von anchen99
3 Tage waren vergangen, ohne dass Kelly sie gesehen oder gehört hatte. Sie musste zwar ständig an Syndia denken, hatte auch nachts unendlich schöne Träume, aber sie wollte sich beim besten Willen nicht aufdrängeln.
Aber sie hielt es nicht länger aus und fuhr deshalb gleich nach der Arbeit in den Markt. Als sie jedoch hinein kam, saß eine andere Person an der Kasse. Enttäuscht nahm sie nur eine Kleinigkeit, bezahlte und fuhr gereizt nach Hause.
Eigentlich wollte sie sich etwas kochen, aber ihr ist der Hunger vergangen. Mit einem Apfel in der Hand setzte sie sich in den Sessel, zog die Beine an, ihre Arme legte sie auf die Knie und lauschte der Musik, die aus dem Radio kam.
Wie lange sie so da gesessen hatte, konnte sie später nicht mehr sagen, nur ihre eingeschlafenen Füße sprachen Bände, dass es doch eine ganze Weile gewesen war.
Sie ging duschen und schaltete den Fernseher ein, doch egal auf welchen Sender sie schaltete, nichts war dran, was sie interessierte.
Erschrocken fuhr sie hoch, als das Telefon klingelte „Hallo!“ sagte Kelly gereizt, denn eigentlich wollte sie niemanden hören. „Hallo Kelly?“ Kerzengrade setzte sie sich auf „Ja?“ „Hier ist Syndia. Entschuldige, dass ich noch so spät anrufe, aber ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hast, mit uns essen zu gehen. Es ist zwar schon etwas spät, aber wir wollen noch zum Griechen.“ Plötzlich knurrte Kellys Magen „Ja gern, das können wir gerne machen.“ „Fein, kommst du her, oder sollen wir dich abholen?“ „Ist mir egal, ach weißt du, in ner viertel Stunde bin ich bei euch.“ „Ok, bis gleich, freu mich.“ Syndia hatte sehr schnell aufgelegt, so, dass Kelly gar nicht mehr die Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. Ich freu mich auch, sagte sie noch vor sich hin. Kelly zog sich wieder um, denn sie hatte schon ihr Nachtshirt an. Ihre Gedanken machten sich auch schon wieder selbstständig. Syndia hatte wir gesagt, meinte sie damit eine andere Freundin oder ihren Freund? Ist ja egal, dachte Kelly, Hauptsache, ich sehe sie wieder. Freute sie sich auch so wie ich, aber bestimmt, sonst hätte sie mich ja nicht angerufen. Oder war es nur aus reiner Höflichkeit? Ach nee, sagte Kelly zu sich selber.
Sie betrachtete sich noch mal im Spiegel, lächelte und verließ freudestrahlend die Wohnung.
Syndia öffnete sofort die Tür, als Kelly klingelte. „Hi, mein Gott bist du schnell.“ Kelly grinste „ich habe ja auch tierischen Hunger“ Sie reichte ihr die Hand, was aber ein großer Fehler war, denn durch ihren Körper schoss durch die sanfte Berührung ein heißer Schauer, es war ein so süßes, flauschiges Gefühl, was einfach nicht zu beschreiben war.
Syndia schaute sie an und ihre Augen verrieten, dass es bei ihr auch nicht ohne Wirkung war. Sie konnte es einfach nicht richtig deuten, was da mit ihr geschah.
Sie liefen die Treppen hoch und oben kam ihnen ein recht gut aussehender Mann entgegen. „Kelly, das ist Tom. Tom, das ist Kelly, äh…ne gute Freundin.“ Syndia blickte von einem zum anderen. Tom reichte Kelly die Hand „schön dich kennen zulernen.“ Kellys Blick verfinsterte sich, was aber nur Syndia auffiel. „Hallo“ sagte sie etwas zurückhaltend. Ein Lächeln umspielte ihren Mund, dass sie freundlich wirken ließ. Na prima, dachte Kelly, jetzt gehen wir zu Dritt essen, worauf lasse ich mich hier nur ein… Weiter kam sie nicht mit ihren Gedanken, denn Syndia holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück „Meine Mutter hat heute Timmy, deshalb wollten wir auch etwas unternehmen. Und da ich absolut keine Lust habe, zu kochen, haben wir einfach entschlossen, Essen zu gehen.“ „Das find ich klasse, dass ihr mich mitnehmt, ich hatte auch keine Lust zum kochen und nur ein Apfel, hat nicht wirklich gereicht.“ „Da kannst du dich bei Syndia bedanken, sie meinte gleich, dass wir dich doch mitnehmen könnten.“ meldete sich Tom zu Wort. Kelly schaute dankend etwas länger als beabsichtigt zu Syndia „Danke“ „Ist mir ein Vergnügen, wenn du dabei bist.“ Syndia strahlte mit ihren Augen eine unsagbare Wärme aus, was in Kelly ein Kribbeln durch den Magen jagte. Was würde sie geben, um sie nur einmal in die Arme zu nehmen und sie zu küssen. Träum weiter, sagte sie zu sich im Stillen, und hör auf, andauert in Gedanken zu verfallen.
