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Heute

von japp


Ein mieser Tag, heute morgen, dieses schrille Klingeln des Weckers, noch eine halbe Stunde gedöst, halb sieben, Zeit zum Aufstehen, höchste Zeit.

Schwer war es aus dem Bett zu kommen. Aus dem Bett, in dem sie noch vor drei Tagen mit ihrer Frau lag. Arm in Arm!
Körper an Körper, Küsse, Berührungen, die Bewegungen IHRER Hüften unter ihren Händen, tiefe Blicke, Lust und Leidenschaft, die Decke, das Kissen, so zurückgelassen, als käme SIE wieder, jede Nacht, IHR Geruch, IHR Gesicht, IHRE Hände. Aus diesem Bett aufstehen, eine Qual, eine größere aber, allein in diesem Bett zu liegen.

Schnell Unterwäsche, Hose und Bluse aus dem Schrank gesucht. Heizung voll aufgedreht im Bad, es ist kalt ohne SIE, egal wo. Radio an, ein Lied läuft, das gemeinsame Lied, ein Zeichen oder doch nur Hohn? Was auch immer, es tut weh. Wieder die Erkenntnis, heute wird ein mieser Tag.

Waschen, Anziehen, Schminken, eine Träne, die Schminke - völlig umsonst - es wird sowieso jeder sehen, dass sie geweint hat, aber vielleicht würden sie denken, sie hätte zu wenig Schlaf gehabt, eine Liebesnacht? Nur sie kennt den Grund, nur sie!

Am Bahnhof, grad so noch den Zug erwischt, zu spät kommen hätte wohl besser zum Tag gepasst. Ein Sitzplatz war Wunschdenken. Wer wollte auch sitzen, sie nicht, sie wollte in das Bett zurück, aber nicht ohne SIE, dann doch lieber im Zug stehen, anstarren lassen, bloß nicht wieder weinen, nicht hier, nicht jetzt, aber wann dann?

Fahrkartenkontrolle, hat SIE die Fahrkarte nicht noch in IHREM Portemonnaie? Nein, die Karte steckt dort, wo sie sein soll. Enttäuschung - aber warum? Hätte es sie glücklicher gemacht, die Karte in IHREM Portemonnaie zu wissen? Ja, Gewissheit, ein schönes Wort. Ein Teil von ihr bei IHR, auch wenn es nur die Fahrkarte wäre, aber nein, SIE hat sich nicht und SIE weiß nichts von den Gedanken, die sie gerade hatte.

Ankunft, raus aus dem Zug, Gedränge, sie mitten drin, nur nicht nach unten sehen, da verschwimmt die Welt, also Blick stur geradeaus, kein Lächeln, aber auch keine Tränen, so wollte sie es doch.

Immer noch Kälte, heute wird es nicht mehr warm. Treppe hoch, Gedränge, Bahnsteig links runter, schnell, sonst ist die S-Bahn weg. Warum laufen ihr immer die Leute vor die Füße? Oder läuft sie den Leuten womöglich vor die Füße? Egal, schnell schnell.

Zwei Minuten vom Gleis zur S-Bahn, gut, zwei Minuten nicht an SIE gedacht, zwei Minuten ohne Tränen - kommen mehr?Mehr Leute bitte, aber ohne anstarren - natürlich nicht möglich. Sie möchte die einzige auf der Welt sein.

Die S-Bahn kommt, Einsteigen, Losfahren, Aussteigen.
Rolltreppe kaputt, also zu Fuß nach oben, nicht nach unten sehen, Blick nach vorn, kein Lächeln.

Die erste Zigarette heute, ein kleines bisschen Stolz, sie könnte es schaffen aufzuhören, aber nur mit IHRER Unterstützung, wird SIE sie unterstützen?

Oben auf der Straße - Regen - wie passend, sie könnte jetzt nach unten sehen, niemand würde ihre Tränen erkennen.
Sehen, sehen ja, aber erkennen? Nein, niemand!

Noch zehn Minuten, dann wird sie vor dem Fahrstuhl zu ihrem Büro stehen. Langsamer gehen, bloß nicht hetzen. Nicht hetzen nach außen. Innen rennt Sie schon seit Tagen, ohne Ziel, ohne Pause. Die Ruhe selbst beim ersten "Guten Morgen", elf folgen noch.

Jetzt nicht mehr denken. SIE anrufen, es IHR sagen? Nein, normal bleiben, vor den Kollegen, schweigen, aber innerlich schreiben, weinen, trampeln. SIE liebt sie, SIE denkt an sie, SIE küsst sie, schwer durchs Telefon, aber kurze innerliche Ruhe bei IHREN Worten. Bis später, ja ich rufe an in der nächsten Pause, ich dich auch, ja Schatz ich freu mich auch, ja Baby! Ciao! Weg ist SIE wieder.
Aber da ist sie wieder, die innerliche Unruhe, für den ganzen Tag, nicht mehr abzuschütteln, auch nicht, wenn SIE anruft, nein.

SIE geht jetzt nach Hause, mit einer Freundin, Fahrschule machen. Zwei Stunden später sagt SIE, die Freundin schläft heut bei ihr. Kurze Ruhe in ihr, dann der Kanonenschlag, Krawall, es geht noch schlimmer? Warum dieses Gefühl? Eifersucht?
SIE lacht am Telefon, hat nichts gemerkt von ihrer Verzweiflung, ihrem miesen Tag, Glück gehabt, denkt sie sich.

SIE fragte zwar, aber sie konnte kurz lächeln, nur für SIE, der Frage wegen. Nein, es ist nichts, schon gut, habe nichts, ihre Antwort auf IHRE Frage. Gut, wieder IHR Lachen, sie wird es den restlichen Tag im Ohr haben, die ganze Nacht, die ganze Zeit, bis SIE wieder bei ihr sein wird.
Halb sieben, endlich zu Hause, der Tag flog an ihr vorbei, hatte sie zu Mittag gegessen? Keinen Hunger, aber auf zum Kühlschrank. Leere, kennst sie schon gut. Leere auch in der Wohnung. Schnell Fernseher an, Menschen sehen, hören, wozu?

Immer noch Leere, SIE anrufen? Nein, jetzt besser nicht. Besser nicht reden, besser nicht denken, nicht an SIE, wozu SIE anrufen, SIE ist doch da.

Im Bett, Arm in Arm, Körper an Körper, IHRE Küsse, IHRE Berührungen, die Bewegungen IHRER Hüften unter ihren Händen, IHRE tiefen Blicke, IHRE Lust und IHRE Leidenschaft.
SIE ist doch da, jede Minute, in ihrem Kopf, in ihrem Herzen, in ihren Gedanken! So, dass es weh tut, ins Bett zu gehen.



copyright © by japp. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


das ist wahr..
deine tiefes gedanken von sie... :-/
Phantasie-78 - 27.03.2006 01:48
mhh nich schlecht
steffi1977 - 08.12.2004 02:29
Dein Tag
Premo - 28.08.2004 03:29
Oh weia!
samba1234 - 18.08.2004 16:19
...
Lill - 17.08.2004 14:27

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