von anchen99
Die Woche ohne Tom verlief wie im Flug und leider viel zu schnell, aber es war eine wunderschöne Zeit.
Timmy hatte seinen Spaß, sie unternahmen jeden Tag etwas anderes. Syndia lernte die Liebe neu kennen und auch für Kelly war es was Einmaliges in ihrem Leben.
Doch es wurde von Tag zu Tag immer bedrückter, denn keiner wusste, wie es weiter gehen sollte.
Wenn es nach Kelly ginge, dann würde sie ihre Zwei mit Sack und Pack mit zu sich nehmen. Syndia dagegen war sich nicht sicher, was sie wollte. Sie liebte auf einer Seite Tom, Tom liebte sie und Timmy, wie es bei einer kleinen normalen Familie so sein sollte und da war sie wieder. Die Angst, denn sie wollte diese Familie nicht auseinander reißen. Konnte sie es überhaupt? Würde sie mit Kelly eine Familie sein können? Warum sollte es nicht gehen? Diese ganzen verdammten Fragen, die den ganzen Tag in ihrem Kopf herum schwirrten, machten sie noch total verrückt.
Es war der letzte Morgen zusammen, denn nachmittags hatte sich Tom angemeldet, da würde er wieder da sein. Genervt schoss Syndia durch die Wohnung. Timmy hatte sie zu ihrer Mutter gebracht und Kelly saß in der hintersten Ecke in der Küche und grübelte vor sich hin. Sie schaute Syndia hinterher. „Syndia…“ rief sie „…jetzt bleib doch mal hier, setz dich mal für ein paar Minuten hin. Du rennst durch die Bude, als wäre jemand hinter dir her.“ Syndia schaute verzweifelt zu Kelly, sie nickte und setzte sich zu ihr. Kelly schüttelte den Kopf „Hör mal, wir haben noch ne ganze Menge Zeit, bevor Tom kommt. Und ich habe keinen Bock die ganze Zeit hier zu sitzen. Lass uns doch die restliche Zeit anders nutzen.“ Fragend schaute Syndia sie an „Und was?“ Kelly überlegte kurz „Lass uns einfach mit dem Auto losfahren, vielleicht fällt uns unterwegs was ein.“ „Ok, gehen wir.“ Syndia sprang auf.
Sie fuhren aus der Stadt, durch ein großes Waldgebiet und kamen nach einiger Zeit an einen großen See. Kelly hielt an und sah Syndia an „Lass uns spazieren gehen und uns unterhalten. Ich glaube, es ist an der Zeit einiges zu klären, über einiges zu reden. Und das will ich noch, bevor Tom wieder kommt.“ Syndia schaute sie verdutzt an, denn so direkt hatte sie nicht damit gerechnet.
Sie stiegen aus und gingen schweigend nebeneinander am See entlang. Kelly hielt die Spannung und das Schweigen nicht mehr aus. Sie wollte endlich Gewissheit haben, woran sie mit Syndia war.
„Also Syndia, wie geht es mit uns weiter? Wenn Tom da ist, können wir nicht mehr so tun, als wären wir gute Freunde, ich würde es ehrlich gesagt nicht mehr aushalten.“
Syndia schaute zu Boden „Ich weiß es nicht. Ich kann mir noch so nen Kopf machen, ich weiß es einfach nicht.“ „Aber irgendwie muss es weiter gehen. Ich möchte dich nicht aufgeben, aber ich kann auf jeden Fall nicht mehr so weitermachen wie bisher. Ich weiß, dass du Tom noch immer liebst, ist ja auch verständlich, aber leider kann man nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Es klingt hart und ich weiß, dass es unser Ende bedeuten kann, aber damit muss ich leben. Du musst dich demnächst entscheiden, denn zu dritt geht das nicht weiter. Weißt du, wie ich das meine?“
„Das weiß ich und glaub mir, es geht mir die ganze Zeit nur durch den Kopf. Aber es ist nicht so einfach. Bitte lass mir noch ein bisschen Zeit.“
Kelly war innerlich völlig mit Angstgefühlen übersäht, aber sie konnte es relativ gut verbergen. „Wie lange meinst du wirst du brauchen?“
„Gib mir noch ein paar Tage Zeit, bitte!“ unsicher schaute Syndia sie an.
„Na gut, ich lass dir die Zeit zum nachdenken, aber ich werde mich in der Zwischenzeit zurückziehen, denn ich möchte, dass du ohne meinem Einfluss entscheidest. Du sollst vom Herzen her entscheiden. Wenn du dir dann 100 % ig sicher bist, dann ruf mich einfach an.“ „Ja, verspreche ich dir!“
Sie liefen weiter den See entlang und wieder war ein eisiges Schweigen zwischen den Beiden.
