von Paradies86
Es wird Zeit brauchen…Zeit zu vergessen…Zeit zu verstehen…Zeit zu akzeptieren…Zeit nach vorn schauen zu können.
Warum blickst du immer wieder zurück?
Warum kannst du den Blick nicht nach vorn wagen?
Vor was hast du Angst?
Ist nicht jeder Blick zurück auch 10 Schritte zurück?
Du siehst zurück und du siehst das was war.
All das, was du jetzt vermisst.
Alles was du hattest und jetzt so weit hinter dir liegt.
Du könntest dich umdrehen und zurücklaufen, doch jeden Schritt den du machst, bringt dir die Vergangenheit nur noch weiter weg.
Doch du wagst den Schritt nach hinten, um wieder bei ihr zu sein…bei dem Menschen, der dir einmal alles bedeutet hat.
Du siehst, wie glücklich du warst…wie sehr du sie geliebt hast…
…doch dir fällt auch wieder ein, dass du nie wieder ihre Nähe so genießen wirst…nie wieder ihr Lachen erwidern kannst…ihrem Atem Nachts neben dir vernehmen wirst…ihren Herzschlag hören kannst, der wie ein gleichmäßiger Klang Nachts deinen Schlaf begleitet hat. Und plötzlich stehst du wieder vor ihr…dein Herz rast…die Schmetterlinge breiten sich in deinem Bauch aus und dein ganzer Körper bebt vor Freude…Freude auf diesen einen Menschen.
Du siehst in ihre wunderschönen Augen, diese Augen, die dich immer schon fasziniert haben und dich immer liebevoll angesehen haben. Nur sie haben in dir den Menschen gesehen, der du bist und den anderen nur schwer zu erkennen scheinen. Denn sie hat dich so akzeptiert wie du bist…sie hat den Menschen geliebt, der du bist und nicht der den du vorgibst zu sein.
Doch diese Augen haben sich verändert, sie sind nicht mehr dieselben in denen du dich widerspiegeln konntest. Sie spiegeln jetzt nur noch ihr Herz wieder, dass aufgehört hat zu schlagen…zu schlagen für dich…du kannst es nicht verstehen…du willst laufen…weg von ihr…zu dem Menschen, der sie einmal zu sein schien. Doch deine Füße bewegen sich nicht, sie sind im Boden versunken…und du musst vor ihr stehen bleiben und fühlen, wie sich jeder ihrer Blicke wie Messer in dein Herz bohrt.
Und ihre Stimme hallt in deinem Kopf, jedes Wort dass sie zur Trennung gebraucht hat brennt sich in deinem Kopf ein.
Du nimmst ihre Hand in deine, doch sie ist eiskalt. Es ist nicht mehr dieselbe, die deine so festgehalten hat und dir versprochen hat dich nie loszulassen. Es ist nicht dieselbe, die dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen hat, die dir liebevoll über die Wange gestrichen hat oder die deine Haut sanft berührt hatte. Diese Hand ist so kalt…sie lässt deinen Körper erzittern…sie lässt dein Herz erfrieren, genau wie das ihre.
Du versuchst ihr Herz zu erkennen, doch auch das ist nicht mehr dasselbe. Es schlägt nicht mehr für dich…es schlägt nicht mehr im Einklang mit deinem Eigenen. Schlägt es denn überhaupt noch?
Es ist nicht mehr das Herz, das du damals erobert hast und zum Rasen gebracht hast. Und auch alle Schmetterlinge sind wieder in ihren Cocon geschlüpft und warten auf jemand anderen…jemand anderen? Dir wird schmerzhaft bewusst, dass irgendwann jemand anderes an ihrer Seite durchs Leben gehen wird…jemand anderes deine Pläne mit ihr leben wird…jemand anderes sich Nachts neben sie legen wird und morgens sie aus dem Schlaf küsst…jemand anderes „Ich liebe dich“ zu ihr sagen wird…und du merkst, dass du innerlich bei dem Gedanken stirbst…
Jetzt muss dir bewusst werden, dass sie die Tür zur Vergangenheit geschlossen hat. Sie hat dich vergessen…nicht nur dich…sondern jeden Moment…jeden gemeinsamen Moment…jeden Moment von Glück…Freude….Liebe….
