Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Lovestories » Detail

Freier Fall

von H7dK40hF49


Es war ein guter Start in den Tag und ich hatte das Gefühl als sei es einer dieser Glückstage, an denen nichts schief laufen könnte, was auch immer man anstellen würde. Uns Schornsteinfegern sage man zwar nach, dass wir Glück brachten, aber unser eigenes Glück bemerkten wir oft zu wenig.
Ich konnte ausschlafen, da mein erster Termin heute erst um 9 Uhr war. Ich stand auf und öffnete die Fenster, da bemerkte ich einen Geruch, es roch nach Regen und ich liebte es, wenn es das tat. Ich frühstückte schnell und im Radio liefen Lieder, die ich mir alle samt auch genau so zusammengestellt hätte.
Ich fuhr los und schien eine grüne Welle erwischt zu haben, was nicht oft der Fall war. Meine Arbeit besteht im Groben und Ganzen aus zwei Tätigkeiten, dem Messen der Heizungen und dem Kehren der Schornsteine. Da ich in einem Teilbezirk arbeite, hält sich das Kehren in Grenzen, doch heute begann die Kehrtour. Eine von 3en im Jahr.
Es ist eine recht körperliche Arbeit, aber das machte mir nichts, ganz im Gegenteil, ich mochte das Gefühl am Ende des Tages wirklich gearbeitet zu haben. Und das Wetter war nahezu perfekt dazu.
Ich hatte einen Termin in einem Fremdbezirk, ich kannte weder das Haus, noch die Gegebenheiten vor Ort, was mich in der Regel etwas nervös machte, also nahm ich alle Kehrwerkzeuge und betrat das Haus. Es war ein mehrstöckiges Bürogebäude und wie ich fest stellte, musste und konnte ich auf das Dach (was auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit war).
Ich stieg aus dem Dachfenster als die Sonne langsam hinter den Wolken hervor kroch, es war noch ein leichter Nebel über den Bergen zu sehen und die Luft war so frisch und klar wie der Morgentau auf den Grashalmen.
Ich bewegte mich in Richtung des Firstes und balancierte zu den Schornsteinköpfen. Mit einem Mal bewölkte es sich zunehmend und es begann etwas zu Regnen, aber es war nur ein leichter Nieselregen, einen den ich am liebsten hatte, wenn ich draußen Sport machte. Ich spürte einen kühlen Luftzug, der mich umgab. Ich setzte einen Fuß vor den anderen und dann geschah es, ein Dachziegel verrutschte und ich verlor das Gleichgewicht, alles um mich herum drehte sich. Ich versuchte irgendeinen Halt zu finden, aber da war nichts, ich rutschte und rutschte und dann fiel ich. Sekunden waren wie Stunden, ich hatte mich immer gefragt ob es wirklich möglich sei, das man in seinen letzten Sekunden an 100 Sachen denken konnte, und an was man wirklich dachte.
Und in meinem Fall war es wirklich so, es schossen Hunderte von Bilder durch meinen Kopf, vom Menschen die mir am Herzen lagen, von meinem Hund und allem was mich bewegt hatte, aber auch von Dingen, die man als Fehler betrachten könnte (welche ich aber schnell wieder verdrängte). Es war ein unglaubliches Gefühl zu fallen, ähnlich wie der Aufstieg eines Flugzeuges, mein Bauch kribbelte und nun konnte ich die Gedanken doch nicht weiter verdrängen, die Gedanken etwas verpasst zu haben, die Gedanken noch so vieles machen zu wollen und die Gedanken jeden einzelnen Menschen, den ich liebte, dies auch kund zu tun.
Kurz vor dem Aufprall fühlte ich meinen Körper zucken, als ob er einen Stromschlag bekommen hätte und saß aufrecht im Bett, der Schweiß lief mir die Schläfen hinunter und mein Puls reichte ins Unermessliche. Sekunden später, als ich langsam wieder Luft bekam und mein Verstand mir sagte, das alles nur ein Traum war, klingelte der Wecker. Ich hatte noch nie einen so realistischen Traum. Ich träumte oft von Dingen und auch vom Fallen, aber noch nie habe ich so detailliert und realitätsnah geträumt. Es war ein komisches und beängstigendes Gefühl, aber viel Zeit darüber nachzudenken blieb mir nicht, denn der erste Termin wartete auf mich.