Nachdem sie den ganzen Weg um den See gelaufen sind, kamen sie wieder ans Auto. Kelly nahm plötzlich unerwartet Syndia in den Arm „Bitte zieh nicht so ein Gesicht, es macht mich traurig, wenn du so schaust. Ich weiß, es ist eine blöde Situation.“ Sie neigte den Kopf und ihre Lippen senkten sich auf ihren Mund. Syndia schmiegte sich an sie und erwiderte mit vollem Verlangen den Kuss.
Als Kelly kaum noch Luft bekam, löste sie sich von Syndia, lächelte ihr aufmunternd zu und stieg ins Auto. Syndia war noch etwas von dem Kuss benommen und stieg etwas später auch ins Auto. Sie beugte sich zu Kelly rüber und nahm ihre Lippen wieder in Besitz. Sie wollte Kelly noch einmal spüren und fühlen, denn sie hatte Angst, sie nie mehr so berühren zu können.
Es entstand eine leidenschaftliche Atmosphäre im Auto. Ihre Hände wanderten über Kellys Körper, jeden einzelnen Zentimeter wollte sie noch einmal fühlen.
Doch plötzlich liefen ein paar Spaziergänger am Auto vorbei und die Stimmung war weg, denn so hatten sie keine ruhige Minute.
So fuhren sie wieder Richtung Heimat. Beide sagten kein Wort, jeder hing seinen Gedanken nach.
Kelly war sich sicher, wenn in den nächsten Tagen von Syndia nichts kam, dann würde sie es für sich beenden, auch wenn es schmerzlich war. Alleine schon den Gedanken zu haben zu dritt so weiter zumachen, machte sie wahnsinnig, sie würde nur daran kaputt gehen. Und eins war sie sich sicher, entweder ganz oder gar nicht. Auch wenn es ihr das Herz brechen würde, müsste sie einen Weg ohne Syndia in Erwägung ziehen. Die Vorstellung allein ließ ihren Magen zusammenkrampfen.
Syndia konnte keinen klaren Gedanken fassen, in ihr ging alles drunter und drüber.
Sie wollte Kelly nicht so einfach aufgeben und deshalb beschloss sie mit Tom zu reden. Sie wusste zwar noch nicht, wie und wann, aber der Entschluss stand fest.
Als sie dann zu Hause waren, kochten sie sich Kaffee und spielten die restliche Zeit Karten. Sie warteten den ganzen Nachmittag. Mitten im Spiel legte Kelly plötzlich die Karten weg. „Einen Kuss möchte ich noch haben, denn vielleicht ist es der Letzte.“ Sie beugte sich über den Tisch und küsste Syndia zärtlich, was in Beiden wieder ein unbeschreibliches Kribbeln hervorrief. Syndia machte sich ängstlich von Kelly frei „Bitte, Tom könnte jeden Moment herein kommen und ich möchte nicht, dass er es so erfährt.“ „Ist schon ok. Willst du es ihm sagen mit uns?“ skeptisch schaute Kelly sie an. „Ja, ich werde mit ihm reden.“ Überrascht schaute sie Syndia an, wollte aber nichts dazu sagen „Komm, lass uns weiter spielen!“
Eine ganze Weile spielten sie noch, als die Küchentür aufging und Tom herein kam. „Hallo ihr zwei.“ begrüßte er sie. Er ging zu Syndia und gab ihr einen Kuss, wofür Kelly ihn am Liebsten umgebracht hätte.
„Wie war denn die Woche ohne mich?“ fragte er, nachdem er Syndia wieder los ließ. Kelly verdrehte die Augen, oh man, wie arrogant war denn diese Frage. Syndia merkte es nicht und sagte „Ganz amüsant. Timmy habe ich zu meiner Mutter gebracht.“ „So? Na ja, hoffentlich war es euch nicht zu langweilig.“ Kelly lächelte verschwitzt und schüttelte den Kopf. Tom sah verändert aus, stellte Syndia sofort fest, er wirkte auch etwas nervös. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Auch Kelly spürte, dass etwas in der Luft hing, deshalb stand sie auf und verabschiedete sich.
An der Tür war sie noch einmal mit Syndia alleine. „Ok, ruf an, wenn du glaubst. Ich liebe dich!“ „Ich dich auch.“ Kam es flüsternd von Syndia. Sie gaben sich einen letzten Kuss, dann nahm Kelly ihre Tasche und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ihr standen die Tränen in den Augen, denn sie fühlte, dass es das Ende sein würde.
