von anchen99
Seit dem Abend sind 4 Tage vergangen. Auch wenn sie sich nicht gesehen hatten, hatten sie doch jeden Tag miteinander telefoniert.
Kelly fühlte sich seit langem mal wieder so richtig glücklich, vor allem weil sie wusste, dass sie Syndia heute Abend sehen würde.
Bei der Arbeit lief alles ganz normal, es ging alles mit einer Leichtigkeit, wie schon lange nicht mehr. Zwar wollte die Zeit nicht so schnell vergehen, wie es sich Kelly wünschte, aber das konnte auch nichts an ihrer guten Laune ändern.
Wie vereinbart klingelte Kelly kurz nach 20 Uhr bei Syndia an der Tür. Woran sie aber absolut nicht mehr dachte, stand dann plötzlich vor ihr „Hallo Kelly…“ öffnete Tom die Tür „…schön dich wieder zu sehen.“ „Hallo, hoffe, ich störe nicht.“ Sie reichte ihm höflich die Hand. „Keine Sorge, ich wollte sowieso gleich gehen.“ Zum Glück dachte Kelly, denn sie wollte Syndia allein für sich. Wenn Tom da war, fühlte sie sich immer so unbehaglich und hatte auch ein wenig schlechtes Gewissen, weil sie sich in eine Beziehung einmischte.
Im Flur kam ihr ein kleiner Junge entgegen. Als sie ihn sah, war ihr erster Gedanke, der Kleine hat genau die großen, süßen Augen wie Syndia.
„Hi, du bist bestimmt Timmy?“ schüchtern betrachtete er sie „Ja“ sagte er und reichte ihr gut erzogen die Hand „Das bin ich und du bist bestimmt Tante Kelly. Mama hat gerade gesagt, dass muss Kelly sein.“ „Ja, das bin ich. Das Tante lassen wir aber weg, sonst fühle ich mich so alt.“ „Ok“ sagte er und rannte davon. Wieder meldete sich ihr Verstand. Mensch Mädel, du mischt dich in eine Familie, du machst alles kaputt. Steig aus, solange es noch geht. War es dafür nicht schon längst zu spät? Ja, sagte sich Kelly, dafür sind wir schon viel zu weit gegangen.
„Hi Kelly, warte, ich komme gleich, bring nur schnell noch Timmy ins Bett.“ „Ok.“ Sie schauten sich an und verstanden sich auch ohne viele Worte.
Kelly setzte sich zu Tom ins Wohnzimmer und versuchte mit ihm ein Gespräch anzufangen, was auch sehr schnell gelang. Sie unterhielten sich über belanglose Dinge. Nach einer Weile kam auch Syndia ins Wohnzimmer „Ich setze einen Kaffee an, möchtest du auch einen?“ Fragend schaute sie zu Kelly, die begeisternd nickte.
Tom stand auf „Ich geh jetzt mal lieber, sonst brauche ich heute nicht mehr los. Also bis später.“ Er verabschiedete sich von Kelly, nahm Syndia in den Arm und gab ihr einen Kuss. Bei diesem Anblick zog sich Kellys Herz schmerzlich zusammen und ihr Magen verkrampfte sich. Geh, befahl ihr Verstand, steh auch auf und geh. Lasse es hinter Dir, Du zerstörst eine intakte Familie. Nein, dachte sich Kelly, ich kann einfach nicht mehr zurück, dafür habe ich mich schon zu sehr verliebt.
Mit Kaffee kam Syndia lächelnd ins Wohnzimmer und Kelly schaute sie an, war so fasziniert von ihrem Anblick, dass ihre Gefühle wieder Purzelbäume schlugen.
