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Dich hätte ich hier nicht erwartet

von Ruka-Tenshi


Eigentlich sollte das ein gemütlicher und ruhiger Samstagabend werden, doch dann klingelte gegen sieben Uhr das Telefon. Ich nahm ab und hörte die Stimme meines besten Freundes am anderen Ende. Ob ich nicht Lust hätte ins Rainbow zu gehen, fragte er. Ich zögerte. Bis jetzt war er der einzige der wusste, dass ich sowohl auf Männer als auch auf Frauen stand. Und so sollte es auch bleiben, zumindest vorerst. Wenn jemand mich sehen sollte, wie ich ein Homo-Bar betrat, würde alles rauskommen. Mir war durchaus bewusst, dass ich mich früher oder später outen musste, aber ich war einfach noch nicht bereit dafür es allen zu erzählen. „Ich weiß nicht...“ sagte ich. „Komm schon“ bettelte mein Kumpel, „die Bar ist eine halbe Stunde mit dem Auto und eine Stunde mit dem Bus oder Zug entfernt. Dich sieht dort schon keiner der dich kennt.“ Da hatte er nicht ganz Unrecht. Wer sollte schon dort sein? „Na gut“ sagte ich. Ich schmiss mich also in meine Lieblingsbaggies, zog ein Hemd an, band meine viel zu langen Haare zu einem Zopf zusammen und setzte eine Kappe auf.
Eine Stunde und eine Zugfahrt später standen wir vor der Bar. Wir traten ein und der erste Weg führte uns zum Tresen. Dort unterhielt sich mein Kumpel kurz mit dem Barkeaper. Dann setzten wir uns an einen Tisch. Ich war immer noch etwas unsicher und meine Augen schweiften umher. Da fiel mein Blick auf sie. Das konnte nicht sein. Was machte gerade sie, gerade jetzt, gerade hier? Ich begann nervös zu werden. Was wenn sie es erzählen würde? Wie sollte ich erklären, dass sie hier war? Doch dann schoss mir ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf. Was ich selbst hier zu suchen hatte war klar, aber warum war SIE hier? War sie etwa auch...? Nicht zu fassen!
Ich trat an die Bar direkt neben sie. „Dich hätte ich hier nicht erwartet!“ sagte ich, schaute dabei aber weiter auf mein Glas runter, sodass die Kappe mein Gesicht verdeckte. Ich bemerkte, wie sie sich zu mir drehte und mich verwirrt ansah. „Wer...?“ Dann hob ich den Kopf und schaute ihr direkt in die Augen. Sie waren so dunkel, dass man die Pupille und die Iris kaum unterscheiden konnte. Diese mysteriösen Augen hatten mich schon oft in ihren Bann gezogen und jedes Mal hatte ich gehofft, dass es ihr nicht auffallen würde. „Du?“ fragte sie nur und starrte mich ungläubig an, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. Dann schien sie ihre Fassung wieder gewonnen zu haben und packte mich am Arm. Sie zerrte mich quer durch die Bar an den Rand, wo es etwas ruhiger war. An der Wand angekommen blieb sie stehen und sah mich an. „Wenn du jemandem erzählst, dass ich hier war, dann...“ Doch weiter kam sie nicht, denn ich nutzte es aus, dass sie mit dem Rücken zur Wand stand und machte plötzlich einen Schritt auf sie zu. Das kam für sie so unerwartet, dass sie verstummte und instinktiv einen Schritt zurückwich. Sie stand nun direkt an der Wand und ich beugte mich über sie und stützte mich mit einem Arm direkt neben ihrem Kopf an der Wand ab. Drohend sah ich sie an. „Dann was?“ fragte ich in einem so bedrohlichem Tonfall, dass ich mich selbst nicht mehr erkannte. Sie schien eingeschüchtert. „Dann...dann werde ich...“ stammelte sie. „Jaaaaa?“ machte ich und wieder schaute ich in ihre unergründlichen Augen. Sie waren von Unsicherheit erfüllt und weit aufgerissen. Doch plötzlich wurde ihr Blick entschlossen. Sie packte mich an der Schulter, drehte mich und drückte nun ihrerseits mich an die Wand. Dann nahm sie mir die Kappe ab und küsste mich einfach. Das passierte alles so schnell, dass ich nicht wusste wie mir geschah, doch dann schloss ich die Augen und ließ ich mich auf den Kuss ein. Unsere Lippen lösten sich voneinander und ich war immer noch wie benebelt von diesem wunderbaren Gefühl. Als ich die Augen wieder öffnete hatte sie meine Kappe aufgesetzt und so weit ins Gesicht gezogen, dass ich nur ihren Mund sehen konnte. Sie fuhr sich mit der Zunge kaum merklich über die Lippen und ein verschmitztes Lächeln war zu erkennen. „Ich wollte schon immer mal wissen, wie du schmeckst“ sagte sie, als würde sie über eine neue Schockoladensorte reden. Als sich meine Gedanken wieder geordnet hatten und ich diese Stimmungsschwankung meiner Gegenüber verdaut hatte fragte ich gespielt neugierig: „Wie schmecke ich denn?“ Sie hob den Kopf und sah mich mit einem fast unbeschreiblichen Blick an. Sie schaute nicht lüstern und auch nicht verführerisch, eher ernst und herausfordernd. Wieder verschlangen mich ihre dunklen Augen. „Gut“ antwortete sie auf meine Frage und dann hauchte sie ganz leise: „Ich will mehr!“ In ihrem herausfordernden Blick gefangen blieb ich regungslos stehen. Gerade hatte ich angefangen zu realisieren was eben alles passiert war: Die Frau, für die ich schon ewig schwärmte, ja die, die mir eigentlich bewusst gemacht hatte, dass ich nicht bin wie die anderen, war anscheinend nicht nur lesbisch oder zumindest bi, nein, sie hatte mich eben auch noch geküsst. Und wie sie mich geküsst hatte. Wie eine Göttin. Noch immer spürte ich, ihre sanften Lippen auf den meinen und bevor dieses Gefühl verloren gehen konnte küsste ich sie wieder. Die Zeit schien still zu stehen und mir kam es vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, als sich unsere Lippen wieder trennten. „Lass uns gehen!“ flüsterte sie in mein Ohr.




copyright © by Ruka-Tenshi. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


hehe...
Punky_Urmel - 25.02.2007 21:58
dich will ich kennen lernen ;)
melissababy - 05.01.2007 00:25
wohoow
schön geschrieben udn obwohl man zubeginn das ende schon ahnt liest es sich fantastisch...
raquel17 - 30.12.2006 23:03
Wahnsinn
Claudia100 - 30.12.2006 17:33
Wow
WhoKnew - 29.12.2006 21:42

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