Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Ein Spiel von Licht und Schatten

von i_heart_cake


Als ich den Bahnsteig betrete, fällt sie mir sofort auf. Ich stelle mich ein paar Schritte von ihr entfernt neben sie. Das Gesicht ist mir im Profil zugewandt. Während ich auf den Zug nach Essen warte, beobachte ich sie aus den Augenwinkeln. Das lange Haar von der Farbe reifer Maronen trägt sie offen, es umgibt lockig ihre weichen Züge, fällt auf schmale Schultern. Sie hält sich sehr grade, trotz ihrer Größe. Bestimmt zwei Köpfe größer als ich, ist sie schlank, ohne dünn zu sein, mit kleinen Brüsten, die sich unter dem dünnen Hemdstoff abzeichnen und großen Händen, die in der einen ihre Tasche, und in der anderen eine Zeitschrift halten. Ganz unbewegt steht sie dort unter der Anzeige. Es ist ein wenig windig, und während sie scheinbar gedankenverloren in die Ferne schaut, bewegen sich ihre Haare und das weiße Hemd ganz leicht, so dass es aussieht, als würde sie gestreichelt. Ich betrachte sie einige Minuten lang, bis der Lautsprecher das Einfahren des Zuges verkündet. Sie trägt Sommersprossen auf der Haut, die funkeln wie Wassertropfen in der Sonne und ich tagträume davon, sie wie Konfetti zwischen meinen Fingern zu spüren, sie von ihrer Haut zu lecken und im Munde zergehen zu lassen. Mir wird warm, wohlig. Die Bahn fährt ins Gleis und sie steigt ein. Ich folge und setze mich in den Sitz hinter ihr. Die Bahn fährt los und verlässt den Bochumer Bahnhof. Rote Reflexe ziehen sich durch ihr Haar, wenn Licht und Schatten sich mit der vorbeiziehenden Landschaft wechseln. Ich will es berühren. Wie die Motte zum Licht fühle ich mich angezogen von ihrer Körperlichkeit, sie erinnert mich an den Spätsommer, an reife Äpfel, an weiches, herrlich süßes Fruchtfleisch. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wir wären alleine im Abteil, im Zug, auf der ganzen weiten Welt, nur für eine Stunde, für einen langen Augenblick. Ich blende alle Zuggeräusche aus, die kopfhörergedämpfte Musik, die Gespräche, das Husten und das Atmen der anderen Mitfahrenden und stelle mir vor, wie ich mich neben sie setze und eine ihrer Haarsträhnen berühre – an die Lippen will ich sie führen und das Knistern dieses dunkel leuchtenden Feuers spüren. Dann, ein Blick. Ihre Augen, rauchig, sind unbewegt wie sie selbst, doch in ihnen liegt schweigende Aufforderung. Ich beuge mich vor und küsse die Mulde ihres Schlüsselbeins, halte inne und nehme ihren Duft in mich auf. Er erinnert mich an Granatäpfel, Hibiskusblüten, an frischen Tabak am Nachmittag. Die Sommersprossen locken mich. Meine Küsse suchen, sie zu verbinden, alle zu erfassen, ich öffne das Hemd und sehe noch viele mehr, sie bilden auf der hellen Haut den Eindruck einer verkehrten Schneelandschaft und wie im Winter bemüht sich meine Zunge, die Flocken einzufangen und sie in meiner Wärme schmelzen zu lassen. Einen BH trägt sie nicht, ihre Brüste heben sich kaum vom Brustkorb ab, so schmal sind sie. Ich berühre sie vorsichtig mit den Händen und als ich keinen Widerstand spüre, küsse ich sie auf den Mund, umkreise mit den Fingernkuppen die hellen Höfe, sie schmeckt nach Minze und sie erwidert den Kuss. Als ich ihre Brustwarzen berühre, zuckt sie kurz und hält inne – ich löse mich von ihren Lippen und nehme eine Brustwarze in den Mund, sie ist wie eine Himbeere so rosa und ihre Hand legt sich auf meine Schulter, schwer und heiß. In meinem Bauch zieht es, es pocht zwischen den Beinen, ich male mir gerade aus, wie ich ihr das Hemd ganz ausziehe, und auch mir, um sie mit meinem Körper zu umschließen, da merke ich, dass der Zug langsamer