„Was gibt’s Neues?“ fragte Syndia, um das drückende Schweigen zu unterbrechen. „Eigentlich nichts und bei dir?“ „Ähm…Linda war heute bei mir im Laden und fragte mich, ob ich vielleicht wüsste, was mit dir los ist. Du würdest seit einiger Zeit etwas komisch sein.“ „Ach…“ sagte Kelly gereizt „…da fährt sie durch die ganze Stadt, um bei dir einzukaufen. Dabei hast sie die Autofahrt durch die Stadt. Oh man, die kann aber auch nervig sein. Was hast du ihr gesagt?“ „Ich sagte ihr nur, dass ich dich nicht so gut kennen würde, um zu wissen, was mit dir los ist.“ „Gut, danke! Sie muss nämlich nicht alles wissen, sonst weiß es bald jeder und das will ich vermeiden.“ „Wieso, schämst du dich für deine Gefühle?“ „Nein, aber ich erspare uns damit vielleicht etwas Ärger.“ Kelly schmunzelte und Syndia nickte nachdenklich „Von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet. Aber meinst du wirklich Linda würde quatschen? Also ich kenne sie so, wenn ich ihr was anvertraute, dann hat sie immer die Klappe gehalten. Na ja, du musst es besser wissen, wie sie jetzt ist, liegt ja auch schon Jahre zurück mit unserer Freundschaft.“
„Syndia…“ sagte Kelly etwas leiser „…ich muss dir etwas sagen, aber bitte lach jetzt nicht, denn mir ist das völlig ernst.“ Neugierig schaute sie Kelly an „Ja?“ „Ich habe…ich bin…mist. Syndia, ich habe mich in dich verliebt.“ Da Blut schoss in Kellys Kopf, verlegen schaute sie Syndia an und warte auf eine Reaktion.
Syndia schluckte, aber nicht vor Schreck, nein, sondern vor Verlegenheit. „Das habe ich mir schon gedacht, bzw. habe ich es gespürt. Und wenn ich ehrlich bin, na ja, also, ich denke mal, ich mich in dich auch.“
In Syndia´s Augen waren Tränen zu sehen, denn eine Freude machte sich in ihren Körper breit, was sie total überwältigte. Sie hatte solche Gefühle noch nie so stark empfunden, wie in diesem Augenblick.
Kelly stand auf und zog Syndia in ihre Arme, drückte sie sanft an sich und legte ihre Lippen auf ihren Mund. Der anfangs sehr zärtliche und zurückhaltende Kuss entfachte zu einem sehr Leidenschaftlichen. Syndia schmiegte sich an Kelly, zog ihren Kopf noch näher und erwiderte, voller Verlangen nach mehr, den heißen Kuss. Kellys Hände glitten sanft über ihren Rücken, über die Hüften, zu die Oberschenkel und wieder zurück. Mit zitternden Händen glitt sie unter Syndia´s Shirt und spürte die zarte nackte Haut, was ihren eigenen Körper erschauern ließ. Immer noch küssend, ließ sich Syndia langsam zu Boden gleiten und zog Kelly mit sich. Jeden Millimeter wollte Kelly von Syndia´s Körper spüren, erforschen. Unsicher und etwas unerfahren tastete sie sich zu ihren Brüsten vor. Sie fühlten sich unglaublich zart und weich an. Sie löste ihre Lippen von Syndia´s Mund und hauchte kleine Küsse an ihren Hals entlang. Spielerisch bewegte sich Kellys Zunge um die aufgerichtete Brustwarze. Syndia entfuhr ein kleiner Seufzer und drückte ihr Unterleib gegen Kellys. Sanft bewegten sich ihre Hüften, was auch ein kleines Stöhnen von Kelly entgleiten ließ. Am ganzen Körper bebend richtete sich Kelly schwer atmend auf und mit verschleiertem Blick sah sie Syndia an. Genau wie Kellys Augen, drückten Syndia ihre das pure Verlangen aus. Leise flüsterte Kelly „Syndia, bitte nicht hier und jetzt. Es ist zu gefährlich.“ „Ach…“ sagte Syndia schwach „…Tom kommt so schnell nicht heim.“ „Trotzdem, es ist nicht schön zu wissen, dass er jeden Moment in der Tür stehen könnte.“ „Ja, du hast Recht.“ Syndia hatte sich wieder etwas unter Kontrolle und konnte ihr Verlangen besänftigen. Natürlich hatte Kelly Recht, das Risiko war einfach zu groß.
Während sie aufstanden und ihre Sachen ordneten, sagte Syndia lachend „Ich glaube, unser Kaffee ist jetzt kalt.“ Kelly gab Syndia einen Kuss „Glaub mir, die Sache ist es wert, kalten Kaffee zu trinken.“ Grinsend setzte sich Kelly in den Sessel. Auch Syndia musste schmunzeln, doch dann wurde sie ernst. „Kelly, darf ich dich mal was fragen?“ „Aber klar doch, warum nicht?“ „Ok, also…ähm…bist du…hast du…kannst du….noch mal von vorn. Hast du schon Erfahrungen mit Frauen? Ich meine, stehst du auf Frauen?“ Syndia´s ganzes Gesicht nahm Farbe an.
