von anchen99
Einige Wochen sind seitdem vergangen. Kelly und Syndia trafen sich öfters, doch meistens bei Syndia. War ja auch nur verständlich, schließlich hatte sie eine Verantwortung.
Auch wenn Kelly manchmal mit gemischten Gefühlen zu ihr ging, war sie trotz allem froh, sie überhaupt zu sehen, obwohl Tom öfters dabei war. Eine ganze Weile war Kelly der Überzeugung, dass es so ganz gut ging, nur nach und nach wurde es immer schwieriger, denn die Eifersucht auf Tom machte sich breit.
Sie konnte und wollte es nicht hinnehmen, dass Tom mehr Rechte auf Syndia hatte. Mit Timmy verstand sie sich prima und irgendwie ist ihr der Kleine auch ans Herz gewachsen. Die niedliche Art von ihm, wenn er um etwas bat, oder wenn er versuchte, etwas zu erzählen, was mit Händen und Füßen bestätigt wurde und seine liebe Art, man konnte ihm sehr selten etwas abschlagen. Doch Timmy war absolut nicht das Problem, es hieß Tom, mit dem sie gar nicht fertig wurde.
Kelly wollte Syndia auch nicht zu einer Entscheidung drängen, denn da könnte es mit hoher Sicherheit passieren, dass Kelly den Kürzeren zog und das würde sie nicht ertragen. Seit sie Syndia kannte, wusste sie erst, was Einsamkeit hieß. Zum ersten Mal in ihrem Leben durfte sie spüren, wie es ist, wenn man liebt und geliebt wird. Das Gefühl so gebraucht zu werden, kannte sie nicht. Natürlich wusste sie, wie schwierig es für Syndia sein musste, gleichzeitig zwei Menschen so nah zu sein und sie tat ihr auch leid, aber konnte dennoch nichts tun, als alles so hin zunehmen.
Kelly schweifte mit ihren Gedanken wieder zu Tom. Er ist ja echt kein schlechter Mensch, was alles noch schwieriger machte, aber dennoch war er in Kellys Augen ein Störfaktor. Tom war ein so guter Vater und der Junge mochte ihn sehr. Sie wusste, dass sie nie etwas intrigantes unternehmen würde, um die Beziehung kaputt zu machen, aber das war auch keine Lösung, denn irgendwann würde diese Situation nicht mehr zu ertragen sein und schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie Syndia verlieren würde, wenn es kein Wunder gab.
Wenn es wirklich so weit kommen sollte, dass sie Syndia verlieren würde, wusste Kelly jetzt schon, dass es mehr als nur schmerzlich ausgehen würde, aber darüber möchte sie im Moment gar nicht denken.
Die einzige Möglichkeit Syndia zu behalten war, dass sie es stillschweigend hinnahm, auch wenn ihr dafür die Nerven langsam ausgingen. Aber Syndia scheint noch jede Menge davon zu haben, glaubte aber nur Kelly.
Das Telefon riss Kelly völlig aus den Gedanken „Ja?“ „Hallo Hasi, ich bin’s.“ „Hallo Süße, ich dachte du bist auf Arbeit?“ „Bin ich auch, ich wollte nur mal schnell deine Stimme hören. Kelly, ich vermisse dich so sehr.“ „Ich dich doch auch total. Sehen wir uns heute?“ „Ich weiß nicht…“ sagte Syndia zurückhaltend „…ich, bzw. Tom bekommt heute Besuch und ich weiß nicht, ob du dabei sein möchtest.“ Kelly schwieg am anderen Ende. Sie fühlte sich wieder total schlecht, aber da merkte sie wieder einmal, dass sie sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlte. Wenn man nicht gebraucht wird, dann wird man abgeschoben.
