von Pantherrrin
(Sie 18 und Sie 40)
...
Warum gibt es die Ehrlichkeit, wenn niemand wagt, sie zu benennen?
Warum gibt es Liebe, wenn niemand wagt, sie zuzulassen?
Warum gibt es ein Versprechen, welches gebrochen wird, um diesen beiden Fragen innerlich gerecht zu werden?
Wir schreiben den 12. Juni, ein Tag, auf welchen ich lange warten musste.
Es ist Dienstagabend und ich sitze hier und denke angestrengt über meine Wortwahl nach. Das Nachfolgende wird eine hohe Wichtigkeit besitzen und von meiner Ehrlichkeit geprägt und von meinem Wagemut hervorgerufen werden. Jedes Wort hat seine Bedeutung…
Ich war jung, als wir uns das erste Mal trafen. Sehr jung.
Ich war jung, als wir uns das letzte Mal berührten. Jung.
Ich war alt, als wir die ersten ernsthaften Gespräche führten.
Und ich werde unter deinem Einfluss immer älter.
Das erste Mal, ich weiss es noch genau – ich hatte mich in jemanden verguckt, der noch älter war- und das weckte dein Interesse.
Wir beäugten uns und es war klar, dass von beiden Seiten eine Faszination ausging, welche jedoch nicht offen gelegt werden konnte. Dein Eisblock machte mich starr und meine Mauer ließ dir keine Wahl.
Doch diese Kälte kam mir so bekannt vor, ich hatte sie schon oft erlebt… Dies war wohl der Grund, für mein Interesse an dir.
Deine eisblauen Augen spiegelten diese Kälte wieder. In einem bekannten Gedicht heisst es:
Es fasziniert mich –
Dieses Blau.
So rein ist es,
als wäre es deine Seelenpforte.
Kalt und doch verführerisch –
Dieses Blau.
Es ist so kristallklar,
wie das ewige Eis.
Ein Spiegel ist’s –
Dieses Blau.
Für alle außer dich,
damit niemand dich durchschaut.
Es ist schon sehr komisch, wie gut dieses Gedicht auf dich passt. Und dabei habe ich es doch geschrieben… Glaubst du, es war schon immer auf dich gemünzt?
Ich war so erstaunt, jemandem begegnet zu sein, der es – genau wie ich – beherrschte, Leute hinters Licht zu führen:
Ihnen viel zu erzählen, aber doch nichts von sich.
Ihnen zu helfen, aber sich nicht helfen lassen.
Ihre Schwächen zu akzeptieren, aber selber keine zuzulassen.
Das Feuer wurde entfacht, doch das Eis um dich herum brauchte lange zum Schmelzen. Ewig schien es mir, bis wir uns näher kamen – doch es passierte.
Es passierte – und wurde gar nicht gerne gesehen.
Mit Argwohn wurden wir betrachtet, von allen Seiten aus. Am schmerzvollsten waren die Seiten der Liebe und am prägsamsten waren die Seiten der Erwartungshaltung.
Doch unser Band wurde weitergeknüpft. Sehr viel weiter, als irgendjemand zu vermuten mag.
Immer wieder interessante Gespräche und doch auch Probleme, teilten wir uns.
Für einander da sein… Das erste Mal in meinem Leben wusste ich: Da ist jemand. Jemand, der wirklich für mich da ist. Einfach nur da ist… und doch mehr.
Freundschaft.
Zu dieser Zeit wehrte ich alle Gedanken, die in andere Richtungen gingen lachend von mir ab – Nicht im Traum wäre mir etwas anderes eingefallen.
Die Eifersucht spannte – eskalierte – ebbte ab … Durch Höhen und Tiefen wurde wie getrieben und geschubst.
Der Unerfahrene immer mit mehr Temperament dabei, als der Erfahrene.
Altersunterschied?