wird. Ich öffne die Augen, wir sind tatsächlich bereits in Essen, die Gleisanfänge sind schon zu sehen. An Wattenscheid habe ich mich vorbei geträumt. Mir ist schwindelig und mein Mund trocken. Sie sitzt noch vor mir, wieder zuckt es mir in den Fingern, sie anzufassen. Die Menschen um mich herum stehen auf, auch sie erhebt sich und ich mache es ihr gleich. Als sie auf den Bahnsteig hinaustritt, gehe ich ihr hinterher, hinunter zum Bahnhofseingang, fixiert auf diese große Frau mit der Flut von Haaren, die sich an das Wiegen ihrer Hüften anpasst und hin und her schwingt. Ihr Schritt ist zügig, und während ich ihr folge, reibt sich die Lust an meiner Vulva, die leise zu singen beginnt. Sie überquert den Willy-Brandt-Platz, läuft die Kettwiger Straße hinunter und mir ist egal, dass ich jetzt eigentlich ein Seminar habe, das in ein paar Minuten beginnen wird. Bleib stehen, rufe ich sie stumm an, bleib stehen und drehe dich um, bleib stehen und versinke in mir! Meine Vulva singt, sie summt davon, wie ich den Körper der Fremden mit Küssen überziehe, so dass Pfade glühend von meinen Berührungen erzählen, die markieren, wo ich gewesen, und immer noch laufe ich hinter ihr her und sie merkt es nicht (merkt es nicht?), wir passieren den Kennedy Platz in Richtung Limbecker Platz, laufen links an der Shopping Mall und rechts am Unperfekthaus vorbei und ich vermute schon, sie will zur Universität, da biegt sie am Berliner Platz rechts ab, auf die Kastanienallee hinunter zum Viehofer Platz und kein einziges Mal schaut sie hinter sich. Es wird stiller um uns, die Menschen werden weniger, der Verkehr ruhiger, das Geräusch meiner Schritte hebt sich deutlicher ab und sie dreht sich nicht um, wird aber langsamer. Ich habe mehr Ruhe, sie zu betrachten – den birnenförmigen Po, von grauer Stoffhose umhüllt, die hell gesprenkelten Hände und Armgelenke, die aus den Hemdsärmeln hinauslugen. Sie schlenkern jetzt sacht, in der einen Hand noch immer die Tasche, schwarz, aus Leder, die andere leer und entspannt, die Zeitschrift hat sie wohl während der Fahrt weggesteckt. Sie trägt Schuhe mit Absatz, Pumps in dunkelbraun, und ich widme mich einen Moment lang dem Gedanken, wie sie nur mit den Schuhen bekleidet vor mir steht. In meiner Vorstellung bin auch ich nackt, ich knie mich vor sie und fahre mit meinen Lippen über ihre Schenkelinnenflächen, bis hinauf zu den Leisten, wo die Haut zart und noch zarter wird. Käme sie so hoch, würde meine Vulva jetzt Arien singen, vielleicht gar ein Crescendo erklimmen, doch ich halte sie zurück und achte wieder auf meine Umgebung. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, wo wir sind, vielleicht bald in Altenessen, vielleicht in Katernberg, wir könnten aber auch genauso gut in Gelsenkirchen sein oder bereits in Hannover, Kiel, Grönland, am Ende der Welt. Immer noch ist sie vor mir und ich folge ihr, wir laufen und es scheint, wir sind ein Wesen mit vier Beinen und zwei Köpfen, vier Armen (die sich suchen). Es ist, als gebe es nur noch den Rhythmus ihrer Beine, das Schlenkern ihrer Arme und die vielen Locken, die wie Wasser über ihren Rücken fließen und in dem sich rote Lichtreflexe brechen von der Sonne, die hinter uns untergeht. Wenn wir weiter laufen, erreichen wir bald den Rand. Springt sie, springe ich hinterher. Sie dreht sich nicht um.



copyright © by i_heart_cake. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





vivalavita: Tanz in dem Mai - 2 Floors - Quater 1 - Köln - Dj Abrissbarbie - Ginag - Djane.S.Iam - Alakhil - Dj-peg - Sax - Percussion - www.maydance.de      +++     >>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<