von freshkiss
Der schwarze Fluss
Der Abend war noch nicht weit voran geschritten, und doch umhüllte mich wie einSchleier die heranbrechende kalte Nacht. Doch war ich kaum imstande eine Notizdessen war zunehmen, denn gedanklich war ich weit weg, -gedanklich war ich nurbei dir. Doch wie sehr schmerzten mich jene Gedanken an dich. Sie schmerzten underklangen zu gleich auf seltsame Art und Weise tröstlich in meinen Ohren. Unddoch wollte ich jene Gedanken aus meinem Gedächnis verbannen.
Ich richtete meinen Blick gen Himmel und was ich sah war ein Meer aus Wolken. Infließenden Bewegungen schoben sie sich vor den einsam wirkenden Mond, welcherwie ein Ertrinkender gegen diese Übermacht anzukämpfen schien. Alles schien inBewegung zu sein. Wolken, welche in raschen Zügen über mir vorbei rauschten,Bäume, welche vom Winde bewegt sich elegant dessen Rhytmus anpassten, aber auchmeine Wenigkeit, welche aufgebracht versuchte hier in dieser Stille die nötigeRuhe zu finden, welche mir sonst verwehrt zu blieben schien. So ging ich also injener Nacht einsam ohne Ziel, ohne Hoffnung und suchte schier unermüdlich ohnewirklich zu wissen, was mein Geist so aufbrachte und mein Herz so sehr begehrte.
Anfangs noch von mir unbemerkt, später jedoch kaum übersehbar, verwandelte sichdie mir so bekannte Landschaft in eine Traumwelt aus Schnee und Eis. Und dochging ich weiter, setzte Schritt vor Schritt meinen Weg fort, achtete nicht aufdie Kälte sondern ließ mich einfach weiter treiben und schon bald hatte ichjegliche Art von Zeitgefühl in jener Traumwelt verloren. Fehrn hörte ich einRauschen, doch hielt ich es für den Wind, welcher sein alt bekanntes Spiel mitden schwarzen Riesen des Waldes zu treiben schien. Ich wurde jedoch einesbesseren belehrt, denn wie aus dem Nichts stand ich urplötzlich einemrauschenden Fluss gegenüber. Nie zuvor hatte ich jenen wahrgenommen undgedanklich fragte ich mich, wie weit ich wohl von zu Hause entfehrnt seinmochte, doch da richtete sich mein Blick auf den sich in diesen schwarzen Stromspiegelnden Mond. Fasziniert und den Atem anhaltend blickte ich auf diesesNaturschauspiel aus Schwärze, Licht und Bewegung. Lange blickte ich wohl indiese unergründliche Tiefe bis sich der in jenen Fluss spiegelnde Mond in einzartes Gesicht verwandelte. Mein Herz setzte kurz zeitig aus, als ich jeneunergründlichen grün-blauen Augen erblickte. Es war dein Gesicht, deine Augen,deine Lippen, welche ich dort zu erkennen meinte. Ich war entsetzt wie klar michdeine traurigen Augen ansahen. Ich rannte entlang des Flussufers und versuchtdiesen Schatten deiner selbst zu folgen, doch stehts schien es mir als wäre ichzu langsam. Erschöpft und nach Atem ringend erreichte ich eine Trauerweidewelche mit ihren langen Ästen diese von den Fluss ausgehende Schwärze zudurchbohren versuchte. Und dort an jenem Ufer sah ich dich. Du hattest mich wohlgesucht und doch war ich es, welcher dich fand. Du lagtest dort, wie als obselbst jener reißender Strom dich nicht hatte aufnehmen wollen. Deine einstroten Lippen waren blau vor Kälte und doch sahst du mich direkt unddurchdringend mit deinen wunderschönen Augen an. Nie werde ich deine Wortevergessen können, welche du mir in jener kalten Winternacht alles andere alsvorwurfsvoll sagtest. "Nicht der Tod war es welcher mich rief, sonder die Liebezu dir, welche mir das Leben nahm." kam es von deinen viel zu kalten, blauenLippen, welche trotz alle dem ein liebevolles Lächeln umspielte. Ich wargekommen, hatte dich gefunden und doch war es zu spät. Ich spürte regelrecht wiejegliche Kraft aus deinem Körper entweichte und bald schon war ich alleine. Wohl unbewusst und dennoch dankbar, spürte ich wie langsam auch bei mir dieserStrom des Vergessens Einzug erhielt. Es war ein beruhigendes Gefühl all dieSchmerzen hinter sich lassen zu können und so ließ ich mich treiben, bekämpfteSchmerz mit Kälte und Trauer mit Vergessen.
Alles war in Bewegung. Nur ich, ich hatte endlich mein Ziel erreicht, denn nunwar ich bei dir.
copyright © by
freshkiss. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.