Wenn ich dich betrachte, denke ich nicht im Mindesten an die Wörter „zu alt“. Mir fallen Wörter wie „reif“ und „attraktiv“ ein.
23 Jahre, gesprochen und vor allem geschrieben erwecken sie den Anschein einer halben Ewigkeit. Doch es ist nicht das Papier, noch die Tinte, die zählen. Es ist das Herz, welches schlägt.
Das Herz… Wir besprachen Dinge, welche uns berührten. Dinge, die unserem Herzen Sorgen und Schmerzen bereiteten. Von einem Abenteuer ins nächste wurde Beistand geleistet und gestützt.
Berühren? Nein. Das taten wir nicht. Erstaunlich. Zwei Menschen, die sich so ähnlich sind.
Wir „haben es nicht so mit dem Umarmen“. Für uns war dies eine Seltenheit. Andere empfinden die drei magischen Wörter als eine solche Seltenheit.
Ich empfand damals allein eine Umarmung von dir schon um so vieles besser, als drei Worte auszudrücken vermögen.
Unter Beobachtung. Nie allein. Auf Geburtstagen, auf Beerdigungen. Wie gern hätte ich dich länger umarmt und dir durch die Haare gestrichen.
Doch ich wusste, das Eis war zu kalt. Zu kalt…
Doch ich wusste, die Mauer war zu hoch. Zu groß…
Wenn man alleine war, dann bei einem Kaffee – doch man war mitten in der Gesellschaft alleine. Also auch nicht unter sich.
Lange hat es gebraucht, bis man einfach mal mit einander im Garten gesessen hat und dabei einfach nur gelacht und geredet hat. Lange… Aber das Warten hat sich gelohnt.
Jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, spannt sich in mir alles an.
Ich rede sehr gerne mit dir – auch mitten in der Gesellschaft, denn die Sachen, welche nur wir verstehen, finde ich in solchen Momenten einfach herrlich.
Und wie ewig hat es gedauert, bis man sich zu zweit ohne schlechtes Gewissen einfach zurückziehen kann? … Darauf warten wir noch immer…
Autogespräche waren bis vor kurzem noch unsere einzige Möglichkeit der intensiven Konversation – oder auch schriftlich haben wir es oft „bunt getrieben“.
Doch nun hat sich unser Umfeld an dieses etwas befremdende Bild gewöhnt. Du und ich. Jung und Jung und Alt und Alt. Mal so, mal so…
Wir haben die Erwartungshaltungen hinter uns gelassen – viel zu anstrengend war der ewig-währende Kampf. Einfach akzeptiert wurde die Tatsache, dass niemand etwas wissen brauchte…
Und das war unser Glück…
Der letzte Monat war unbeschreiblich. So oft und intensiv war unsere Beziehung noch nicht.
Einfach nur das Weiche der Decken genießen und sich gehen lassen.
So entstehen Momente, die dein Eis weiter zum Schmelzen und meine Mauer dem fall näher bringen. In der letzten Zeit gab es Momente, in denen du dem Schlüssel zum Haupttor sehr nahe gekommen bist.
Nicht hätte ich gedacht, so offen zu dir zu sein – zumal mich das ja verletzlich macht.
Ich vertraue dir. Ich gebe mein Herz in deine Hände. Schon mal habe ich damit eine schlechte Erfahrung gemacht – doch ich habe dich lange geprüft und ich vertraue dir. Ich vertraue dir blind. Vielleicht ist es ein Fehler, aber im Moment fühlt es sich richtig an. Nur du kennst die Antwort…
Zu dieser Zeit tauchten die ersten Gedanken auf, welche ich mir sofort wieder verbot. Kann es denn sein, dass…? Nein.
Das Schicksal führte uns wieder zusammen, jedoch auf eine weniger erfreuliche Weise. Ich war so dankbar dafür, dass du einfach da warst. Das du mich halten konntest. Gerne hätte ich dir das gesagt. Gerne… sogar sehr gerne. Aber ich konnte mich nur bedanken. Die Gesellschaft ist manchmal überall.
