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Die Mauer

von katie


Die Mauer

Es war einmal ein Mädchen, das nicht zufrieden war mit seinem Leben. Es hatte viele gute Freunde, doch niemand verstand sie so gut, wie sie wollte.
Also begab sie sich auf die Suche nach einem Menschen, der sie wirklich verstand, sie und ihre Art zu denken und zu fühlen und sich nach außen hin zu geben.
Bei jeder Person, die ihr über den Weg läuft, gab sie die Hoffnung nicht auf, in ihr diesen Menschen zu erkennen.Das hatte ihr schon viele Probleme gebracht, aber was wäre schlimmer, als die Hoffnung zu verlieren?
Der Mensch, den sie suchte, sollte viele Gemeinsamkeiten mit ihr haben. Lange hatte sie bei anderen nach diesen Gemeinsamkeiten gesucht, aber nie hatte sie jemanden gefunden. Dann, als es schon fast zu spät war und sie in die Gefahr geriet, die Hoffnung zu verlieren, sah sie eine Ritze in einer Mauer.
Und, obwohl sie Angst hatte, durch diese Ritze zu sehen, wagte sie einen scheuen Blick hindurch.
Es war keineswegs so erschreckend, wie sie gedacht hatte, nein, es ergab sich für sie eine neue Sicht.
Sollte ihre Suche doch nicht ganz vergeblich sein?
Denn nun erkannte sie, dass es viele Menschen gab, die Gemeinsamkeiten mit ihr hatten. Nach einem zweiten Blick wurde ihr klar, dass jeder Mensch, den sie kannte und gekannt hatte, ja sogar jeder, den sie kennen lernen würde, einen größeren oder kleinen Teil mit ihr gemeinsam hatte.
„Schön“, dachte sie, „also kann jeder Mensch ,den ich kenne, der sein, den ich suche!“
Und sie dachte bei sich: Jetzt wird es mir an Freunden und Vertrauten nicht mangeln.“
Sie machte sich auf den Weg und traf einen Bekannten. „Der soll es sein“, beschloss sie und sprach ihn an. Doch dieser, erschreckt ob ihrer Vertrautheit und Offenheit, wies sie zurück.
Das Mädchen erzählte ihm daraufhin ihre Erkenntnis.
Doch der Mann sah sie nur verständnislos an und rannte davon.Empört von dieser Reaktion lief sie zurück zu ihrer Mauer. Die hatte ihr etwas falsches gezeigt! Sie trat mit einem Fuß gegen die Ritze und ein Stück bröckeligen Steins brach heraus. Wieder sah sie durch die Spalte und rief wütend: „Warum zeigst du mir Unwahres, wo ich so viel Mut hatte, hinter dich zu blicken?!“
Doch plötzlich erkannte sie die Wahrheit hinter der ehemaligen Erkenntnis. So viele Gemeinsamkeiten es zwischen den Menschen gab, so viele Unterschiede gab es auch.
Da wurde sie sehr traurig und fragte sich, ob die Suche wohl doch vergeblich wäre.
„Aber“, überlegte sie sich, „es gibt Menschen, mit denen ich mehr gemeinsam habe und es gibt Menschen, mit denen ich weniger gemeinsam habe.
Also muss es auch jemanden geben, mir so ähnlich ist, dass er meinem Ideal doch sehr nahe kommt.“ Und so begab sie sich erneut auf die Suche. Sie guckte bei ihren Freunden, bei ihren Verwandten und bei Bekannten. Sogar völlig Fremde sprach sie an, die nach der gesuchten Person aussahen.
Schließlich bemerkte sie jemanden, unter ihrem engsten Freundeskreis.Es war, wie um die Zahl der Ähnlichkeiten noch zu vergrößern, ein Mädchen wie sie, im gleichen Alter und von der gleichen Statur.
Auch war sie schüchtern wie das Mädchen selbst und hatte, so weit sie das sehen konnte, fast die gleichen Interessen wie sie.
Das Mädchen freute sich sehr. Aber sie wurde auch sehr nervös und ängstlich ,denn sie wollte nichts falsch machen um nicht zurückgewiesen zu werden wie von dem Mann.
Immer wartete sie auf den richtigen Augenblick, doch dieser wollte und wollte nicht kommen.
Oft wechselte sie ein Wort mit dem Mädchen, aber nie ging es über Begrüßung oder Verabschiedung, das Wetter oder die Nachrichten hinaus.Erschöpft und enttäuscht ging das Mädchen erneut zu der Mauer.
Sie setzte sich auf den Boden, lehnte sich an die Mauer und sagte: „Ach, ich wünschte, ich hätte niemals durch den Spalt geguckt, jetzt bin ich dem Ziel meiner Suche so nah, aber werde es wohl nie erreichen können. Ich bin unglücklicher als je zuvor.“
Sie brach den bröckelnden Stein nun ganz aus der Mauer, um noch mehr sehen zu können, aber auch, weil sie die Mauer als Begründer all ihrer Probleme sah.
Sie erkannte ihre Furcht Nun fragte sie sich das erste mal ganz offen: „ Was ist, wenn das Mädchen gar nicht die Person ist, nach der ich suche ? Was ist wenn auch sie nur ein anderer Mensch ist nach den vielen, die ich ob den Gemeinsamkeiten zu mir untersucht habe? Vielleicht ist sie ganz anders als ich, wenn ich sie nur näher kennen lerne?“
Ihre Sicht verschwamm unter den Tränen, die reichlich aus ihren Augen flossen.Sie wandte ihren Blick ab von der nun verhassten Mauer ,sah in die Weite des blauen Himmels über ihr und schwor sich, nie wieder hinter die Mauer zu blicken.
Doch die Hoffnung gab sie nicht auf, wenn es nicht dieses Mädchen war, dann vielleicht jemand anderes. Und sie reiste durch die Welt auf er Suche nach der Person, auf die sie schon seit langer Zeit so sehnsuchtsvoll wartete.In dieser langen Zeit der Suche schloss sie viele neue Freundschaften, die jedoch nie sehr tief waren, denn warum sollte sie Vertrauen und Zeit in Freundschaften stecken, wenn diese nie zu einem wirklichen Einklang und Verstehen würden führen?
Denn das war doch der Grund ihrer Suche. Wenn sie erst mal den Menschen gefunden hätte, der schon in ihren Gedanken Gestalt angenommen hatte und dem nicht wirklich passendem Mädchen sehr ähnelte ( was wohl daran lag, dass diese ihr wirklich schon sehr ähnlich gewesen war) , würde sie mit ihm alles teilen können und niemals verraten oder verlassen werden.
Aber nirgendwo auf ihren Reisen fand sie jemanden, der so viel Ähnlichkeit hatte mit ihr wie die Person, die sie suchte.
Schließlich hatte sie die ganze Erde umrundet und setzte sich wieder erschöpft an die Mauer. Wieder war sie traurig und erschöpft von der langen Reise, die sie keinen Schritt weiter gebracht hatte.
Ein Vogel setzte sich zu ihr und piekte mit seinem Schnabel an dem Rand des Loches, das in der Mauer war.
„ Lass es lieber sein“, sagte das Mädchen gedankenverloren zu ihm, „ es wird dich nicht Glücklichmachen, was die Mauer hinter sich verborgen hält.“ Doch der Vogel, der natürlich keines ihrer Worte verstand, und wohl auch nichts zu befürchte hatte, denn er war glücklich in seinem Leben und suchte nur nach Regnwürmer für seine Jungen, machte das Loch ein Stück größer. Und das Mädchen, das fast die Hoffnung aufgegeben hatte, sagte zu sich: „ Ach, ich werde doch noch einen Blick hinter die Mauer werfen, viel zu verlieren habe ich nicht mehr.“
Also siegte ihre Neugier und vorsichtig warf sie einen Blick durch das Loch in der Mauer.

