von traum_zeit
Das Wochenende verging für die Liebenden schleichend. Jede ging der anderen tunlichst aus dem Weg, da sie die Konversation vermeiden wollten. Und kam es doch zu einer Begegnung, reichte es gerade einmal zu einen zaghaften Hallo.
Doch auch das Wochenende verging und die Schule begann von Neuem.
In der vierten Stunde stand dann Mathe auf dem Stundenplan. Natürlich war Bettina nicht krank oder sonst irgendwie verhindert, sondern stand gesund und munter (vielleicht auch nicht so munter) vor der Klasse.
Von dem Thema, dass sie besprachen bekam Alex kaum etwas mit und wenn sie zur Abwechslung einmal nicht aus dem Fenster sondern an die Tafel blickte, sah sie sowieso nur Bettina an.
Bei ihrem Anblick krampfte sich alles in ihr zusammen. Die nun unerfüllte Sehnsucht zerriss Alex förmlich.
Bettina ging es nicht anders. Auch sie war mit ihren Nerven am Ende, was die Klasse mehr als einmal zu spüren bekam.
Im Nachhinein tat es ihr leid, da ihre Schüler ja nichts für ihre Situation konnten. Warum sie also dafür büßen lassen?
Erst das Läuten der Schulglocke erlöste beide und nach zwei weiteren Schulstunden, war auch dieser Tag geschafft.
"Also wenn das so weitergeht, schaff ich es nicht mehr lange.", dachte Alex traurig, als sie ihre Sachen einpackte und auf den Heimweg machen wollte.
Plötzlich spürte sie von hinten eine Hand auf ihrer Schulter. Ohne sich umdrehen zu müssen wusste sie, wer es war.
"Lass uns doch noch einmal miteinander reden. Wenn du dann noch immer das Selbe sagst, werde ich dich in Ruhe lassen." bat Bettina zaghaft.
Alex hatte sich zwar beim letzen Mal dafür geschimpft so abweisend gewesen zu sein, doch auch diesmal brachte sie keine wirklich bessere Reaktion zusammen
"Bitte, lass mich in Ruhe! Mir ist das alles zuviel!" presste Alex heraus, bevor sie sich ihre Tasche schnappte und ging.
"Scheiße noch mal, dass darf doch nicht wahr sein!" begann Bettina leise zu fluchen.
Aufgewühlt ging sie Richtung Lehrerzimmer, um sich ebenfalls auf den Heimweg zu machen.
Heute würde es wohl länger dauern, da ihr Auto in der Werkstatt stand, aber so ein bisschen gehen an der Luft würde bestimmt nicht schaden. Vielleicht würde ihr dabei noch eine Möglichkeit einfallen, aber tief in ihrem Herzen glaubte sie schon fast nicht mehr daran.
Vor den Schultoren wartete Anita schon auf Alex und so machten sie sich auf zum Bus.
Bei der Station standen auch einige andere Schüler und warteten auf die Fahrgelegenheit.
"Magst du mir nicht doch sagen, was los ist?" wollte Anita wissen, "Seit dem ersten Schultag verhältst du dich total seltsam und erzählst aber kein Sterbenswörtchen warum".
"Vergiss es einfach! Ich kann es dir eben nicht sagen. Lass es gut sein ok?" erwiderte Alex.
Anita zuckte nur mit den Schultern "Wenn du meinst."
Bettina ging mit schnellen Schritten den Gehweg zur Ampel entlang. Sie wollte nur so schnell wie möglich in ihre eigenen vier Wände.
Dort konnte sie sich wenigstens wieder ein bisschen vor dem Rest der Welt verkriechen und außerdem war sie dann immer in Alex Nähe, nach welcher Bettina sich glaubte immer mehr zu verzehren.
Die rote Fußgänger Ampel störte sie auch nicht. Schnell einmal nach links und rechts geblickt und rüber über die Straße.
In dem Moment sah auch Alex sie, doch das nächste was sie sah war, dass Bettina zu Boden viel und der dumpfe Knall des Aufpralls dröhnte in ihren Ohren.
"NEIIN!!!" schrie Alex entsetzt auf und lief zur Unfallstelle.
Ein Auto hatte nicht mehr rechtzeitig bremsen können und Bettina angefahren.
Bettinas Knie hatte einen merkwürdigen Winkel und aus einer Wunde am Kopf rann Blut.
Anita, dir nachgekommen war hatte mittlerweile die Rettung verständigt.
Alex kniete sich neben ihre große Liebe und Tränen tropften auf Bettinas Gesicht.
"Komm schon, wach auf, mach die Augen auf! Tu mir das nicht an!" flehte Alex sie an und strich ihr sanft über den Kopf.
Dabei war es ihr völlig egal, was die anderen Schüler rundherum dachten.
Bettina aber lag einfach nur da und rührte sich nicht.
Alex legte ihren Kopf an Bettinas Hals und Tränen liefen in Strömen über ihre Wangen.
"Gleich kommt die Rettung und dann wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir, aber wach doch endlich wieder auf!" flüsterte sie ihr ins Ohr.
Doch Bettina bewegte sich nicht. Stattdessen war nur ihr flacher, schneller Atem zu hören.
Anita versuchte Alex vergeblich zu beruhigen.
Alex wehrte alle Versuche ab und als sie Anita aus ihren verweinten Augen ansah brachte sie nur hervor: "Ich bin am ihrem Unfall schuld! Ich hab sie so durcheinander gebracht, dass sie auf nichts mehr achtete! Wenn sie stirbt."
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traum_zeit. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.