Später stellte ich verblüffend fest, wie attraktiv ich dich fand. Nie war ich mir darüber im Klaren. Natürlich wusste ich schon immer über deine Ausstrahlung bescheid, doch bewusst über den Einfluss dieser Ausstrahlung auf mich war ich mir vorher nicht bewusst.
Du bist ja eigentlich nicht mein „Typ“ – doch wärst du es wohl, würde ich mich in anfangs aufgrund deines Äußeren angezogen fühlen. Doch bei dir war es anders.
Es war von Anfang an etwas da, was nicht mit dem rein Äußerlichen zu tun hatte.
Meine Haut brennt unter jeder Berührung deiner Hände. In letzter Zeit ist es kaum auszuhalten. Deine Hand auf meinem Rücken, während du mich etwas fragst. Ich will antworten, doch während diese Hand langsam hinunter gleitet, vergesse ich nicht nur die Antwort, sondern auch gleich die Frage und bekämpfe mit allen noch erreichbaren Zellen meine Gänsehaut.
Ich teste dich, oftmals scherzhaft – denn ich spiele mit dem Feuer. Ich halte es an deinen Eisblock und warte gespannt, ob mich eine Lawine unter sich begräbt und das Feuer erlischt oder ob ich das Eis weiter zum Schmelzen bringe.
Du schaust mich jedoch nicht lange genug an um mir Zeit zu geben, in deinen Augen zu lesen.
Würde ich eine „Was wäre wenn…?“ -Frage entdecken?
Dein automatisches Abwehrsystem zurzeit macht es mir unmöglich, auf diese Frage eine Antwort zu finden, denn immer musst du dich zwangsweise wegdrehen.
Selbst, wenn ich dich nur im Schlaf betrachte.
In letzter Zeit geht es um ein ernstes Thema zwischen uns. Nicht sicher, wie ich mit all den Anspielungen umgehen soll, erwidere ich Dinge, welche nach Lust gedeutet werden können. Dies schützt mich vor dem falschen Weg der Interpretation.
Ein Zusammenspiel von nicht klaren Kleinigkeiten, welche, wenn sie ernst gemeint sind, mein Leben verändern würden.
Und immer wieder stelle ich verblüfft fest, dass ich mit dir über ein solches Thema rede. Doch nicht diese Sache erstaunt mich, sondern dass wir dieses Thema auf uns beide zu beziehen wagen. Im gesellschaftlichen Sinne ist alleine die Vorstellung daran schon inakzeptabel. Nicht normal. … Was ist normal?
Wir definieren, was wir normal finden.
Normal…
Nicht nur meine Haut brennt, sondern auch eine bestimmte Frage, welche ich aus meinem Temperament aus schon um genau einen Monat früher fragen wollte.
In deine Augen zu blicken und dir all dies zu sagen, würde mich zu viel Kraft kosten und auch den Mut dazu habe ich nicht.
Außerdem ist dies unter gewissen Umständen auch nicht möglich…
Ich nehme mir die Frechheit heraus zu behaupten, dass ich mir sicher bin, dass du über eine „Was wäre wenn…?“ -Frage nachdenkst…
Genau wie ich zurzeit.
Denke nicht nur – sprich sie aus oder tu es.
Genau wie ich!
Immer beneidet habe ich gewisse Leute, welche dich ihr Eigen nannten. Niemand gehört jemandem. Man gehört nur zusammen.
Gehören wir zusammen?
Mein Eigen…? Ich würde gerne das Recht besitzen, dich meine Frau zu nennen…
Willst du meine Frau werden?
Vielleicht kennst du die Antwort, vielleicht kenne ich sie. Vielleicht wissen wir beide nicht Bescheid, wo der Kopf uns steht.
Du und ich…?
Deine ...
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Pantherrrin. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.