von LooDee
Hi, ich bin die Zufriedenheit.
Ja, ich bin Teil der Schule Leben. Man kann mich eigentlich nicht als Lehrer bezeichnen, sondern eher als Unterrichtseinheit. Die Menschen sollten mich eigentlich erlernen. Die Meisten wollen ja auch zufrieden sein, aber schaffen tun sie es nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ihnen beigebracht wird, dass sie immer weiter arbeiten sollen, um noch mehr zu erreichen. Die Kinder werden mit allen möglichen neuen Spielzeugen und Kreationen von Süßigkeiten versorgt, da ist es ja eigentlich klar, dass sie nicht zufrieden sein könnten, wenn sie mal ein bisschen weniger Zuckerguss haben als sonst. Man kann leicht davon reden, wie gut sie es doch haben, weil im Vergleich zu den Kindern in Afrika geht es ihnen doch echt gut. Aber das ist so weit weg, das hat ja nix mit ihnen zu tun. Sie schaffen es einfach nicht, glücklich zu sein, mit dem was sie haben, und wenn es nur die Sozialhilfe ist, die ja eigentlich auch nicht so selbstverständlich ist... Wie man mich erlernen kann? Ich glaube, dazu müssen sie Leid gesehen haben, Leid durchgemacht haben. Und wenn sie selbst in diesem Leid immer wieder aufstehen, sich mit dem Gesicht in den Wind stellen und weitermachen, können sie zu mir gelangen.
Das heißt jetzt nicht, dass sie nicht traurig sein dürfen, das wäre wohl Unterdrückung von Gefühlen oder Heuchelei.
Nein, es heißt, dass sie selbst wenn alles um sie herum einbricht, mit einer Einstellung weitergehen, die sie nicht im Selbstmitleid versinken lässt. Denn Glücklichsein hängt nicht so sehr mit den Umständen zusammen, sondern viel mehr mit der Einstellung und was man draus macht. Außerdem muss man um zu mir zu gelangen, auch mit dem Weg dorthin zufrieden sein.
Die Schüler können nicht hergehen um mich zu erlernen und erwarten, dass sie schlagartig zufrieden sein können. Es ist eine Sache, die man nicht durch Theorie erlernen kann, die Praxis macht’s. Die Meisten wollen nach ihrer Schulzeit sagen können: „ Ja, mit meiner Schullaufbahn bin ich zufrieden, ich hätte zwar Einiges auch anders machen können, aber in Ordnung.“ Wenn sie das schaffen, haben sie mich als Unterrichtseinheit verstanden und angewandt. Aber woher wissen sie denn, wann ihr Schulende sein wird? Entweder sie stehen kurz davor, dann wissen sie es meistens nicht, oder sie stehen kurz dahinter, dann können sie es sich nicht mehr fragen...Daher sollten sie sich die Frage nach dem Glücklichsein und der Zufriedenheit eigentlich immer wieder fragen. Denn am Ende können sie eh nichts mehr ändern, aber während der Schulzeit wohl.
Ich muss zugeben, ich bin eine schwierige Unterrichtseinheit, und je mehr jemand hat, und je besser es ihm –objektiv betrachtet- geht, desto schwieriger ist es für ihn, zu mir zu kommen. Tja, da haben die einfachen Leute auch mal einen Vorteil. Ein armer Mensch kann sich über eine Scheibe trockenes Brot riesig freuen, seine Augen leuchten, und er geht mit einem Lächeln durch den Tag, selbst wenn er danach immer noch hungrig ist. Ein Reicher Mensch hingegen ist zutiefst unzufrieden und verbreitet schlechte Laune, wenn ihm die Bedienung im Fünf-Sterne-Restaurant den Rotwein im falschen Glas serviert.
Ich wünsche dir, dass du ein einfacher Mensch bist, weil ich befürchte, dass du anderen Falls unglücklich aus der Schule Leben scheiden musst.
Bis vielleicht bald,
deine ZufriedenheitPS: Mit freundlichen Grüßen von meinem besten Freund, dem Glücklichsein
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LooDee. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.