von silly1967
Stephanie hatte es jetzt das zweite Mal versucht, bei Christina anzurufen. Entweder war es immer noch oder schon wieder besetzt. Sie wollte wissen, wie es ihr ging, machte sich Sorgen, konnte sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. Hatte sich entschieden, heute nichts in der Wohnung zu tun, sie ging lieber shoppen. Schöne Gläser, Geschirr, Deko für die Wohnung, das war genau richtig in ihrer momentanen Verfassung. Sie wollte gleich aufbrechen, wenn sie Rob den Schlüssel ausgehändigt hatte. Ging noch mal zur Toilette, um eventuelle Spuren ihres Frühstücks zu entfernen. Wusch sich die Hände, entfernte einen Brötchenkrümel aus ihrem Mundwinkel. Betrachtete sich im Spiegel, befühlte jetzt ihre Lippen. Der Traum der letzten Nacht war allgegenwärtig. „Na Steph, Du scheinst heute mit Deinen Gedanken ganz weit weg zu sein, bist frisch verliebt"? Sie hatte Sabine, ihre Kollegin und Freundin nicht bemerkt, die sich jetzt ebenfalls die Hände wusch. „Wie kommst Du darauf"? „Na", meinte Sabine, „irgendwie sieht man es Dir an, nur so ganz glücklich siehst Du auch nicht aus, hoffe, es ist nichts Kompliziertes"? „Wie man es nimmt, Sabine, sei mir nicht böse, aber ich mag jetzt nicht reden". „Ist schon okay, aber wenn, dann bin ich ein guter Zuhörer". Ja, das wusste Stephanie, wenn sie früher mit Moni Probleme hatte, konnte sie auch immer zu ihr kommen, und das war gut zu wissen.
Zwanzig Minuten später versuchte Stephanie es erneut und hatte Glück. Christina meldete sich. „Hi Christina, wie geht es Dir, ich hoffe, schon etwas besser"? „Hallo Stephanie, schön das Du anrufst, na ja, ich denke, es geht aufwärts. Wie geht es Dir denn und was macht die Wohnung"? „Also mir geht es gut, hänge gerade über einer Prüfung, deshalb kann ich auch nicht so lange sprechen und die Wohnung steht noch", grinste sie ins Telefon, „habe gestern angefangen, das Wohnzimmer zu streichen, mal sehen, wie weit ich heute komme". Die fehlende Motivation, ausgelöst von ihren Gefühlen zu Christina wollte sie dieser nicht offenbaren. „Stephanie, ich würde in den nächsten Tagen gern mit Dir reden, könntest Du es einrichten"? Stephanie wurde es heiß, was wollte Christina mit ihr bereden, 'hat sie mitbekommen, dass ich mich in sie verliebt habe'? „Stephanie, bist Du noch dran"? „Ja klar, entschuldige, passt mir ganz gut, ich muss auch mit Dir reden. Wann meinst Du, also ich richte mich nach Dir". „Was hälst Du von Freitag, mach ich allerdings abhängig von meinem Zustand, vor allem brauche ich mal wieder frische Luft. Vielleicht können wir ein wenig spazieren gehen"?
Stephanie befühlte ihre Stirn, 'sie weiß es, Himmel, jetzt wird mir auch noch übel, aber sie sagte „Hört sich gut an, meldest Du Dich nochmal, wenn es nicht klappen soll, ich meine, ich kann auch anrufe..."
Christina fiel ihr ins Wort. „Ich melde mich auf jeden Fall, ob es klappt oder nicht, okay? Jetzt werde ich versuchen, mich anzuziehen und ein wenig rumlaufen, und wenn es nur auf den Balkon ist. Dir noch einen schönen Tag und grüß Rob von mir". „Mach ich, tschüss Christina". „Alles okay bei Dir"? Sabine saß Stephanie am Schreibtisch gegenüber, hatte um ehrlich zu sein, ein wenig gelauscht, doch als sie sah, wie die Farbe im Gesicht ihrer Kollegin sich veränderte, machte sie sich ernsthaft Gedanken. „Ja, alles okay, geht schon, Entschuldige, komme gleich wieder". Sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen, hielt sich am Waschbecken fest, sah sich im Spiegel an. Die Frau darin kam ihr vertraut und doch fremd vor. „Tja, das ist es jetzt wohl, mein Outing, dass ich sie liebe, ist eingeläutet. Christina weiß es", davon war Stephanie jetzt absolut überzeugt, „sie wird mir sagen, dass sie mich ganz gern hat, aber mehr auch nicht, und ihren Freund liebt". Irgendwann muss es ja raus, und sie wusste, so konnte es auch nicht weiter gehen. „Vielleicht geht es mir dann ja besser, und ich träume auch nicht mehr von ihr, aber ich hoffe, sie zieht sich nicht total zurück". Jetzt führte sie schon Selbstgespräche auf dem Klo, zum Glück war sie allein.
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silly1967. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.