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In der Wildnis vereint

von Licorne


Sie tastete sich langsam in der Wildnis vor. Sonderbare Gestalten taumelten im Dunkeln und verrieten ihr ihre Anwesenheit, ihr Dasein. Sie hörte Geräusche und das Rauschen der Nacht schien sie zu verschlingen. Sie ließ das Theater der Laubburgen auf sich wirken und das dunkelblaue, schwarze Grün verriet ihr Dinge, die vor der Zeit geschahen an diesem sonderbaren Ort. Tuschelnde, liebestrunkene Blöße mit dem Mondesschimmer auf der nassen Haut. Geräusche der Wollust und vor Begierde zitternde, verkrampfte Finger, die sich in das Gras krallten, um von ihm geschnitten zu werden. Gebrandmarkt.
Verstandesraubende Schreie und das Blut, das durch das Dickicht sickert. Tausende Namen, Tausende Verbrechen.
Herzzerreißende und Furcht einflößende Schreie. Sie kamen aus der Kehle, aus dem Herz - geschossen in die Höhe und verschlungen von der dicken Laubschicht. Jeder Windhauch brachte Wissen, brachte Sehen. Sie sah die Bilder durch ihr geistiges Auge, schien zu spüren, was geschah. Eine fordernde Hand tastete bestimmt an ihrem Oberschenkel entlang und als sie aufschrie, schlüfrften die Gräser gierig nach ihrer Stimme. Nun war sie hier. Sie befand sich mitten drin und nur die Sterne waren stumme Zeugen dessen, was einst geschah, grell und bedrohlich.

Die Macht der Zeit verteilte sich in ihren Adern und sie spürte jeden dumpfen Schlag ihres Herzens. Der standhafte Druck, der sich eisern in ihre Venen bohrte und jede, noch so zarte Verzweigung ihrer Kapillaren ausgerichtet erstarren ließ. Die Blutgefäße gleich rubinroten Kristallen - eine präzisere anatomische Kunst gab es nicht, nirgendwo.

Sie sah es, sie konnte es sehen. das gefrorene Blut hatte gewaltsam die Bilder der Vergangenheit eingeatmet gehabt. Alle Geschehnisse, die ihrem Dasein drohten... jede noch so zaghafte Bewegung der Geschichte.

Ach, wie sehr drängte sich ihr Körper zu Kleeblättern, Nesseln und Gräsern zu zerfallen, doch die Zeit ließ es nicht zu, wollte es einfach nicht passieren lassen. Zu weit vorgedrungen, um nach einer Lichtung umzukehren, taumelte sie dem nächsten Baum, dem nächsten Schrei entgegen. Erstarrt und getragen von der Zeit, die sie nicht losließ.

Ihre Beine gaben nach, brachen auseinander und zerfielen zu Staub. Sie fiel auf den weichen Boden und als sie den Glanz der Sterne sich in ihren Augen spiegeln spürte, bildeten die Gräser, gefolgt von den Bäumen ihre schützende Mauer um sie, bedeckten ihren Körper. Der Nordwind wehte jedes Blatt, jeden Zweig zu ihr. Wie vollkommen war es doch sich in dieser Vorstellung aufzulösen.

Sie kehrte nie zurück, denn es bedarf der unmöglichen Fähigkeit zu verwehen, zu vergehen, um sich vollkommen in diesem Garten aufzulösen. Wen interessierte schon der Körper, den irgend ein Menschen mal finden würde.

Sie begriff, dass die Dinge, die vollkommen ruhten ihre Geheimnisse dem entgegenstrebenden Geist einhauchten und der Wind sie in unbekannte Länder fort schickte. Ihre Seele und all die Seelen derer, die sich in dieser Wildnis verirrten brachten die Dinge dahin zurück, wo sie hingehörten.



copyright © by Licorne. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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