von anchen99
Endlich ist das ersehnte Wochenende da. Kelly strahlte über das ganze Gesicht, während sie ihren Einkauf auspackte und in die Schränke verstaute.
Sie freute sich schon riesig auf den Abend, den sie mit ein paar Freunden in der Disco verbringen wollte.
Eigentlich ist sie kein Discogänger, aber in ihren vier Wänden wollte sie am Wochenende auch nicht bleiben.
Deshalb sagte sie einer Freundin zu, die sie am Morgen bei der Arbeit darauf ansprach.
Auch wenn sie noch nicht wusste, ob und mit wem sie tanzen sollte, war ihre Freude groß, Hauptsache sie kam raus.
Sie machte noch ein paar Dinge im Haushalt, die unter der Woche liegen geblieben waren, danach stöberte sie den Kleiderschrank durch und suchte sich etwas Passendes für den Abend heraus.
Eine ganze Weile verbrachte sie unter der Dusche und hing, während die Wasserstrahlen über ihren Körper liefen, ihren Gedanken nach.
Manchmal fragte sie sich, was das Leben eigentlich für einen Sinn ergab. Unter der Woche ging sie zur Arbeit und Wochenende verprasste sie das Geld wieder. Mit niemand musste sie teilen, worüber sie eigentlich froh sein konnte, aber die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Liebe machte sich öfters in ihrem Gefühlsleben breit. Wie schön wäre es, abends nach Hause zu kommen und sie wird erwartet oder gemeinsam auf der Couch vor dem Fernseher zu lungern.
Doch der bloße Gedanke an einen Mann ließ ihren Magen verkrampfen. Kelly hatte die Nase gestrichen voll von Männern, denn was man mit denen für Stress haben kann, musste sie öfters am eigenen Leib erfahren.
Sie verließ die Dusche und machte sich für den bevorstehenden Abend zurecht.
Als sie auf die Uhr schaute, fuhr sie erschrocken hoch. Genau noch 5 Minuten blieben ihr, um sich noch einmal im Spiegel anzuschauen und sich fertig zu machen.
Ihre Freunde und sie wollten sich in der Disco treffen, also ging sie los.
Kelly ging auf den Raum zu, wo ihr schon dröhnende Musik entgegen kam. Unsicher ging sie rein, ihre Augen wanderten durch die Menschenmenge und suchten nach ihrer Freundin.
Sie entdeckte Linda an der Bar und drängte sich zu ihr vor.
„Hallo, wartest du schon lange?“ Linda schaute sie fragend an, denn bei dem Lärm konnte man sein eigenes Wort nicht verstehen.
„Was hast Du gesagt?“ schrie Linda Kelly ins Ohr. Kelly beugte sich zu Linda vor „…ob du schon lange wartest?“ Linda schüttelte den Kopf und lief zu einem Tisch in der Ecke, wo noch 2 Freundinnen von ihr saßen.
Kelly holte sich auch ein Glas Wein und begab sich auch zum Tisch. Wie immer, dachte Kelly, als sie sich umblickte.
Nach und nach wurden ihre Freundinnen zum Tanz aufgefordert und sie blieb allein zurück. Wenn ich schon nicht tanze, dann beobachte ich eben die Leute, dachte Kelly. Man kann sich echt amüsieren, was andere tragen und wie sie tanzen.
Kelly ließ den Blick durch die Menge schweifen.
Nach einer viertel Stunde fühlte sie sich so langsam aber allein gelassen. Sie suchte mit ihren Blicken nach Linda auf der Tanzfläche, blieb aber an einer zierlichen Person, die sich unglaublich nach der Musik bewegte, hängen. Auch die schönen, langen, blonden Haare wippten mit dem Takt.
Kelly wurde es etwas heiß. Nervös überlegte sie, ob sie nicht lieber nach Hause gehen sollte, denn so allein hier herum sitzen, kann sie zu Hause auch.
Doch total gefangen von dem Anblick der jungen Frau blieb sie sitzen und beobachtete sie noch eine ganze Weile. Als die Unbekannte sich umdrehte und Kelly ihr direkt in die Augen sah, durchfuhr ein unbekanntes, sagenhaft schönes Kribbeln ihren Körper.