„Also, seid ihr fertig, können wir gehen?“ rief Tom von der Tür her. Syndia nahm ihre Jacke und ging mit Kelly zu Tom. Wenn man ihn so betrachtete, zeigt Syndia wirklich keinen schlechten Geschmack, aber Kelly hatte eine andere Vorstellung von einem Mann.
Sie liefen eine ganze Weile durch die Stadt, bis sie an einem Restaurant ankamen, wo irgendetwas auf Griechisch stand. In der hinteren Ecke war noch ein Tisch frei, worauf Tom gleich zeigte.
Syndia nickte und zog gleichzeitig ihre Jacke aus. Eigentlich war es Tom seine Aufgabe, ihr die Jacke abzunehmen, aber Kelly war schneller, sie nahm sie und hängte sie mit auf.
Es war eine schöne, gemütliche Ecke und man saß echt bequem. Sie bestellten erst mal Getränke und studierten ausgiebig die Speisekarte.
Vom Nachbartisch kam ein lautes Gekicher, dort saßen zwei junge Mädels, die sich angeregt über etwas unterhielten, was sie öfter zum Lachen brachte.
Die eine Hand von dem Mädel lag bei der Anderen auf dem Knie. Es war nicht nur eine einfache Geste, man sah es auch so, wenn man sie beobachtete, dass zwischen ihnen mehr war, als nur eine Freundschaft. Syndia schaute zu Kelly und folgte ihren Blick und blieb auch bei den Beiden haften. Plötzlich gaben sich die Beiden einen Kuss. Tom ist das natürlich auch nicht entgangen, er konnte es auch ganz deuten, denn seine Bemerkung sagte alles „ Die Beiden fangen ja schon recht früh damit an, aber warum müssen die sich so benehmen, können die das nicht zu Hause machen, so was gehört sich nicht in der Öffentlichkeit.“ Kelly fühlte sich plötzlich persönlich angegriffen und fuhr auf „ Na lass sie doch, was ist denn so schlimm daran? Vielleicht können sie es gerade zu Hause nicht zeigen. Wir leben doch nicht mehr im 18 Jahrhundert.“
Als müsste Syndia ihr unter die Arme greifen und sie unterstützen, fügte sie hinzu „Genau, was hast du dagegen. Du hattest doch noch nie ein Problem damit? Ich versteh dich nicht. Du küsst mich doch auch auf der Straße. Und nur weil es zwei Mädels sind, stört dich das? Ich finde es sogar gut, wenn sie sich nicht verstecken.“ Syndia schüttelte den Kopf. Kelly sah erstaunt zu Syndia, sie konnte es gar nicht richtig fassen, dass Syndia das gerade gesagt hatte.
Habe ich jetzt was Falsches gesagt, fragte sich Syndia und schaute skeptisch zu Kelly, doch ihr Schmunzeln verriet, dass es richtig war.
„Oh je…“ meinte Tom „…gehe nie mit 2 Frauen gleichzeitig weg, die machen dich völlig fertig.“ Er lachte und winkte dem Kellner zu, der ihre Bestellung aufnahm.
Sie unterhielten sich die ganze Zeit von Gott und die Welt. Nach dem Essen tranken sie noch ein Glas Wein und liefen dann wieder Richtung nach Hause. Unterwegs trafen sie noch nen Freund von Tom „Also Tom, du bekommst wohl auch nicht genug. Eine reicht dir wohl nicht?“ scherzte der Freund. Tom lachte „Hast du ne Ahnung, aber wir können gerne tauschen, wenn du magst.“ Der Mann hob die Arme „Nee lass mal, ich habe meine Braut zu Hause. Aber wenn ich dich schon einmal sehe… könntest du mich vielleicht nach Hause fahren? Mein Auto ist vorne an der Straße stehen geblieben. Eigentlich wollte ich mir ein Taxi rufen, aber so könnte ich mir das Geld sparen.“ Fragend schaute Tom zu Syndia „Geh nur…“ sagte sie „…ich komme schon klar, Kelly begleitet mich bestimmt noch ein Stück.“ Sie schaute zu Kelly, die lächelnd nickte und sich innerlich tierisch freute. Syndia wollte noch nen kleinen Spaziergang machen und freute sich, dass Kelly mit kam.