„Ach nee…“ sagte Kelly nach ner kurzen Zeit „…da bleibe ich heute lieber mal zu Hause.“ Sie wollte sich nicht aufdrängeln. „Sei mir nicht böse, ja?“ „Ist doch in Ordnung, ich muss eh mal früher ins Bett, sonst bin ich in ein paar Wochen ein Frack.“ Es war zwar gelogen, denn sie brauchte nicht viel Schlaf, aber bevor sie etwas sagte, was Syndia kränken könnte, hielt es Kelly für besser so, sie im Glauben zu lassen, dass es in Ordnung sei. Trotz ihres Willens, machte sich eine tiefe Traurigkeit breit. Syndia ahnte nicht, was sie damit anrichtete, doch Kelly wollte sie nicht dafür verantwortlich machen, deshalb schwieg sie. „Kann ich also beruhigt nach Hause gehen und muss mir keinen Kopf zerbrechen, ob du mir vielleicht böse bist?“ Skeptisch fragte Syndia noch mal nach, denn mittlerweile kannte sie Kelly und wusste, dass sie sehr schnell enttäuscht wirkte. „Aber ja doch, wir sehen uns dann morgen oder übermorgen. Du rennst mir doch nicht davon, oder?“ Kelly musste schmunzeln, was Syndia nicht sah, aber sich vorstellen konnte. „Ganz bestimmt nicht, du weißt doch, ich gehöre dir ganz alleine.“ Und natürlich Tom, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie ärgerte sich total, dass solche gewissen Spitzen immer mehr in ihr waren. Wahrscheinlich lag es wirklich an den Nerven. Vielleicht wollte sie sich damit nur selber aufrechterhalten, aber sie fand darauf keine Antwort. „Kelly? Bist du noch dran?“ „Ja, sorry, war nur gerade mit den Gedanken bei der Arbeit.“ „Ach so. Kommst du morgen mal in den Markt, da können wir uns was ausmachen.“ „Alles klar, also dann noch einen schönen Abend und Syndia? Ich liebe dich!“ „Ich liebe Dich auch! Tschüß!“ „Tschüß!“ Sie legte auf und Kelly versank sofort wieder in Gedanken. Würde sie das echt noch lange ertragen können, immer nur dann da zu sein, wenn Syndia für sie Zeit hatte? Was ist denn so schlimm daran, wenn man sich nur ein ruhiges Leben wünscht, dachte Kelly. Jede Sekunde versuchte sie mit Syndia zu verbringen, deshalb sprang sie sofort, wenn sich die Gelegenheit ergab. Was sollte sie machen? Darauf verzichten, einfach mal nein sagen, nein, dass konnte sie nicht. Kelly redete sich ein, dass es Syndia auch nicht leichter hatte, denn sie hatte noch Tom und Timmy. Kelly hatte schon wieder Mitleid mit Tom, denn sie drängte sich einfach dazwischen, ohne an seine Gefühle zu denken. Doch sollte Kelly nicht auch mal an sich denken? Sie dachte über ihr Leben nach, wie eintönig es doch war, bevor sie Syndia kennen lernte. Dabei blieb sie wieder bei Syndia stehen, wie es wohl in ihr aussah?
Das Syndia total verzweifelt war und mit den Nerven am Ende, sah Kelly nicht. Syndia fühlte sich echt miserabel, was man ihr aber nicht ansah. Das konnte sie geschickt verbergen. Aber sie wusste absolut keinen Ausweg aus der verdammten Zwickmühle. Dass sie mehr Gefühle für Kelly, als für Tom hatte, hatte sie sich schon längst eingestanden, aber ihr Verstand sagte ihr immer, es ist besser, wenn sie bei Tom bliebe, allein schon wegen Timmy. Sie stand nun zwischen zwei Stühle und hatte Angst, wenn sie sich für einen entschied und sich darauf setzt, dass sie bitterlich herunterfällt. Das Risiko war ihr einfach zu groß und sie musste sich auch eingestehen, dass sie nicht wirklich an eine Zukunft zweier Frauen glaubte.
Genau wie bei Kelly, es sind Fragen über Fragen, Gedanken ohne Ende und niemand konnte eine Antwort geben.
Ich muss die Antworten suchen, herausfinden, was ich wirklich will, dachte Syndia.
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anchen99. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.