Sie war so sehr damit beschäftigt, die Unbekannte zu beobachten, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich Linda wieder an den Tisch setzte.
„Hey Kelly, wenn ein schönes Lied kommt, dann tanzen wir Zwei mal, ja?“ schrie Linda ihr ins Ohr. Kelly zuckte merklich zusammen und überlegte, was Linda gesagt haben könnte. Als sie es sich nach einer ganzen Weile nicht zusammenreimen konnte, fragte sie vorsichtig noch einmal nach. Linda wiederholte ihre Frage und Kelly nickte ihr zu.
Doch ihr Blick war schon wieder bei der Unbekannten. Es war faszinierend, wie geschmeidig ein Körper wirken konnte. Beim nächsten Lied zog Linda sie einfach mit auf die Tanzfläche. Es war ein schnelles Lied und ausgerechnet neben der schönen Unbekannten blieb Linda stehen und fing mit Tanzen an. Kelly wollte sich nicht blamieren und bewegte sich auch zur Musik, doch sie kam sich richtig steif neben der Unbekannten vor.
Als sie von ein paar süßen Augen angesehen wurde, merkte sie erst, dass sie die ganze Zeit die Unbekannte angestarrt hatte.
Verlegen schaute sie zu Boden und wäre es hell, hätte man ihr es angesehen, dass sie einen total roten Kopf bekommen hatte. Doch das blieb ihr zum Glück erspart.
Kelly konnte nicht anders, sie musste immer wieder rüber schauen. Jedes Mal fühlte sie sich ertappt, wenn die schönen großen Augen sie ansahen. In Kellys Kopf ging es drunter und drüber. Als das Lied endete, verließ sie fluchtartig die Tanzfläche. Sie viel zu aufgewühlt, um noch an das Tanzen zu denken.
Zu sehr war sie mit ihren Gedanken bei der Person, die sie total nervös werden ließ. Die Fremde rief Gefühle in Kelly hervor, wovon sie keine Ahnung hatte, dass es die überhaupt gibt.
„Was ist mit dir los? Sonst tanzt du doch auch immer ein paar Lieder durch?“ sagte Linda und gesellte sich zu Kelly. „Ich weiß auch nicht, irgendwie fehlt mir heute die Lust. Vielleicht bin ich auch nur viel zu kaputt, sei mir nicht böse!“ mit einem entschuldigenden Lächeln schaute sie Linda an. „Macht ja nichts, es ist nicht jeder Tag gleich. Ich gehe mir noch was zu trinken holen“ damit stand Linda auf und verschwand sogleich wieder in der Menge.
Kelly suchte wieder nach dem bezaubernden Augenpaar auf der Tanzfläche. Dabei schossen ihr viel zu viele Fragen durch den Kopf. Warum kann ich nicht einfach aufhören, sie zu beobachten? Was hat sie nur an sich, was mir an ihr so fasziniert? Warum macht sie mich so nervös? Leider fand sie keine Antworten darauf.
Inzwischen kam Linda mit einem Glas in der Hand zurück, stellte es auf den Tisch und verschwand mit einem Mann in der Menge.
