz, der einmal in ihr brannte.
Das Feuer war schon lange erloschen, doch die karge, schwarze Einöde die es hinterließ, verschwand nicht so schnell wie ihr Verursacher.
In Nase entsann sich noch des verbrannten Geruchs, es musste ihre Seele gewesen sein.
Ihre Augen hatten noch lange das Bild des kleinen Aschehäufchens vor sich, der einmal ihr Ich war. Die Erinnerungen wurden schwächer und wurden durch die Leere abgelöst.
Das Nichts kühlte und linderte, doch es war nicht als Freund zu bezeichnen.
Schließlich war alles Licht aus ihren Augen gewichen, die stumpfe Angst lies sie umherirren.
Dann hatte sie die Wand gefunden. Sie bot Halt, wenn auch keinen Trost.
Sie blickte noch einmal umher um ihr schwaches Augenlicht ganz auf die Wand zu konzentrieren. Hinter ihr hörte sie leises Wimmern, doch ihre Ohren vermochten nicht zu sagen, was die Stimme sprach.
So war sie allein mit sich, dem Nichts und dem feinen Rauschen, wenn das Flehen auf der anderen Seite der Wand abbrach.
Plötzlich spürte sie, wie der Widerstand der Wand abnahm, er wurde schwächer und schwächer.
Es schien, als wäre ein Durchgang entstanden. Warme Flüssigkeit ersetzte den Beton.
Das grelle Licht, was durch die milchige Transparenz drang, blendete sogar ihren stumpfen Blick. Ein feines Läuten forderte sie auf, ihre Chance zu nutzen und die Wand zu durchschreiten. Ihre Selbstaufgabe befahl, dem Klang zu gehorchen.
Langsam, Schritt für Schritt, tastete sie sich vor. Eine Wärme umfing sie.
Sie betrat einen schier endlosen Raum. Ihre Augen erkannten keine Grenzen.
Doch ihre Suche nach dem Halt war nicht vergebens gewesen.
Es schien ihr, als würde sie schweben, sicher gehalten von einer unsichtbaren Macht.
Ihr Geist empfand noch für einige Schläge ihres Herzen, dann wurde er schwächer und verstummte. Die Unendlichkeit hatte ihr Kind wieder in sich aufgenommen.

All das konnten ihre Eltern nicht wissen,
die Todesanzeige sagte, sie hätte den Kampf gegen den Krebs verloren.
Sie wussten nicht, dass ihr Traum von Fliegen erfüllt worden war.



copyright © by FrauG. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


wow
wuffel - 15.06.2006 21:11
Der Traum vom Fliegen
Martha_K - 31.05.2006 11:53
jep
CJParker - 30.05.2006 21:32
Sehr gut
woh, sehr gut geschrieben geht einem direkt unter die haut
basco - 30.05.2006 19:20

vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<