Je mehr Zeit verstreichte desto mehr hatte ich das Gefühl das der Traum sich wiederholte, aber diesmal war es keiner.
Alles spielte sich genauso ab, und ich fühlte mich wie in einen Film versetzt. Täglich grüßt das Murmeltier...
Ich betrat das Haus und es war mir erschreckend vertraut, ich bewegte mich in Richtung Dachboden, der aber leider verschlossen war, also machte ich mich auf, Jemanden zu suchen, der einen Schlüssel hatte. Im zweiten Stock war ein Immobilienbüro, dessen Tür offen stand. Es war niemand zu sehen jedoch war eine Frauenstimme zu vernehmen, die aus einem der anderen Räume zu mir drang.
Ich wartete bis die Stimme, die offensichtlich am telefonieren war verstummte und klopfte dann an. Ich hörte ein leises "ja"? Und öffnete die Tür.
Ich stellte mich kurz vor und fragte nach dem Schlüssel für den Dachboden, ohne diese Frau wirklich wahrzunehmen, ich war zu nervös wegen meines Traumes und wollte alles so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Sie kramte in Ihren Pult nach zig Schlüsseln und meinte dann: "Es tut mir leid, ich wusste nicht das sie heute kommen, und ich hab erst vor kurzem hier angefangen."
Sie nahm einen Schlüsselbund aus dem Pult und sagte: "Ich begleite sie einfach hoch, einer von den Schlüsseln wird es wohl sein."
Ich nickte. Sie ging vor, und zum ersten Mal nahm ich sie wahr. Ihre Figur, ihre Kleidung und ihre Art zu laufen. Ich war es ja gewohnt Treppen hoch und runter zu laufen, aber bei Ihrer Geschwindigkeit hatte ich Probleme mitzuhalten. Für einen kurzen Moment ließ ich mich von ihrem Anblick so ablenken, dass ich stolperte, aber ich konnte mich wieder fangen und hoffte, dass sie es nicht bemerkt hatte.
Auf dem Dachboden angekommen musste ich über eine Leiter durch das Dachfenster, allerdings wirkte die Leiter nur wenig vertrauenswürdig, da vereinzelte Sprossen bereits abgebrochen waren und sie auch keinen festen Stand hatte.
Ich wurde immer nervöser, zum einen wegen dieses dummen Traumes und zum anderen wegen ihr, was mir absolut fremd war, ich kannte sie ja noch nicht einmal, und dennoch hatte sie es geschafft mich in ihren Bann zu ziehen. Ohne große Worte, ohne viel getan zu haben, einfach nur durch ihre Anwesenheit, durch ihren Blick der tiefer ging, als jeder Blick den ich je zuvor gesehen habe, und durch ihre hektische, erfrischende und stürmische Art, die sie ausstrahlte.
Ich fragte sie: "Würde es Ihnen was ausmachen die Leiter eben zu halten?" Und sie zögerte nicht und kam auf mich mit einem Kopfschütteln und mit einem bezaubernden Lächeln zu. Sie hielt mir die Hand hin und meinte: "Ich bin übrigens Laura", ich erwiderte, während ich ihr meine Hand gab, "Ich bin Anni".
In diesem Moment war es, als würde die Zeit still sehen, es traf mich wie ein Schlag und ich hätte ewig so stehen bleiben und sie anschauen können. Sie strahlte unglaublich viel Wärme aber auch gleichzeitig coolness aus, dass mir ganz schwindelig wurde. Auch wenn es mir schwer viel, wand ich meinen Blick von ihr ab, ließ ihre Hand los und murmelte ein leises unverständliches "dann wollen wir mal" vor mir her.
Ich stieg aus, und da war er wieder, der Geruch von Regen, den ich aber kaum wahrnahm, da ich immer noch den Geruch von Lauras Parfüm in der Nase hatte.
Ich hatte das Gefühl als würde Laura mir nachschauen, aber das hatte ja nichts zu bedeuten, es war bestimmt nur die übliche Fürsorge von Jemanden, der für den sicheren Stand einer Leiter zuständig war.
Ich beschloss nun einen anderen Weg über das Dach zu gehen, nicht weil ich abergläubisch oder so war, aber sicher war sicher.