Es wurde langsame Musik gespielt und man hatte wieder einen Überblick auf der Tanzfläche. Die anderen Freundinnen waren schon lange nicht mehr in Sicht, aber das fiel ihr erst jetzt auf. Sie schaute sich um und der Atem stockte, als sie sah, dass sich Linda mit der Unbekannten unterhielt. Kannten sich die Beiden? Warum hatte sie es nicht schon eher gemerkt? Sie schüttelte leicht den Kopf und sah nachdenklich ihr Weinglas an. Als sie wieder aufschaute, erschrak sie, denn sie standen jetzt direkt vor dem Tisch und redeten immer noch aufgeregt über ein Thema, was Kelly aber nicht verstand, weil die Musik so laut war. Plötzlich drehten sich die Beiden um „Ach Kelly, das ist Syndia, eine ehemalige Schulfreundin“ stellte Linda sie höflich vor. „Hallo“ sagte Syndia lächelnd und streckte Kelly die Hand entgegen. „Hallo“ stotterte Kelly. Zögernd griff sie nach der Hand und versuchte auch ein einfaches Lächeln zustande zu bekommen, was ihr aber nicht so leicht gelang. Ihre Kehle wurde trocken und nervös griff sie nach ihrem Weinglas. Zum Glück war es relativ dunkel, so dass man das Zittern ihrer Hände nicht sah. Linda und Syndia setzen sich mit an den Tisch, wobei Syndias Knie unabsichtlich Kellys Bein streifte. Durch Kellys Körper fuhr eine Hitzewelle, die sie erschauern ließ. Dieses Kribbeln in ihr war unbeschreiblich. Was ist bloß los? Hoffentlich hat sie nichts gemerkt, dachte Kelly und versuchte ihre Nervosität zu unterdrücken.
Da erklangen die ersten Klänge eines Songs und Syndia sprang auf „Komm Linda, wir tanzen mal.“ Doch Linda konnte das Lied absolut nicht ab und schüttelte den Kopf. Sie zeigte auf Kelly. Syndia nahm einfach Kellys Hand und zog sie mit auf die Tanzfläche. Kelly schluckte, denn die Berührung brachte ihren Puls zum rasen.
Dieser Song war nicht all so schnell, deshalb bot es sich an, zusammen zu tanzen. Ohne dass sie es sich ausgemacht hatten, übernahm Kelly die Führung.
Ohne Probleme tanzten sie zu dem Lied, als hätten sie es schon jahrelang so getan.
Syndia´s feste Brüste berührten öfters Kellys Arm, was unbekannte Gefühle in ihr hervorriefen. Träumt sie das alles oder war es die Wirklichkeit. Sie war sich dem gar nicht mehr so sicher.
Während sie sich nach dem Rhythmus bewegten, vergaß Kelly völlig ihr Umfeld. Sie spürte nur Syndia in ihren Armen und wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihr allein zu sein.
Ihre Fantasie hatte sich längst eingeschaltet und sie schüttelte leicht den Kopf, als könnte sie damit ihre wach gewordenen Gefühle weg schütteln. „Was ist?“ fragte Syndia. Dabei kam sie ihr sehr nah und Kelly nahm ihren Duft war. Sie spürte ihren heißen Atem am Hals, was ein Kribbeln durch ihren Körper jagte.
„Nichts“ schrie Kelly zurück und versuchte wieder auf Distanz zu gehen. Doch so einfach gelang es ihr nicht, denn ihr erwachtes Verlangen war stärker als ihr Verstand.
Normalerweise war Kelly bis jetzt nur bei Männern so, ab und an mal erwischte sie sich auch bei den Gedanken zu einer Frau, aber sie sah es als Ausrutscher. Vielleicht war es mit Syndia genau so, obwohl sie diese Gefühle vorher noch nie so erlebt hatte.
Was soll es, dachte Kelly, erstens sehe ich sie nie wieder und dann steht sie bestimmt auch nur auf Männer, warum sich dann eigentlich Gedanken machen. Sie tanzen noch ein paar Lieder und verließen dann die Tanzfläche. Syndia verabschiedete sich anschließend von Linda und Kelly. Sie warf Kelly noch ein zuckersüßes Lächeln entgegen und verschwand. Einige Zeit darauf machte sich auch Kelly auf den Heimweg. Ihre Gedanken hingen bei Syndia, egal was sie auch machte. Das ganze Wochenende sah sie Syndias lächelndes Gesicht vor Augen. Sie versuchte sich mit Dingen abzulenken, aber es gelang ihr einfach nicht. Warum kann ich nur das süße Lächeln nicht vergessen? Bin ich vielleicht drauf und dran mich in sie zu verlieben? Nein sagte sich Kelly. Kurze Überlegpause, und wenn doch? Du musst sie dir aus dem Kopf schlagen, befahl sie sich selber, doch es half einfach nichts, ihre Gedanken schwirrten um Syndia.
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anchen99. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.