Du merkst wie dir die Tränen kommen. Gedanken schießen dir in den Kopf, die dich dort schon seit Wochen verfolgen…verfolgen wie ein dunkler Schatten…jeden Tag…jede Nacht, dass du manchmal Angst hast die Augen zu schließen, weil du sie wieder vor deinen Augen siehst.
Was hab ich falsch gemacht?
Warum hab ich sie verloren?
Warum hab ich sie nicht aufgehalten als sie ging?
Und du merkst wie mit jeder weiteren Frage dein Herz weiter entzwei bricht. Du fühlst den Schmerz, wie er sich langsam aus deinem Herzen in alle anderen Organe ausbreitet, weiter über die Muskeln, ins Knochenmark, in jeden einzelnen Knochen, in die Haut, bis er dich endlich in die Knie gezwungen hat und du daliegst…am Boden…tief…tiefer kannst du nicht fallen, denn wenigstens der Boden hält dich.
Du blickst nach oben und siehst sie über dir stehen. Sie blickt dich an, doch sie wird sich nicht zu dir hinunter bücken, dir nicht deine Tränen wegwischen, nicht die Verlustangst wegnehmen. Sie steht über dir, denn sie hat gewonnen. Sie hat dein Herz gebrochen, dir jeglichen Glauben an die Liebe genommen, jegliches Gefühl entfernt.
Doch du blickst nach oben und wünschst dir nur, dass du endlich wieder den Menschen erblicken kannst, der sie einmal war.
Und du musst feststellen, obwohl sie dich in die Knie gezwungen hat, du kannst sie nicht hassen. Du kannst diesen Menschen nicht hassen, denn du liebst sie immer noch. Und du kannst sogar all die Kälte vergessen, alles um dich herum, denn du siehst nur sie, und du weißt, dass du sie dein Leben lang lieben wirst. Nur sie.
Und deswegen kannst du dich nicht umdrehen…deswegen kannst du den Blick nicht in die Zukunft richten, denn du bist immer noch gefangen von der Vergangenheit.
Du hast Angst, wenn du den Blick von ihr abwendest, wirst du sie verlieren… aber hast du sie denn nicht schon längst verloren??
Du kannst sie nicht gehen lassen, du kannst nicht damit abschließen, denn wenn du sie aus deinem Blickfeld entfernst, geht sie und nimmt etwas mit, ohne das du schlecht leben kannst…dein Herz.
Aber was kostet es dich, einen Blick in die Zukunft zu riskieren…einen einzigen Blick nach vorn…
Und dein Kopf wendet sich langsam und du siehst endlich in die Richtung, die du die letzten Wochen verdrängt hast. Dein Herz rast, deine Hände zittern, in deinem Kopf laufen tausend Fragen ab, auf die es keine Antwort gibt.
Du siehst andere, die du kennenlernen wirst, die dir wieder nah kommen werden, dir ihre Nähe schenken, deren Atem du Nachts lauschen wirst, deren Herzschlag deine Nacht begleiten wird.
Und du fühlst wie sich dein Herz langsam wieder zusammensetzt…wie sich der Schmerz aus deinem Körper entfernt…deine Hände wieder wärmer werden…und du letztendlich dein Lächeln wieder gefunden hast. Wenn du in dich hineinhörst, fühlst du das Leben in dir wieder auferstehen.
Doch musst du feststellen, dass nicht alles zurück gekommen ist, denn ein Teil deines Herzens ist noch immer bei ihr. Er wird auch nicht mehr zurückkommen.
Sollte man wieder einen Blick zurück in die Vergangenheit riskieren? Wieder diese Schmerzen ertragen? Wieder erkennen, dass sie nicht mehr sie ist?
Du trägst jede Erinnerung, jede Berührung, jeden einzelnen Moment deiner Vergangenheit in deinem Herzen. Es ist kein Blick mehr zurück notwendig.
Du wirst sie und die Zeit mit ihr nie vergessen, nie aufhören sie zu lieben, doch musst du sie gehen lassen...damit sie glücklich wird…damit du wieder zum Leben beginnst…
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Paradies86. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.