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Glück mit Umwegen (Teil 4)

von traum_zeit


Beim Schultor angekommen, wartete Anita schon auf Alex. Natürlich wollte sie sofort wissen, was los sei, denn Alex Gesichtsausdruck ließ auf nichts Gutes schließen, doch sie konnte und wollte es ihr nicht sagen, sondern nur so schnell wie möglich nach Hause.
Während der ganzen Busfahrt sagte sie kein Wort und sah aus, als wäre ihr der Geist von Elvis begegnet.
Die Gedanken rotierten nur so in ihrem Kopf, doch immer wieder stelle sie sich ein und dieselbe Frage. WIE SOLLTE ES NUN WEITERGEHEN???
Sie wusste nur, dass sie Bettina um keinen Preis der Welt verlieren wollte, aber wenn auch nur irgendjemand aus der Schule von ihrer Beziehung Wind bekommen würde, wäre es aus und Bettina würde es wahrscheinlich ihren Job kosten. Von dem blöden Gerede und den Blicken einmal abgesehen.
Wieso hatte sie immer Pech in der Liebe? Jetzt traf sie endlich die Frau, mit der sie ihr Leben verbringen wollte und schon wurden ihr wieder Steine in den Weg gelegt.
Nie konnte sie eine Zeit bedingungslosen Glücks genießen.
Auch Bettina gingen tausend Dinge durch den Kopf. Warum hatte sie nicht eher herausgefunden, dass sie an derselben Schule sein würden? Wie konnte sie so blöd sein und es nicht merken!
Warum hatte sie sich überhaupt auf Alex eingelassen? Sie war doch um einiges jünger.Sie war eine Frau, die mitten im Leben stand und Alex war noch nicht einmal mit der Schule fertig.
Aber auch bei Bettina dominierte ein Gefühl. Die Liebe zu Alex und die Hoffnung sie nicht zu verlieren.
Doch der Blick und die Entschlossenheit, die Alex beim Verlassen der Klasse hatte, ließ keine großen Hoffnungen in ihr aufkommen.
Auch auf ihrem Heimweg konnte Bettina an nichts anderes denken, als an ihr Schatz und war mehr als einmal den Tränen nahe. So entschloss sie sich, noch am selben Tag mit Alex zu sprechen. Allerdings wollte sie sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn Alex nicht genauso wie sie denken würde.
Nein, sie würde um sie kämpfen wie eine Löwin. Als sie in ihre Straße einbog, sah sie Alex, die ebenfalls am Heimweg war.
Bettina verringerte ihr Fahrtempo und kam neben Alex zum Stehen. Auch Alex blieb stehen und wartete, was nun kommen würde.
Sie bemerkte, wie sich eine seltsame Nervosität in ihr breit machte.
„Hast du heute Abend Zeit? Ich würde gerne mit dir reden?“ wollte Bettina aus dem offenen Autofenster wissen.
„Ja von mir aus, wenn es sein muss.“, erwiderte Alex resigniert, „Ich komm um sieben bei dir vorbei wenn es recht ist.“
„Ja natürlich, ich… freu mich schon!“ kam die Antwort.
Bettina war schon dabei, ihr Fenster wieder zu schließen, als sie inne hielt und sich noch einmal an Alex wandte: „Vielleicht willst du es nicht hören, aber ich liebe dich mehr als alles andere und mir ist scheißegal, was der Rest der Welt davon hält! Wenn es sein muss, trete ich für uns gegen den Rest der Welt an, denn du hast mir die Kraft dazu gegeben!“
Danach schloss sie schnell ihr Fenster und fuhr weiter.
Bei ihren Worten bildete sich ein dicker Kloß in Alex Hals. Sie blickte Bettinas Auto noch einige Zeit stumm nach, bevor sie selbst weiterging.
Endlich ihn ihrem Zimmer angelangt, ließ sich Alex auf ihr Bett sinken und vergrub den Kopf zwischen ihren Kissen. Sie begann leise vor sich hinzuweinen. Es schien fast so, als wolle sie alle Last von sich weinen.
Dabei bemerkte sie gar nicht, dass sich die Tür geöffnet und ihre Mutter hereingekommen war.
Sie merkte es erst, als sie eine Hand auf ihren Schultern spürte.