Diesmal ging alles glatt, und dennoch, ich konnte nicht anders als über den Traum nachzudenken. Während ich die Schornsteine fegte durchflogen mich viele Gedanken, das man nie weiß wann das Leben zu Ende ist und das man jeden Tag die Chance geben sollte, der schönste seines Lebens zu werden.
Und in diesem Moment, wäre es das schönste für mich gewesen Laura auf einen Kaffee einzuladen, sie näher kennen zu lernen und Zeit mit ihr verbringen zu können. Eigentlich bin ich nicht die Art von Typ, der auf Frauen zugeht und sie einfach anspricht und in der Regel wären dazu einige Cocktails nötig gewesen, aber heute war alles anders, ich hatte nichts zu verlieren.
Ich trat wieder auf die oberste Sprosse der Leiter und stieg hinab, auf der untersten angekommen brach diese und ich fiel nach hinten, wo Laura noch immer stand. Sie hatte es irgendwie geschafft mich so zu halten, dass wir beide noch standen, und als ich wieder zu mir kam spürte ich ihre Hände um meine Taille. Ich lief knall rot an, und der Spruch "du bist aber stürmisch" verbesserte es nicht grad.
Ich drehte mich zu ihr und stand nun direkt vor ihr, ich hatte mir genau vorgenommen, was ich sagen würde, um sie auf einen Kaffee einzuladen. Soweit zur Theorie, das einzige was mir noch über die Lippen kam war ein „danke“.
Ich weiß nicht was mich geritten hat, aber es folgte ein leises: „Wenn ich immer von einer hübschen Frau gefangen würde, dann würde ich mich öfter fallen lassen".
Nun errötete sie und sagte nachdem sie sich wieder gefangen hatte: „ So so, fallen lassen...das war also geplant?"
Ich stotterte etwas vor mich hin und versuchte zu erklären, dass ich mich nur falsch ausgedrückt hatte, aber unterließ es, als sie ein lautes Lachen ausstieß und ich merkte, dass sie mich nur auf den Arm nahm.
Und bevor ich etwas sagen konnte fragte sie: „Hättest du vll Zeit für ein Eis oder so?“ Ich überlegte kurz und machte einen Gegenvorschlag. „Ich hab grad noch ein Paar Termine, aber was hälst du davon, wenn ich heute Abend was für uns koche. So als Dankeschön für meine Rettung…“
Ich schaute verlegen zur Seite und es kam mir so vor, als würde es Stunden dauern bis sie antwortete. „ Zu dir oder zu mir?“, sagte sie platt und mit einem Zwinkern. „Wie wäre es um 19 Uhr bei mir?“, fragte ich.
„Da lass ich mich nicht zweimal bitten“, antwortete Laura.
Ich schrieb ihr meine Adresse auf einen Zettel, nachdem ich tatsächlich eine Weile überlegen musste wo ich wohnte. Ich reichte ihn ihr und lief schon mal in Richtung Treppe, es wäre von Vorteil gewesen nach vorne zu schauen, dann hätte ich den Dachbalken kommen sehen, aber so musste ich ihn leider spüren. Sie kam zu mir geeilt und sagte: „ Du musst einen ganz schönen Verschleiß an Schutzengeln haben“, ich lachte verlegen und sie fragte mit einen besorgten Unterton ob alles in Ordnung sei. Ich nickte und verabschiedete mich mit einem freudigen „bis später, und bring Hunger mit“.
„Ja bis später und gönn deinen Schutzengeln mal ein bisschen Ruhe“. Ich überhörte die aufstachelnde Bemerkung und war an diesem Tag unnatürlich gut gelaunt. Meine gute Laune war selbst für mich annähernd anstrengend.
Die Stunden verflogen wie Minuten und ehe ich mich versah hatte ich Feierabend. Ich beschloss schnell einkaufen zu gehen, nachdem ich geplant hatte was ich kochen wollte. Da fiel mir ein, dass ich vergessen hatte zu fragen, ob sie denn alles mag oder etwas nicht verträgt.
Also kaufte ich einfach für zwei Menüs ein und fuhr nach Hause. Ich war erst vor kurzem hier her gezogen und hatte eine recht einfache und nicht zu große Wohnung, aber fürs erste reichte es für mich und meinen Hund. Ich hatte beschlossen erst mal anzukommen, bevor ich mich auf die Suche nach der perfekten Wohnung machen wollte.
