von Lmeanraie
„Nur noch 5 Minuten!“, brummte ich mit mauliger Stimme unter der Bettdecke hervor. Doch meine Mutter ließ nicht locker: „Lisa, du kannst nicht gleich am ersten Tag an der neuen Schule zu spät kommen, jetz beweg dich endlich!“ Na super die neue Schule! Ich hatte so oft versucht nicht an diesen Morgen zu denken und alle Gedanken die in Verbindung mit einem meiner vielen „Neuanfänge“ an den unterschiedlichsten Schulen Deutschlands stand zu verdrängen, aber es half nichts: Heute steht der angeblich „Letzte“ Schulwechsel bevor!
Eigentlich war es für mich nichts neues am Anfang des Schuljahres in eine neue Schule zu gehen. Eine der Auflagen im Arbeitsvertrag meiner Mutter war die flexible Einstellung im Bereich der Arbeitslokalitäten und so kam es, dass ich im Alter von 18 Jahren mit größter Wahrscheinlichkeit mehr Schulen besucht hatte, als unser Minister für Bildung oder jemand ähnliches... Doch dieses Mal sollte angeblich alles anders sein:
Meine Mutter sollte zur Managerin eines wichtigen Standortes ihrer Firma werden und wir ( mein kleiner Bruder Nils und ich, Lisa) endlich eine Schule besuchen können, in der wir die Möglichkeit hatten unsere schulische Laufbahn etwas zu festigen. Ich hatte nie Probleme was den Unterrichtsstoff betraf und konnte mich eigentlich an jeder Schule mit guten bis sehr guten Noten in den Vordergrund rücken. Auch mein größtes Hobby, nämlich Handball löste in den meisten Schulen Begeisterung aus. Mein Problem bestand eher darin, meine Talente nie langfristig weiterentwickeln und ausdehnen zu können. Ich war immer „Die Neue“! Und genauso fühlte ich mich auch. Ich war nie richtig an einer Schule angekommen, auch wenn die meisten Menschen echt Mühe gaben mir alles so leicht wie möglich zu machen. Ich fühlte mich einfach nicht zu Hause....
„Nein, du brauchst mich nicht bis zu Schule zu fahren, ich nehm wie alle normalen Schüler den Bus“, antwortete ich meiner Mutter auf ihre unnotigen Frage aufgrund eines „Taxis“ zur Schule. Soweit kommt es wohl noch mit 18 Jahren lass ich mich noch von meiner Mutter darumkutschen. Sie sollte mir lieber endlich mal ein eigenes Auto kaufen, bei der vielen Umzieherei musste da doch gehaltsmäßig irgendwas drin sei. „Naja dann aber los LisaMaus sonst kommst du wirklich zu spät!!, sagte meine Mutter, drückte mir den Rucksack in die Hand und schob mich Richtung Tür. „Jaja schon gut ich bin ja weg, schönen Tag...“, sagte ich und machte mich auf den Weg zur Bushalte. Wie diese Schule wohl seien würde? Ob mich die Leute da mögen werden? Mit all diesen Fragen im Hinterkopf stieg ich in den, zu meiner Ernüchterung völlig überfüllten, Bus ein. An meiner Haltestelle war eine Menge von Menschen eingestiegen und alle Plätze waren besetzt, da anscheinend nicht nur Schüler sondern auch normale Berufspendler mit diesem Bus fuhren. Doch ich hatte Glück an der ersten Haltestelle nach meinem Einsteigen stand ein Mann vom Sitz direkt neben mir auf. Und da saß sie auf einmal! Ich hatte sie vorher, gewiss wegen des Mannes der neben ihr saß, nicht einmal bemerkt, doch jetz musste ich sie gradezu anstarren: Eine junge Frau, wahrscheinlich genau in meinem Alter, braunes, schulterlanges Haar, schokobraune Augen und ein breites Grinsem im Gesicht. Ich war anscheinend so verblüfft, dass ich garnicht merkte, dass ich vollkommen vergessen hatte mich auf den Platz zu setzen. „Du kannst dich ruhig setzen ich beiße nicht.“, sagte die Unbekannte plötzlich und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Ich merkte wie ich rot wurde, mich hinsetzte und ein peinlich berührtes „Danke“ murmelte. Immer wieder warf ich ihr verstolen Blicke zu und bildete mir ein sie würde sie erwiedern. Ich hätte so gern ein Gespräch mit ihr angefangen, doch ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte und so musste ich sie dann eine Station vor meinem Ziel wohl oder übel, ohne weiter auch nur ein Wort gewechselt zu haben aussteigen lassen.
Den ganzen Tag machte ich mir Gedanken darüber, wer dieses Mädchen war, wo sie ausgestiegen war und ob ich sie je wieder sehen würde. Sogar als ich Abends ins Bett ging träumte ich von ihr und hoffte sich würde sie am nächsten Morgen wieder im Bus treffen...
Am nächsten Morgen war ich aufgeregt! Ich wusste nicht was ich anziehen sollte, nur weil ich wusste ich KÖNNTE sie heute wieder sehen. Meine Mutter war total verwundert, dass ich mich heute ausnahmsweise mal überpünktlich auf den Weg zur Bushalte machte und sagte: „Ach, dass ist ja schön, dass es dir an der neuen Schule so gut gefällt.“ Naja eigentlich hatte sie sogar kein Unrecht. Der erste Tag an der neuen Schule war recht interessant gewesen. Ich hatte gleich wieder viele Leute kennengelernt, die alle freundlich waren und schon die erste Schulführung mit Erläuterungen von Elli der Klassensprecherin meiner neuen Klasse erhalten. Als Elli hörte, dass ich Handball spielte hatte sie mich gleich für die Schulmannschaft eingetragen und gesagt, dass ich heute nachmittag gleich mal zum Training gehen müsste, was ich auch vor hatte...
An der Bushalte angekommen sah ich mich um. Ich war wirklich früh, denn außer mir war nur ein älterer Herr mit Regenschirm (obwohl keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war) und ein kleiner Junge mit einem Schulranzen so groß wie eine Bananenkiste da. Ich setzte mich also auf die Bank, machte meinen MP3 Player an un starrte eine Weile in die Pfütze vor mir. Der Bus kam und SIE war nicht an der Haltestelle. Ich war enttäuscht, aber was hatte ich schon erwartet... Sie hätte überall herkommen können. Ich stieg also in den Bus ein (der heute nicht ganz so voll wie am Vortag war) und setzte mich hin. Der Sitz neben mir blieb sogar frei, was mich darauf schließen ließ, dass Dienstags wohl einige Schüler das Glück hatten erst später in die Schule zu müssen... Der Bus fuhr an und ich musste wieder an SIE denken... *Würde ich sie je wieder sehen? Warum hatte ich sie nicht angesprochen? Würde ich es tun wenn ich sie wieder irgendwo sehen würde?*
Der Bus war gerade angefahern, da bremste er auch schonwieder und die Türen öffneten sich erneut. Da schien wohl jemand fast den Bus verpasst zu haben. Ich sah zur Tür und da stand sie wieder! Die Haare vom Wind leicht zerzaust, und ein bisschen auser Puste. Sie zeigte ihr Ticket vor und sah sich nach einem Platz um. Neben mir war noch ein Platz frei sollte ich ihr winken und ihr ihn anbieten? Oder war das zu blöd? Aber ich konnte sie ja nicht schonwieder einfach so weggehen lassen... Sie nahm mir die Entscheidung ab. Sie sah mich, grinste und setzte sich neben mich! „Guten morgen! Danke fürs Platz freihalten...“, sagte sie uns grinste...
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Lmeanraie. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.