„Was ist denn los mit dir?“ fragte ihre Mutter sie mit besorgter Stimme.
Alex blickte sie aus ihren vom Weinen geröteten Augen traurig an und war einfach nur froh, dass es endlich jemanden gab, der sie in den Arm nahm und keine weiteren Fragen mehr stellte.
Schließlich begann sie stockend zu erzählen und war am Ende froh, sich alles von der Seele geredet zu haben.
Als sie ihre Erzählung beendet hatte, sah sie ihre Mutter erwartungsvoll an, doch diese zuckte auch nur mit der Schulter.
„Ich kann dir leider auch nicht weiterhelfen, da müsst ihr euch allein zusammenraufen.“, gab sie zu bedenken, „Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dir niemals in den Rücken fallen werde, also jemand anderem von eurer Liebe erzählen. Wenn ihr euch wirklich liebt, findet ihr einen Weg und wenn nicht, behaltet ihr wenigstens die Erinnerungen an eine schöne Zeit.“

Bei den Worten ihrer Mutter konnte sich Alex schließlich sogar ein Lächeln abringen.
Ja, eine schöne Zeit war es bisher wirklich. Wenn nicht sogar die schönste ihres Lebens.
Und das sollte jetzt alles vorbei sein? Das konnte doch nicht einfach so passieren.
Aber sie wusste gleichzeitig auch nicht, was sie dagegen machen sollte. Sie wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können und Bettina nicht kennen gelernt zu haben.
Aber nicht, weil sie sie loswerden wollte, sondern weil ihr dann der Schmerz erspart geblieben wäre, den sie jetzt verspürte.
So sehr sie sich auch den Kopf zermaterte, ihr fiel doch keine Möglichkeit ein, das Problem zu lösen, ohne dass eine von ihnen ihr Leben hätte umkrempeln müssen.
Resigniert drehte sie sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Es schien fast so, als wollte sie dort oben die Lösung für all ihre Probleme und Sorgen finden.‚Blöde Kuh’ schimpfte sich Alex selbst.

Irgendwie verging der Tag dann doch noch und als es gegen sieben Uhr ging, begann sich Alex fertig zu machen.
Punkt 19 Uhr stand sie bei Bettina vor der Tür und ihr wurde auch prompt geöffnet.

So gut sich die beiden bisher auch verstanden hatten, so verkrampft war ihre Unterhaltung jetzt.
Bettina versuchte immer wider Alex klar zu machen, dass sie es schon irgendwie schaffen würden, denn sie liebten sich ja und Liebe kann bekanntlich jedes Hindernis überwinden.
Alex wollte es nicht einsehen und irgendwann sprang sie genervt auf und warf Bettina an den Kopf: „Vergiss es, es wird nie mehr so, wie es war. Und ich kann einfach nicht weitermachen, als wäre nichts geschehen. Ich will dich nicht den halben Tag lang nicht kennen dürfen und die andere Hälfte über lieg ich mit dir Arm in Arm im Bett. Das ist doch nur eine Hinauszögerung des Unvermeidlichen. Irgendwann streiten wir uns so, dass von den einstigen Gefühlen nichts mehr übrig bleibt und dann ist es noch schlimmer als bereits. Es doch besser hier ein Ende mit Schrecken durchzuziehen, als an einem Schrecken ohne Ende kaputt zu gehen.“
Bettina wollte schon protestieren, doch Alex schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab und verließ fluchtartig das Haus.
Einen Augenblick sah Bettina ihr nach, bis sie einen Kochlöffel erwischte und mit voller Wucht gegen die Wand schmiss.
Verzweifelt lehnte sie sich an die Wand und sank auf den Boden.
Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Das durfte doch alles nicht wahr sein. Verlor sie wirklich die zweite Frau, die sie liebte.Bettina überkam der Gedanke, dass sie wohl nie glücklich sein durfte.
Lange saß Bettina da und weinte einfach. Irgendwann konnte sie nicht mehr weinen. Es schien, als hätte sie alle Tränen ausgeweint. Aber aufstehen wollte sie auch nicht.
Bettina konnte und wollte sich nicht bewegen oder auch nur irgendetwas tun.
Die Verzweiflung schwappte wie eine hohe Welle über sie und begrub auch allen Mut zum Weitermachen unter sich.
Alex ging es nicht viel besser. „Was habe ich bloß getan? Warum habe ich uns keine Chance mehr gegeben?“ immer wieder stellte sich Alex diese Fragen. Aber jetzt war es zu spät um umzukehren. Alex litt. Ihre Gedanken waren ständig bei Bettina und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sie in den Armen halten zu können und sie zu küssen und am ganzen Körper berühren zu dürfen…