Als Syndia in die Küche zurückkam, saß Tom total zerknirscht auf dem Stuhl. „Na, wie war denn dein Lehrgang?“ Sie versuchte etwas die Stimmung aufzuheitern. Während er sich ein Kaffee einschenkte meinte er nur kurz „Es war ok.“ „Tom…“ sagte Syndia ernst „…was ist los mit dir? Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt. Hat man dich beraubt oder was ist passiert? Was ist los?“ „Nichts!“ „Los, raus mit der Sprache!“ Genervt schaute er hoch und in ihre Augen. Er zögerte noch „Also…setz dich bitte, ich glaube, wir sollten reden.“ Sie setzte sich ihm gegenüber und schaute ihn abwartend an. „Syndia, du weißt, dass ich dich liebe, aber…“ er stockte. Wie soll ich es ihr nur sagen, fragte sich Tom, doch Syndia nahm ihn das ab. „Ist es ne andere Frau?“ Tom nickte leicht „Ja, es gibt eine andere Frau. Sie war auch die ganze Zeit über mit dabei. Ich konnte nichts dagegen tun, es war Liebe auf den ersten Blick.“ Syndia wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie wurde bleich, denn sie liebte ihn doch noch, aber auf der anderen Seite machte sich eine Freude in ihr breit, die die Tränen zurück hielten. Ihr wurde also gerade die Entscheidung abgenommen und eigentlich hätte sie glücklich sein müssen. Doch sie hatte Angst davor, was Kelly denken würde, wenn sie ihr erzählt, wie es zu der Entscheidung kam. Sie wollte nicht, dass Kelly sich als Lückenbüßer oder als 2. Wahl fühlte. „Na prima…“ sagte Syndia lauter, als beabsichtigt „…dann kann ich dir ja auch was beichten. Ich habe mich auch schon seit längeren verliebt und kämpfe die ganze Zeit mit einer Entscheidung.“ „In wen?“ fragte Tom übertrieben gereizt. „Na ja, es ist nicht…äh…ich…“ Syndia rief sich zur Ordnung „…es ist kein Mann, es ist Kelly.“ Jetzt war es Tom, der blass wurde. „Seit wann bist du lesbisch?“ skeptisch schaute er sie an. „Ich bin nicht lesbisch…“ fuhr sie auf „ich bin wohl bi, dass ist was ganz anderes. Es ist einfach so passiert. Warum regst du dich eigentlich so künstlich auf? Du gestehst mir hier deine heimliche Liebe und ich versuche es dir leichter zu machen, indem ich dir von Kelly erzähle. Ich wollte es Dir eh erzählen, aber ich hätte später mit dir darüber geredet. Was willst du jetzt eigentlich?“
„Ist ja gut, es war gar nicht so gemeint, dass hat mich nur mächtig überrascht. Was machen wir denn jetzt? Ich meine, wegen dem wohnen?“ Syndia schaute ihn an und überlegte „Ich werde mir eine Wohnung suchen und du bleibst in dieser hier.“ „Warum willst du auf Wohnungssuche. Deine Kelly hat doch eine große Wohnung, frag sie!“ „Ja schon, aber ich weiß nicht, ob das gut geht.“ „Das musst du doch aber erstmal ausprobieren. Ob es nun ein Fehler ist, merkst du später und dann kannst du dir immer noch ne Wohnung suchen. Schau mal, wenn ihr euch liebt, mit all euren Fehlern, dann geh das Risiko doch ein, du hast nichts zu verlieren.“ „Willst du mich so schnell loswerden?“ schelmisch lächelnd schaute sie Tom an. „Um Gottes Willen, ich meine es nur gut mit dir. Es ist ein neuer Lebensabschnitt und nichts hindert dich daran. Wir gehen also als gute Freunde auseinander?“ „Ja, dass finde ich gut.“ „Was ist mit Timmy, hast du schon mit ihm geredet?“ Syndia sah unsicher zu ihm „Nein, ich muss mit ihm noch reden, aber ich denke schon, dass er es verstehen wird. Er kommt aber erst morgen wieder, so lange müssen wir uns noch gedulden. Ich hoffe, es ist kein Problem für dich!“ „Hey, ich schmeiße dich doch nicht raus. Und wenn du noch ein paar Wochen hier wohnen würdest, dann wäre das völlig ok.“ „Ok, danke!“ Tom lächelte und ging mit seiner Reisetasche aus der Küche.
Plötzlich musste Syndia doch weinen. Sie wusste nicht, ob es aus Freude oder aus Traurigkeit geschah. Hatte sie es im Inneren nicht so gewollt? Doch, sagte Syndia zu sich selber, deshalb werde ich auch die Gelegenheit nutzen, bevor es zu spät ist. Sie ging und packte Timmy´s und ihre Sachen zusammen. Haufenweise Koffer und Taschen standen nun im Flur und warteten darauf, dass man sie davon trug.
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anchen99. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.