Als Kelly mit reden begann, veränderte sich auch etwas ihre Gesichtsfarbe „Na ja, eigentlich nicht, aber ich habe mich schon öfters dabei erwischt, wie ich anderen Frauen hinterher geschaut habe. Bis jetzt war ich nur mit Männern zusammen, aber von dir, ja, da war ich von Beginn an so verzaubert und es sind Gefühle in mir, die ich noch nie zuvor gespürt habe. Obwohl man ja immer die Schiene fährt, so etwas gehört sich nicht, was denken die anderen von dir und so weiter. Aber mittlerweile ist mir egal, was andere denken. Wir sind alle Menschen und wenn sich zwei Frauen lieben, dann ist das so und wenn zwei Männer sich lieben, dann ist es auch so. Hauptsache ist doch, man ist glücklich, oder?“ Syndia nickte nur. „Hast du schon…bzw. hattest du schon vor mir Erfahrungen mit Frauen?“ Kelly merkte wieder, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
Syndia schaute etwas verdutzt und winkte ab. „Na ja, eigentlich nicht in dem Sinne. In der Schulzeit habe ich mit meiner besten Freundin so herum gealbert und mal ein Küsschen oder so, aber nichts weiter.“ „Ok…“ sagte Kelly grinsend „…dann wird es für uns Zeit.“ Kellys verschmitztes Lächeln verriet so viel von ihren Gedanken. Syndia nahm Kellys Hand und sagte „Ich glaube, dass du schon angefangen hast, mich hinein zu führen. Bevor ich dich kennen gelernt habe, habe ich nie darüber nachgedacht. Doch jetzt mache ich mir ständig Gedanken darüber. Irgendwo denke ich auch, dass ich Tom betrüge, aber dann denk ich wieder, es ist ja nicht mit einem Mann, ach, ich weiß doch auch nicht.“ Kelly konnte Syndia verstehen und würde ihr so gerne etwas Aufmunterndes dazu sagen, aber ist sie nicht daran schuld, dass es jetzt so ist? Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit. Doch Syndia hielt sie davon ab, weiter darüber nach zudenken. „Kelly, glaubst du an die Liebe zwischen zwei Frauen? Ich meine, glaubst du daran, das so etwas eine Zukunft haben kann?“ Fragend sah sie Kelly an. „Ich denke schon. Wenn zwei sich wirklich lieben, dann kann man schon an Zukunft glauben. Was soll daran anders sein, als zwischen Mann und Frau? Natürlich ist es nicht ganz so einfach, denn für viele ist es nichts Normales und dadurch können natürlich Probleme entstehen. Aber wenn man sich so richtig liebt, dann hält man auch zusammen und man kann alles bewältigen. Ist doch egal, ob zwei Frauen oder Mann und Frau, man bekommt keine Garantie auf die Beziehung. Doch, ich kann mir das sehr gut vorstellen.“ Syndia sah sie nachdenklich an „Weißt du, dass hast du echt schön gesagt, ich verstehe es auch, aber ich möchte jetzt lieber nicht an die Zukunft denken.“ „So…“ sagte Kelly skeptisch „…glaubst du nicht, dass es auf Dauer gut gehen kann?“ Traurig schaute Syndia Kelly an „Ich weiß nicht. Ich habe absolut keine Vorstellung, keine Ahnung, wie es gehen soll.“ Kelly versuchte sich in Syndia hinein zu versetzen. Sie hatte es nicht leicht, dass wusste sie, aber hat sie nicht selber gesagt, dass sich manchmal einiges im Leben ändert? Kelly ließ den Gedanken fallen, sie wollte erst mal abwarten, wie sich das alles noch entwickelt. Nur das Schicksal würde die Richtung ihrer Liebe entscheiden.
Es war schon spät und Kelly verabschiedete sich „Mach dir nicht so viel Gedanken, vielleicht ergibt es sich von selbst.“ Syndia lächelte „Ich werde es versuchen, aber versprechen tue ich nichts.“
Schmunzelnd nahm Kelly sie in ihre Arme und küsste sie zärtlich auf die Nasenspitze. Dann nahm sie ihren Mund in Besitz und weckte damit in Syndia erneut ein tiefes Verlangen nach mehr. Syndia lehnte sich an Kelly und spürte, dass ihr Herz genau so schnell schlug, wie ihr eigenes.
„Tschüß!“ mit einem letzten Blick und ein Kuss auf die Wange verschwand Kelly blitzartig, denn ihr schossen die Tränen in die Augen. Deshalb lief sie die Treppen hinunter, ohne sich noch einmal umzudrehen, denn sie wollte nicht, dass Syndia die Tränen sah. Sie musste es nicht mitbekommen, dass ihr der Abschied so schwer fiel.
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anchen99. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.