Der nächste Tag war für beide schrecklich. Alex saß wie angewurzelt auf ihrem Stuhl und traute sich nicht Bettina auch nur für einen einzigen Moment anzublicken.
Bettina bemühte sich auch um möglichst wenig Kontakt. Sie aufzurufen kam ihr nicht in den Sinn, obwohl es die einzige Möglichkeit wäre, ihre Stimme zu hören.
Aber sie wusste, dass Alex ihr das nicht verziehen hätte. Also behielt sie es für sich und versuchte einen einigermaßen normalen Unterricht abzuhalten. Doch es gab viele Momente, in denen sie am liebsten zu Alex gegangen wäre und sie in die Arme genommen und geküsst hätte. Oder sie hatte einfach Lust, alles stehen und liegen zu lassen und aus der Klasse zu gehen.
Weg von Alex, weg von dem Schmerz, sie immer sehen zu müssen und zu wissen, sie nicht haben zu können.
Auch Alex quälte sich. Manchmal dachte sie, jeder müsste merken, wie weh es ihr im Herzen tat. Es war fast schon Folter für sie. Da vorne, keine drei Meter von ihr entfernt stand ihre Traumfrau und sie saß einfach nur da und blickte ins Nichts.
Warum waren ihr auch die Nerven am letzten Abend durchgegangen? Warum hatte sie nicht in Ruhe zugehört? Bestimmt wären sie auf einen grünen Zweig gekommen, wenn sie in Ruhe darüber gesprochen hätten.
Nein, Stopp! Es war sicher besser so, wie es nun war.
So konnte Bettina ihr nicht noch mehr wehtun und sie ihr auch nicht. Es war wohl der schwerste Entschluss in ihrem Leben.
Die Stunde verging sehr langsam und beide waren froh, als es endlich zu Pause läutete. Wenigstens für heute würden sie sich nicht mehr sehen. Den restlichen Tag über verhielt sich Alex sehr still und sprach mit so wenigen Leuten wie möglich.
Auch Bettinas Kollegen viel auf, dass sie sehr ruhig war, aber da sie sie noch nicht kannten, maßen sie dem keine große Bedeutung bei. Für sie war es eben eine ruhige in sich gekehrte Kollegin. Musste ja nicht unbedingt schlecht sein. Vielleicht war sie aber auch nur noch unsicher und würde mit der Zeit schon auftauen.
So verging diese erste Schulwoche, aber Alex konnte sich nicht wirklich darüber freuen. Bestimmt würde sie Bettina am Wochenende noch öfter sehen.
Bis Samstagabend traf es zum Glück nicht zu.
Als Alex aber in ihrem Zimmer am Fenster stand und in den Abend blickte, sah sie Bettina, die in ihrem Garten auf einem Sessel saß und zum Himmel sah. Als sich Bettina zu Alex Fenster drehte, trafen sich ihre Blicke.
Für beide schien es, als würde die Zeit stillstehen. Obwohl Alex es nicht wahrhaben wollte, war sie doch da. Die Sehnsucht und Leidenschaft in ihrer beider Augen. Die Verzweiflung, der Geliebten nicht nahe sein zu können.
Sie sahen sich so lange an, bis sich Alex abwandte da sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und nicht wollte, dass Bettina sie so sah.



copyright © by traum_zeit. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


hui..
ni-ju - 10.12.2004 09:38
absolut gut
knudellmausi - 09.12.2004 20:32
hammer
darkdragon88 - 09.12.2004 18:07
Wow
Wow das echt ne super Geschichte.
Brenne schon darauf wie es weitergeht
cherub
cherub20 - 09.12.2004 13:53

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