Tom gab Syndia einen Kuss und verschwand mit dem Freund.
„Vor 2- 3 Stunden kommt der eh nicht heim, das kenne ich.“ Syndia lächelte, was Kelly sofort erwiderte. Oh man, ich darf Syndia noch ein bisschen allein für mich haben, dachte Kelly und strahlte über das ganze Gesicht.
„Ich hab noch Wein zu Hause, hast Du Lust mit zukommen?“ Fragend schaute Syndia zu Kelly. „Gerne.“ sagte Kelly verdammt schnell.
Sie redeten und lachten über alles Mögliche. Vor der Haustür waren Beide etwas außer Atem.
Sie gingen die Treppen hoch, Syndia schloss die Tür auf und nahm ihr die Jacke ab und berührte unabsichtlich Kellys Arm. Wie ein heißer Blitz schoss es durch Kelly, das nicht unbemerkt blieb, denn sie zuckte merklich zusammen, als hätte sie sich verbrannt. Auch Syndia spürte dieses ungewohnte Kribbeln in ihrem Körper und sah verlegen zur Seite. Später wusste Kelly nicht mehr, wie sie das geschafft hatte, so cool zu sein. Sie legte ein Arm um Syndia´s Schulter und sagte „Hey, ich kenne es, mir geht es zur Zeit nicht anders. Manche dürfen so etwas Unsagbares spüren und viele bekommen dies nicht zu spüren.“ Kelly war sich erst hinterher bewusst, was sie gesagt hatte und schaute etwas unsicher. „Weißt du eigentlich, wie niedlich du bist, wenn du versuchst, etwas zu erklären.“ Syndia schaute skeptisch zu ihr, weil sie sich nicht sicher war, ob es richtig war, dies zu sagen. Kelly grinste verlegen „Ach, dass denkst du nur.“ Syndia schaute sie ernst an „Nein, das meinte ich wirklich so.“
Sie sahen sich Beide in die Augen und verspürten beide den Drang, den Anderen in den Arm zu nehmen, aber keiner wollte den ersten Schritt tun. Doch Kelly gab sich einen Ruck und schloss Syndia in ihre Arme. Sie zog Syndia an sich, die ihre Arme ohne Protest um ihren Nacken legte.
„Nein…“ sagte Kelly, obwohl sie es nur denken wollte. Das darf nicht sein! Das darf nicht passieren und ist es nicht vielleicht noch zu früh dafür? „Ich glaube…“ sagte Kelly heißer, „…ich werde jetzt besser gehen, bevor wir etwas tun, was wir später vielleicht bereuen.“ Als hätte man Syndia hart in die Magengrube geboxt, stand sie wie erstarrt da und schaute Kelly fragend an.
Kelly gab ihr einen Kuss auf die Wange und zog die Tür hinter sich zu.
Eine ganze Weile verging und Syndia stand immer noch wie versteinert da. Was war da gerade geschehen? Sie hätten sich beinahe geküsst. Bei dem bloßen Gedanken fing ihr Herz zu rasen an und das schöne Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit.
Kelly blieb nach ein paar Schritten stehen und atmete ein paar Mal tief durch und begab sich dann auf den Heimweg.
„Scheiße…“ sagte sie vor sich hin „…Scheiße, Scheiße und noch mal Scheiße.“ Sie war völlig durcheinander. Warum habe ich meinem Verlangen nur nachgegeben? Hätte ich nur auf meinem Verstand gehört, aber nein, du musstest sie ja in die Arme nehmen, und nun? „So eine verdammte Scheiße.“ Wütend auf sich selber ging sie nach Hause. Was wird Syndia jetzt von mir denken? Was denke ich von mir selber? Bin ich denn noch normal? Fragen über Fragen und nichts als Fragen.
Sie machte ihr Zeug für die Arbeit fertig und legte sich anschließend ins bett. Doch von Schlaf war absolut keine Rede, sie wälzte sich hin und her. Als sie es satt hatte, stand sie auf und machte im Wohnzimmer das Radio an, setzte sich in ihren Lieblingssessel und zündete sich eine Zigarette an.
Nach mehreren Zigaretten legte sie sich wieder hin und durch die Müdigkeit schlief sie dann doch noch ein.
In dieser Nacht träumte sie, wie sie mit Syndia die Straßen entlang rannten, Hand in Hand. Sie lachten viel und...
copyright © by
anchen99. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.