Ich bereitete alles vor, mich, die Wohnung, das Essen und den Hund, ich führte ein sehr langes Gespräch mit Jamie (Sie ist eine 2 Jährige Bernhardinerhündin, die eigentlich recht faul, genügsam und lieb ist, eigentlich…), in dem ich ihr klar machte, das es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gibt, und das wenn sie sich nicht benehmen würde, ich eine Woche mit ihr wo anders spazieren gehen würde, sodass sie ihren Schatz Ben, einen überaus stattlicher Doggenrüde, so lange nicht mehr sehen würde. Ich hab die ganze Palette runter gerasselt, auch die Nummer mit den Leckerchen, die es dann nicht mehr gibt und das ich ihr ihre Kuschelkuh für sehr sehr lange Zeit weg nehmen würde.
Alles in allem war es ein sehr erfolgsversprechendes Gespräch, und zur Vertragsunterzeichnung gab es einen Schlecker durchs Gesicht. Ich hätte ihr vorher vll nicht die Nassfutterdose geben sollen, aber hinterher ist man immer klüger.
Es klingelte, und ich war gerade fertig geworden, das nenn ich mal Timing. Ich öffnete die Tür und da stand sie, sie sah umwerfend aus. Sie trug eine schwarze Bluse die man unten zusammenbinden konnte, wodurch man leicht ihren Bauch sah, einen Jeansrock und hohe Schuhe.
Zu meiner Bestürzung trug ich immer noch die Kochschürze und die Backhandschuhe, was mir leider erst auffiel, als ich sie begrüßte.
„Hey Laura, komm doch rein, schön das du da bist.“ In dem Moment stürmte auch Jamie zur Tür und begrüßte Laura anstandsgemäß mit beiden Pfoten. Ich zog sie runter und entschuldigte mich. Laura schien es aber nichts ausgemacht zu haben und sie begrüßte Jamie ebenfalls indem sie sie an ihrer absoluten Lieblingsstelle kraule, hinter den Ohren. Das war ein schwerwiegender Fehler, denn nun wurde sie Jamie den Rest des Abends nicht mehr los. Als Laura sich kurz umdrehte versuchte ich Jamie mit einer Handbewegung klar zu machen, das sie das unterlassen sollte, jedoch hatten wir anscheinend ein Kommunikationsproblem.
Ich bat sie sich zu setzen und zeigte mit meinen Fingern in die Richtung des Esstisches. Sie ging an mir vorbei und ihr Duft raubte mir für einen Moment meine Geistesgegenwart, von ihrem Auftreten ganz abgesehen.
„Kommst du Anni?“, fragte sie und ich antwortete sehr nervös klingend: „ja…klar…ich komme.“
„Das riecht ja lecker und wie das aussieht, was warst du bevor du Schornsteinfegerin geworden bist, Köchin?“
Ich antwortete: „Ne das ist nur ein Hobby, so gut bin ich auch nicht, ich hoffe es schmeckt dir.“
Wir aßen, tranken, lachten und unterhielten uns bis in die Nacht. Wir redeten über die Arbeit, meine Wohnungssuche (bei der sie mir behilflich sein wollte), über Jamie und ihren Hund (der lustiger Weise auch Ben hieß und ebenfalls ein Bernhardiner war), über ihren Beruf und über Ex-Beziehungen. (Über die sprachen wir erstaunlich viel, ohne dabei auch nur einmal ein Geschlecht zu erwähnen, was mich verunsicherte, trotzdem fühlte ich irgendwie, das sie mich nicht wie eine Freundin betrachtete, und hab es daher auch nicht angesprochen, ich bin so oder so der Meinung, dass jeder der in der Lage ist zu lieben es auch verdient hat geliebt zu werden, und das ist in meinen Augen Geschlechts- und Altersunabhängig)
Sie hatte eine erfrischend offene Art und hat mich damit mitgerissen. Ich hatte von Anfang an das Gefühl ihr Vertrauen zu können und hätte am liebsten die ganze Nacht mit ihr durchgemacht.