Doch die Mauer gab ihr keine neue Erkenntnis. Überrascht streckte sie ihren Kopf weiter und ließ ihren Blick schweifen.
Doch es tat sich nichts.
Ärgerlich brach sie mehr ab von der Mauer, bis ihre Finger ganz dreckig und voller Kratzer waren, aber ihr kam keine neue Idee.
Dann war sie zu erschöpft um weiter zu machen und legte sich auf den Boden vor die Mauer.
Plötzlich erschrak sie. „ Was soll ich nun tun, wenn selbst die Mauer mir nichts mehr verraten kann?“
Und ein weiteres Mal kam ihr eine Erkenntnis. Dieses Mal jedoch hatte sie selbst nachgedacht.
Dieser Gedanke machte sie fröhlich und traurig zugleich.
Und er war völlig anders als alle Gedanken, die sie vorher gehabt hatte.„ Vielleicht...“, dachte sie, „ sind es gar nicht die Ähnlichkeiten, die Menschen zueinander nahe bringen.“Doch was sollte es dann sein?Vielleicht sind es gerade die Unterschied, die die Menschen einander nahe bringen?
Aber nein, das konnte nicht sein, wo bleibt dann das Verstehen?
Beides, Unterschiede und Ähnlichkeiten, sind wichtig, weil sie Vertrautheit und Nähe, aber auch Abstand und Unverständnis bringen.
Diese Gedanken waren dem Mädchen alle sehr ungewohnt und sie mochte noch nicht ganz daran glauben.
Denn dabei dachte sie and das Mädchen: „ Dann waren wir uns wohl zu ähnlich, ich und sie, um uns wirklich verstehen zu können“ und sie wurde sehr traurig.
Aber als sie das Mädchen wieder traf, stellte sie fest, dass es gar nicht so viele Ähnlichkeiten mit ihr hatte und sie fragte sich, warum ihr das früher so vorgekommen war.
Trotzdem mochte sie das Mädchen noch genauso gern wie vorher.
„Vielleicht“, dachte sie, „ wollte ich nur die Ähnlichkeiten sehen, um einen Grund zu haben, sie zu mögen.“Mutig geworden, sprach sie das Mädchen an und sie da, sie verstanden sich sehr gut.
„ Endlich habe ich gefunden, was ich so lange gesucht habe.“ freute sich das Mädchen.



copyright © by katie. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


geschichte
deine geschichte könnte von mir erzählen , sie ist schön , vieleicht könnte sie zum schluss noch andeuten , dass es erst der anfang von noch mehr positivem ist
Fusselanschluss - 16.03.2002 16:45

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