In Echtigkeit

von Mellimi


Es ist nicht Langeweile oder irgendein Zwang, der mich dazu treibt meine kleine Geschichte aufzuschreiben, sondern einfach ein Überfluss an sexueller Energie. Ich habe das Gefühl, ich müsste aufschreiben was seit Freitag passiert ist, meinem eigenen Ich die Ereignisse einfach nochmal erzählen, nur um mich zu vergewissern, dass ich auch jeden klitzekleinen Augenblick bestmöglichst ausgekostet habe.
Ich will dieses unbeschreibliche Gefühl einfach nicht verlieren.
Deshalb halte ich so daran fest. Eigentlich war das Ganze eine komplett verrückte Idee, letzten Freitag, die mich dazu gebracht hat sie mit zu mir nach Hause zu nehmen.
Am Freitag war nämlich die Geburtstagsparty von der Simone. Ich weiss, dass sie auch Lara eingeladen hat. Die Lara, die mit mir zusammen im Leistungskurs Deutsch sitzt. Das ist die, die immer so süß lächelt und die so verdammt sexy ist.
Neben ihr komm ich mir immer wie ein Elefant im Porzellanladen vor, wie ein dummer, kleiner Sonderschüler und wie jemand der die deutsche Sprache nur in der primitivsten Weise und mit Stottern über die Lippen bringt.
Dabei kann ich nicht aufhören, ihre Nähe zu suchen. Kann mir einfach nicht abgewöhnen, mir einzubilden, das könnte wirklich was mit uns beiden werden. Ist ja eigentlich absurd. Wie viele Lesben gibt’s denn auf der Welt ?
Da müsste das schon ein riesiger Zufall sein, der mich zum Opfer ihrer Liebe machen könnte. Und soviel Glück hab ich nicht. Im Spiel schon. Aber wer kennt nicht den Spruch: Glück im Spiel, Pech in der Liebe.
Bei mir jedenfalls scheint er zu stimmen. Gut, zugegeben hab ich erst vor kurzem realisiert, dass Männer nicht mein Ziel sind.
Aber verlieben ? Ich weiss nicht, ob man meine Gefühle zu Lara so beschreiben kann. Sie macht mich mit einem kleinen ausgerutschtem Blick schon so heiß, dass ich mir sämtliche Kleider vom Laib reissen muss, um diesen Temperaturunterschied auszugleichen. Das sieht dann ziemlich seltsam aus, wenn ich mitten im Winter bei eiskalten Minusgraden und defekter Heizung mit Spaghettitop im Klassenraum sitze.
Aber kein Wunder.
Zum Glück findet die Party heute abend nicht weit von mir zuhause und im Freien statt. Das hat den Vorteil, dass ich nicht bei jeder Kleinigkeit feuerrot anlaufe und schwitze wie ein Kamel.
Und da kommt sie schon. Holla die Waldfee. Komischerweise vergesse ich immer wieder, zumindest teilweise, wie hübsch sie doch ist. Wow.
Vorsichtig gehe ich zu ihr hin, stupsel irgendwie "Hallo" raus. Tief durchatmen.
Den ganzen Abend lang hatte ich primär Lara in meinem Blickfeld. Egal ob ich fröhlich schwatzend bei meinen Freunden war oder ob ich mir an Simone’s selbstgebastelter Theke einen Drink holte, immer war in meinen Gedanken ein Großteil von Lara besetzt und in meinen Pupillen spiegelte sich ihr Spiegelbild auch meistens wider. Aber ich musste sie vergessen und so wandte ich mich schließlich zum gehen. Was wollte ich noch hier ? Ich trank gerade mein Glas aus, um mich anschließend zu verabschieden, da spürte ich plötzlich eine Hand an meinem Rücken und kurz darauf ein strahlendes Gesicht neben mir auftauchen. Lara !
"Lara, äh hi, ....., hi!" stammel ich so vor mich hin. Wie gern würde ich sie küssen. Ihren wunderschönen Körper streicheln. Ich merke schon, wie mir das Wasser im Mund und weiter unten zusammenläuft. "Los, mach doch Katrin ! Trau dich doch endlich mal was!" Nein. Das kann so nicht weitergehen. Ich muss jetzt gehen, sonst passiert noch etwas, was ich hinterher bereuen werde. Ich muss mich von ihr losreissen und ihr meine Gefühle endlich wieder zurückgeben. Ich muss mich doch für Mädels freihalten, bei denen ich wenigstens den Hauch einer Chance verspüre. Andererseits ....
"Du könntest sie auch einfach verführen!" Sowas klappt manchmal in den kitschigsten Hollywoodfilmen, warum nicht auch mal bei mir? Klar, weil ich nun mal ich bin. Aber wäre es nicht einen Versuch wert? Du könntest sie fragen, ob sie bei dir übernachten möchte, und dann, kurz vor dem einschlafen, dann legst du dich einfach zu ihr und fängst an sie zu streicheln. Hui bu, bei dieser Vorstellung wird mir ganz heiss und mein Gesicht macht es meinem restlichen Körper nach. Wahrscheinlich bin ich jetzt knallrot wie ein Gummiboot. "Is dir nicht gut, Kathrin, was ist denn, du bist so rot, hast du Fieber ?" Hm. Da haben wir die Bestätigung.
Aber erzählen was der Grund für mein Rotwerden war, dass ich mir solche verrückten Dinge im Kopf zusammengereimt hab, das kann ich ihr natürlich nicht erzählen. Absurd.
Allerdings muss ich irgendwas von mir geben, irgendwas sagen um sie zu beruhigen.
Denk nach. Sag blos was sinnvolles. "Ich glaub, ich geh nach Hause. Weißt du schon, wo du heute nacht übernachten kannst? Vielleicht magst du mit zu mir kommen." ... Oh nein. Hilfe ! Was hab ich nur gedacht ? Vermutlich nichts.
"Ja, aber gerne." Oh ... mein .... Gott !!!!
Wie soll ich bitte, eine GANZE komplette Nacht neben ihr liegen, von ihr angezogen werden und gleichzeitig die GANZE komplette Nacht der Versuchung wiederstehen und meine Erregung zurückzuhalten ?
Das war der Todesstoß.
Aber ich kann mein Angebot nicht zurückziehen. Was wird passieren ? Ich habe Angst. Angst vor dem, was passieren wird.
Nach aussen hin jedoch sieht alles ganz normal aus. Ich grinse wie blöde und stoße in belämmertem Zustand, allerdings völlig alkoholfrei, wie Lara auch, meine Zimmertüre auf. Wir sind da, bei mir zu Hause.