Sie fragte mich warum ich mich für diesen Beruf entschieden hätte und ich antwortete ihr ziemlich ausführlich. Ich liebte meinen Job, ich liebte die Abwechslung, das selbstständige Arbeiten, die Bewegung in meinem Beruf, die Möglichkeiten sich weiterzubilden, mit dem Auto unterwegs zu sein und den Kontakt zu den Kunden (zumindest zu den meisten).
Und einen Grund wollte ich ihr zeigen, ich nahm ihre Hand und zog sie ohne etwas zu sagen hinter mir her. Sie fragte neugierig: „Wo gehen wir hin?“ Und ich antwortete nur mit einem Schultern zucken. Ich griff noch schnell was zu Trinken und eine Decke.
Ich ging mit ihr zum Dachausstig, den man ebenfalls über eine Leiter erreichte und sie fragte scherzend: „Soll ich mich auch mal fallen lassen?“ Ich sagte nichts und nahm sie mit aufs Dach, was aber ungefährlich war, da es ein Flachdach war.
Wir standen auf dem Dach und ich glaube sie hat mich Verstanden, ohne das ich was sagen musste. Wir verweilten einige Zeit da und genossen die wundervolle Aussicht. Als ich bemerkte das ihr kalt wurde legte ich ihr meine Jacke um, dabei kamen wir uns nah und mir wäre selbst bei Minusgraden warm geworden.
Ich breitete uns die Decke aus und wir tranken Wein zusammen. Wir waren beide etwas angetrunken und kamen dann auf die lustigsten Ideen. Wir spielten ich sehe was was du nicht siehst, z.B. sah sie doch tatsächlich meinen Hintern, den ich komischer Weise echt nicht sah. Aber es war mir eh lieber ihren zu betrachten.
Und zum Schluss spielten wir was wäre wenn…es waren eine Menge was wäre wenn Fragen dabei, die natürlich keiner Antwort bedurften, sondern nur nachdenklich stimmten.
Ich stimmte ein: „Was wäre wenn wir uns öfter sehen würden?“ (Guter Einstieg, nicht zu aufdringlich und nicht zu defensiv…dachte ich)
Sie fragt: „Was wäre wenn du das nächste Mal zu mir kommst und ich mich für den schönen Abend bedanke?“
(Ich kann absolut nichts für meine Gedanken, aber immer wenn ich das Wort bedanken höre, kommt mir Fuck ju Goethe in den Kopf…kein Wunder, wenn man den Film 4 Mal gesehen hat…Mist, jetzt bin ich wieder dran)
Was wäre wenn (ich dich jetzt küsse, wäre meine gedankliche Frage gewesen) ich finde das du wunderschön ausschaust?“ (Gute Idee, Komplimente sind gut, hoffen wir mal, dass sie offensiver reagiert)
Sie fragt: „Was wäre wenn ich heute nicht gehen mag?“
Ich sage scherzhaft: „Du könntest auch fahren.“ Sie steht auf und geht in Richtung Dachluke. Ich rufe ihr hinterher: „ Morgen früh“. Ergreife ihre Hand und ziehe sie zu mir ran. Ihre Haut fühlt sich so sanft an wie die Haut eines Pfirsichs und ich spüre ihren Herzschlag, oder ist es meiner? Sie strahlt in diesen Moment alles aus was für mich der Inbegriff von Schönheit ist. Sie verzaubert mich und zieht mich an. Ihr Lächeln fesselt mich und lässt mich nicht mehr los, ich muss es jetzt fragen…auch wenn mein Körper nicht mehr unter Kontrolle ist und ich leicht zittern muss.
Ich frage: „Was wäre wenn ich dich jetzt küsse?“
Sie fragt: „Was wäre wenn ich dabei bin mich zu verlieben?“
Ich frage: „Was wäre wenn ich mich vom ersten Moment an verliebt habe?“
Meine Hand streicht ihr durchs Gesicht und ich schaue ihr tief in ihre wunderschönen Augen.
