Ein Blick Teil II

von fruchtzwerg16


Morgens um 6 wurde ich von meinem Wecker geweckt. Eigentlich habe ich gar keine Lust auf Schule. Das würde bedeuten, 6 Stunden neben Camilla zu sitzen. „Wie soll ich bloß ihre Nähe aushalten?“
Ich ging runter in die Küche nuschelte ein „Morgen“ in die Richtung meines Vaters und setzte mich an den Küchentisch.
Mein Vater schaute von seiner Zeitung auf, musterte mich einen Moment und fragt dann:„ Morgen Maus, geht’s dir besser?“
„Joa geht“, antworte ich. Um mich nicht weiter mit ihm zu unterhalten stand ich auf, und ging ins Bad um mich fertig zu machen. Um 7 rufe ich mein Vater noch ein „Tüdelü“ zu und verschwand zur Haustür raus. Auf dem Weg zur Bushaltstelle grübelte ich weiterhin über Camilla. Gestern geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Und der Gedanke sie im Bus gleich wieder zu sehen, war einerseits ein schönes Gefühl, aber auch eine gewisse Verunsicherung wie sie heute reagieren würde. Ich stieg im Bus ein und sehe sie schon hinten in „unserer“ Sitzbank, wo wir jeden morgen sitzen.
Ich lächelte sie zögerlich an, und sie strahlte schon von weitem. Erleichtert stellte ich fest, dass sie kein Wort zu gestern sagt.
„Guten Morgen“, grinste Milla. „ Du hast nicht zufällig Deutsch gemacht?“
Aus irgendeinem Grund verletzte es mich, dass sie einfach so tat, als wäre gestern nichts gewesen. Aber ich lasse mir nichts anmerken und meinte ebenso fröhlich: „ Ja doch, kann ich dir gleich geben.“
„Super, danke. Übrigens heute Abend ist ja die Party von Joni, du bist doch auch dabei oder? Weil allein will ich nicht gehen, und du weißt doch das ich ihn schon länger ziemlich mag.“
„Ich weiß nicht, eigentlich hab kein Bock“, antworte ich ihr, doch aus irgendeinem Grund schmerzte mich ihre Aussage. „Warum? Könnte doch ganz lustig werden? Bitteee, ich würde mich wirklich freuen, nicht nur wegen Joni, sondern dann können wir auch mal wieder zusammen feiern und trinken, haben wir schon länger nicht mehr gemacht.“
„Mhh...“, überlegte ich. Ich hatte schon Lust und vielleicht bildete ich mir das gestern beim Training nur ein das da irgendwas war zwischen uns. Wäre auch Blödsinn. Schließlich kannten wir uns schon ewig und außerdem stehe ich nicht auf Frauen. „ Na gut“, willigte ich dann ein. Ich freute mich schon, dass wir nach längerer Zeit mal wieder ein Abend gemeinsam feiern gingen. In letzter Zeit war viel zuviel los. Milla schien sich auch zu freuen. Sie strahlte übers ganze Gesicht, anscheinend mochte sie diesen Joni doch mehr als ich dachte. Und es tat weh. Ich wollte das nicht. Sie umarmte mich stürmisch und meinte: „ Cool, finde ich wirklich super das wir endlich mal wieder zusammen feiern. Ich hol dich um halb acht ab, dann können wir gemeinsam hingehen ok?“ „Jops, passt“, erwiderte ich und lächelte sie an.
Der restliche Schultag war ein wenig komisch. Die Tatsache dass wir heute Abend feiern gingen, veränderte was zwischen uns. Es war wie gestern Abend beim Training. Da war was zwischen uns. Mir fiel auch auf, dass Milla viel öfter als sonst zu mir rüber schaute. Sie schien mich zu beobachten, hatte ich das Gefühl. Immer wenn ich zu ihr rüber sah, strahlte sie erst, wurde dann rot und schaute weg. Ich schmunzelte meistens, aber es freute mich auch irgendwie. Anscheinend freute sie sich wirklich darauf, dass wir gemeinsam dahingehen und nicht nur wegen Joni.
„Freust dich ja ganz schön dass wir mal wieder was gemeinsam machen“, sagte ich zu Milla lächelnd. Wieder wurde sie rot und fing an zu stottern: „ Klar also, weil halt waren schon lange nicht mehr feiern und so und also…“ Sie brach den Satz ab und schaute verkrampft nach vorne. „Freust du dich nicht?“, fragte sie ne Minute später mich. „ Doch klar, wird bestimmt geil, endlich mal wieder mit dir tanzen und so.“
Über die Aussage von mir schien sie sich zu freuen. Sie strahlte. Als Schule aus war, fuhren wir gemeinsam mit dem Bus nach Hause. Viel gesprochen hatten wir allerdings nicht mehr. Milla bekam keinen vernünftigen Satz mehr ohne zu stottern raus, also beschloss sie, lieber Musik zuhören. Sie schaute verträumt aus dem Fenster. Als würde sie mit ihren Gedanken grad ganz woanders sein. Ich beobachtete sie, wie sie ein leichtes lächeln auf den Lippen hatte. Süß wie sie da so saß. Ich hätte sie ewig so ansehen können. Und am liebsten würde ich sie jetzt in Arm nehmen und küssen. Sekunden später erschrak ich über den Gedanken: „ Scheiße, was denkst du da bloß? Sie ist deine beste Freundin mehr nicht.“ Ich versuchte das Gefühl zu verdrängen. Schaute ertappt nach vorne und wurde rot. Zum Glück bemerkte Milla davon alles nichts. Das ich auf einmal komplett verwirrt war. Als wir endlich bei meine Haltestelle waren, sprang ich hektisch auf, so das Milla ein wenig erschreckte, so als wenn ich sie geweckt hätte. „Sry, also, muss doch hier raus, sehen uns dann später. Tüdelü“, stotterte ich sie schnell an. Sie wirkte überrumpelt, verabschiedete sich auch noch schnell, aber da war ich schon nach vorne zur Tür gegangen und sprang die Stufen herab.