von catrin
In meinem Kopf wirbelten tausende von Gedanken. Mein Herz raste und der Angstschweiß tropfte von meinem Gesicht. Ich sah die funkelnden Augen vor mir, die micht gierig anstarrten. Ich wollte mich wehren, doch meine Arme waren wir gelähmt. Ich wollte schreien, doch aus meinem Mund kam nur ein heisernes Krächzen. Mein Peiniger war über mir, sein heißer Atem direkt neben meinem Ohr. Er sollte aufhören, doch er ließ nicht von mir ab. Das letzte was ich wahrnahm, war seine Stimme, die flüsterte: "Wag es nicht mich zu verraten!" Danach wurde ich bewußtlos.
Ich öffnete die Augen und grelles Licht blendete mich. Wo war ich? Wer hatte mich hier hin gebracht? Was war geschehen? Während mir diese Fragen durch den Kopf gingen, traf mich die Errinerung an den vergangen Abend wie ein Schlag. Ich wurde vergewaltigt und niemand sollte es je erfahren.
Man hatte mich ins Krankenhaus gebracht. Sie sagten ich wurde wahrscheinlich zusammen geschlagen und sei dann Bewußtlos geworden. Alles in mir schrie "Nein", doch ich nickte stumm.
Zuhause war alles wie immer. Doch es würde nichts mehr wie immer sein.
Mein Körper fühlte sich schmutzig an. Er war mein Eigentum, etwas über das ich bestimmen konnte, doch ich hatte die Kontrolle verloren, ich war benutzt worden.
Ich fing an ihn zu waschen, immer und immer wieder. Das Wasser brannte auf der, vom schrubben, wunden Haut. Doch es war mir egal.
Ab dem Zeitpunkt ging mein Leben bergab. Früher war ich ein fröhlicher, aufgeschlossener und positiver Mensch. Heute allerdings war ich das Gegenteil, ich zog mich von allem und jeden zurück, mein Lachen war verschwunden und auch von meiner positiven Art war nichts übrig geblieben!
Jede Nacht die gleichen Bilder, die Augen, die mich anstarrten, die Hände, die mich berührten, der Atem, der heiß an meinem Hals war. Ich wachte auf und die Schweißperlen standen mir auf der Stirn. Die Schweißperlen mischten sich mit meinen Tränen, die aus den Augen strömten.
Ich spürte die Wut in mir aufsteigen, den Hass gegenüber meinem Peiniger, den Hass auf mich und meinen Körper. Der Hass und der Schmerz, er sollte aufhören. Ich konnte nicht mehr, meine Gedanken kreisten wieder nur um diesen einen Abend. Ohne darüber nachzudenken lief ich ins Bad, nahm die Klinge und setzte an. Mit jedem Schnitt, mit jeder roten Träne, die mein Bein runterrann entspannte sich mein Körper und die Gedanken kehrten zurück in die Realität.
Ich sah das Blut, wie es sich den Weg auf den Boden bahnte und eine Pfütze hinterließ.
Meine Augen starrten auf die Schnitte. Wie oft war ich mit der Klinge über die Haut gefahren? Sehr oft.
Doch ich war nicht schockiert, ich war Stolz.
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catrin. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.