Sie fragt: „Was wäre wenn ich etwas ernstes Suche?“
Ich frage: „Was wenn wir dasselbe suchen?“
Sie fragt: „Was wenn ich ein Kind möchte?“
Ich frage: „Was wenn ich zwei Kinder möchte?“
Sie lächelt und als sie ansetzen will um das nächste was wäre wenn zu äußern ziehe ich sie ganz nah an mich ran und fange an sie zu küssen. Erst zurückhaltend und sanft, dann etwas schneller und stürmischer. Und wieder dieses unbeschreiblich schöne Gefühl, mein Bauch fängt an zu kribbeln und meine Knie werden weich. Ich fand es in Filmen immer total kitschig, wenn Frauen ihr eines Bein nach hinten gehoben haben, wenn sie den perfekten Kuss bekommen haben, nun kann ich es irgendwie nachvollziehen, dieses Gefühl der Schwerelosigkeit.
Ich nahm sie wieder an die Hand und wir gingen zurück in meine Wohnung. Dort folgte eine letzte Frage ihrerseits. „Was wäre wenn ich es langsam angehen lassen will?“
Ich küsste ihre Stirn und bereitete die Couch für mich vor, für mich und Jamie.
Ich schlief unruhig und brauchte recht lange um einzuschlafen, was entweder an Laura lag, oder daran das Jamie mal wieder Bäume sägte und sich nur unwesentlich auf ¾ der Couch ausbreitete.
Am nächsten Morgen klopfte ich an ihre Tür und hörte ein leises „ja?“, ich dachte das hieße ich könne eintreten, und ohne das Moment, was darauf folgte, das ich nur zu spät hörte, wäre das auch bestimmt so gewesen.
Sie zog sich gerade an und ich verhielt mich wie ein schüchternes kleines Schulmädchen. Ich wurde rot, drehte mich abrupt um und verschwand aus der Tür, dann folgten gefühlte 100 sorry, ich wollte nicht…ich dachte…ich hab das zu spät gehört…ich ehm…Sie kam aus dem Zimmer umarmte mich und gab mir einen Kuss.
„Ich sagte langsam, nicht Stillstand und gab mir einen Klaps auf den Hintern.“ Ich fragte: „Hast du gut geschlafen?“ und sie antwortete: „Bestimmt besser als du.“ (Als sie Jamie auf der Couch ausgebreitet liegen sah)
Dann bereitete ich das Frühstück vor und wir aßen zusammen, sie war mir vertrauter als so mancher den ich schon Jahre lang kannte und die Vorstellung das irgendwann jeden Morgen haben zu können war traumhaft schön.
Wir machten uns fertig und verabschiedeten uns dann fürs Erste. Sie sagte: „Danke für den schönen Abend und das tolle Frühstück, daran könnte ich mich gewöhnen.“
Und ich sagte: „Sei vorsichtig mit den Dingen die du dir wünscht, sie könnten in Erfüllung gehen.“ (Wir beide mussten grinsen)
Sie sagte: „Ich melde mich später bei dir und höre mich mal wegen einer Wohnung für dich um, das kann allerdings etwas dauern, aber das tut es ja immer, wenn es gut werden soll.“
Ich sage: „ Ok, aber du darfst dich auch so melden“ und küsste sie zum Abschied. Jamie tat es mir gleich, was eine sehr lange Standpauke von mir bedeutete, aber das erst, als Laura weg war. Sie sollte mich ja nicht von Anfang an für total bekloppt halten.
Sie rief mir noch ein, „Bitte verzichte heute mal auf das Fallen, ich habe leider keine Zeit dich aufzufangen“, hoch und verschwand dann.
Noch nie war ein Tag so unendlich lang wie dieser, aber das ist ja immer so, wenn man auf etwas wartet. Am Nachmittag dann die Erlösung, Laura schrieb mir, sie habe die perfekte Schornsteinfegerwohnung gefunden und ich werde begeistert sein. Allerdings würde sie erst in drei Monaten frei werden und könne auch nicht viel eher besichtigt werden.
In den nächsten Wochen verbrachten wir so viel Zeit miteinander, wie es uns möglich war. Ich hatte das Gefühl, als würde der Andere schon vorher wissen was der Andere denkt und anders rum. Wir konnten über alles reden und hatten 100 prozentig denselben Humor. Wir gingen ins Kino, schwimmen, fuhren mit unseren beiden Kälbern zum Meer und verbrachten 2 Tage dort und gingen auch zusammen laufen (ok, ich fuhr Fahrrad und sie lief daneben her, ich sagte ja schon was dazu was ihre Geschwindigkeit betraf), ich konnte mir schon gar nicht mehr vorstellen, wie es jemals ohne sie gewesen war.
Dann war es so weit, die Wohnungsbesichtigung stand an und wir hatten das Glück sie uns alleine anschauen zu können.
Es war ein 6 stöckiges Haus, was von außen einen guten Eindruck machte, es war auch eine sehr ruhige Gegend ohne unmittelbare Nachbarn.
Ich sah sie schon von Weitem und die Wohnungsbesichtigung rückte in den Hintergrund. Ich hatte mich den ganzen Tag auf sie gefreut und ich merkte, dass es ihr auch so ging.
Sie fragte: „Bereit für deine Neue Wohnung?“
Ich sagte: „ Bereit, wenn du es bist.“
Wir traten ein und führen mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage. Sie sagte: „ Ich dachte als Schornsteinfegerin fühlst du dich hier Oben am wohlsten.“
Der Hausflur und der Fahrstuhl waren sehr gepflegt und Laura versicherte mir, das die Nachbarn absolut unkompliziert sein, keine Spießer, aber auch keine Störenfriede.
Sie öffnete die Tür und ich trat in einen hellen Flur, die Böden waren mit Parkett belegt und die Wände waren weiß (zumindest noch, da Jamie nicht mit war).
Die Decken schienen höher zu sein, als es in der Regel für einen Neubau üblich war und die Türen waren sehr schön verarbeitete Holztüren. Der erste Eindruck hat auf jeden Fall gesessen.
Rechts war das Badezimmer, es war groß mit Dusche, Wanne und Fenster, somit waren alle meine Wünsche erfüllt. Und stiltechnisch war es auch so, als hätte ich es mir aus einem Katalog genau so ausgesucht.
Weiter hinten war der offene Küchen- und Wohnbereich, der ebenfalls genau meinen Vorstellungen entsprach. Das wichtigste dabei war mir, dass viel Licht in die Räume kommt und dass die Küche einen Backofen auf Augenhöhe hat.
Unten waren dann noch zwei kleinere Zimmer und oben das Schlafzimmer. Alles war sehr modern eingerichtet, und dennoch strahlte die Wohnung viel Wärme aus.
Laura sagte: „ Es gibt noch ein Highlight.“ Und ich fragte mich, was das denn sein sollte, die Wohnung war perfekt, sie war wie eine Wohnung aus Schöner Wohnen oder aus mieten kaufen wohnen.
Als wir im Schlafzimmer standen schauten wir raus, hinter der großen Glasfront tat sich eine Dachterrasse auf. Mir fehlten die Worte, sie war groß und sah sehr edel aus. Der Ausblick war mehr als überwältigend. Wie alles in und an dieser Wohnung.
Ich suchte die ganze Zeit nach einem Haken, aber selbst als Laura mir alle Eckdaten mitteilte, fand ich keinen. Außer das die Wohnung für eine Person mit 100 qm etwas groß war.
Sie setzte ja und fragte: „Was wäre wenn du nur noch unterschreiben müsstest?“ Ich setzte an und fragte: „ Was wäre wenn mir die Wohnung etwas zu groß wäre?“ (Ja gut, vll steckte ein Hintergedanke hinter dieser Aussage)
Sie Fragte: „ Was wäre wenn ich viel Platz brauche, wenn ich bei dir bin?“
Mein Plan ging auf und ich war überglücklich. Ich hatte alles was man sich nur jemals wünschen könnte, eine tolle Frau an meiner Seite, einen (meist) braven Hund…oh ne, Mist zwei…ich hoffe brav plus brav ist auf Dauer nicht wie Minus und Minus in der Mathematik, einen Job den ich liebe und eine Wohnung nach Wunsch, die darauf wartet mit Fotos und Leben gefüllt zu werden.




copyright © by H7dK40hF49. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


...
schluchtz...einfach schön, smart, charmant...ich bin etwas weichlich und konnte sie nicht zu ende lesen, aber einfach prima
Herzfrost - 15.03.2015 11:12
tolle Geschichte
Schokomuskel - 21.12.2014 18:50
Hervorragend geschrieben
wohlundgeborgen - 18.08.2014 15:23
...
Inkasso - 10.08.2014 03:45
Zum Träumen ...
orangeTigerin - 09.08.2014 17:10

mehr Kommentare


>>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<