von CuteCow
In lovely memory
Eine Wolke, die aussieht wie eine große Hand, die etwas präsentieren will zieht über den blauen Himmel. Nur kurz spüre ich den Schatten, den sie wirft, auf meiner Haut, dann lässt die Sonne wieder alles erstrahlen. Es ist ein wunderbarer Tag, denke ich mir und richte mich in dem hohen Gras auf. Weit und breit ist niemand zu sehen, nur vor mir ein kleiner See in den eine Trauerweide hineinragt. Mit ihren Ästen malt der Wind kleine Muster in das Wasser, die zu kurz und bezaubernd sind, als dass man sie beschreiben könnte. Die milde Luft schmiegt sich in meine Lungen als wolle sie mich umarmen., wie ein guter Freund, der lange nicht da war und dann zurück gekehrt ist um sich bei einem zu entschuldigen und die ganze Herzlichkeit spüren lässt, die man so missen musste.
Verträumt schaue ich auf die Weide, dessen Blätter im Wind spielen und aussehen wie kleine Elfen wenn die Sonne ihren Glanz auf sie zaubert. Ich höre die winzigen Elfen förmlich kichern und flattern und wünsche mir in dem Moment auch eine zu sein, ganz leicht, so dass ich über das Wasser tanzen und mich auf der duftigen Luft treiben lassen kann. Lächelnd seufze ich und lasse mich zurück in das Gras fallen, das mich fängt wie ein weiches Kissen, das frisch aufgeschüttelt wurde. Oft lag ich hier schon. Sobald die ersten Sonnenstrahlen herauskamen, sind wir hierher gegangen. Ja, ich lag im Gras und du bist über die Wiesen gerannt, unbeschwert, als würde es kein morgen geben. Du warst immer sofort im Wasser und hast dich dann von der Sonne trocknen lassen. Von Jahr zu Jahr wurde es schwerer für dich bis zum See zu kommen, deine wilden Läufe über die Wiese wurden langsamer und schwerfälliger. Oft mussten wir mit dem Auto zum See fahren, damit wir dort den Tag genießen konnten.
Während ich im Gras liege und über dich nachdenke bildet sich ein Drücken in meinem Herzen, das, je mehr ich an dich denke, immer heftiger wird und irgendwann ein Zittern in mir auslöst. Schwer spüre ich mein Herz schlagen und meine Brust hebt sich fordernd um den Rhythmus zu verlangsamen. Doch je mehr ich mich auf das Gefühl in mir konzentriere, um so mehr sehe ich dich, vor mir, wie du lebst und Freude hast. Es schmerzt in mir. Bilder schießen durch meinen Kopf, wie wir zusammen aufwuchsen, wie du mir überallhin gefolgt bist, sanft hast du mich getröstet, warst immer da.
Energisch springe ich auf und versuche mich vor den vielen Erinnerungen zu retten. Doch bevor ich irgendetwas unternehmen kann, brennt mir eine heiße Träne auf der Wange, die mir vorkommt wie eine unüberwindbare Flut, in der ich zu ertrinken drohe. Das Drücken in meinem Herzen ist nun ein stechender Schmerz und breitet sich wie schwarzes Blut in mir aus. Alles in mir fühlt sich zäh und rau an. Die Frühlingsluft brennt nun in meinen Lungen und der Wind scheint wie Rasierklingen auf meiner Haut. Mein Atmen pfeift in der Luftröhre und mit einer Explosion in mir fange ich an zu schreien. Es ist wie ein Kampf gegen den Schmerz den ich gerade zu verlieren drohe. Mein Schrei hallt über die Wiese, schreckt Vögel auf und scheint die kleinen Elfen von der Trauerweide zu fortzujagen. Mit einem Wimmern lasse ich mich auf meine Knie sinken- so, wie ich jetzt sitze, hielt ich auch dich damals in den Armen. Erschöpft und ohne Lebenslust hast du dort gelegen, unfähig dich zu bewegen. Hilfesuchend irrten deine Augen umher, der Gedanke, ob du mich überhaupt noch erkannt hast, schnürt mir die Luft ab. Lange saß ich da, mit deinem Kopf in meinen Händen und wartete auf den Arzt, der dir die Erlösung bringen sollte. Die Erlösung von Schmerzen, von Angst und Ungewissheit. Oft frage ich mich ob ich dir hätte helfen können. Nur von mir nahmst du die Medikamente an, doch ich wurde von dir ferngehalten. Was hätte ich tun sollen? So saß ich da, mit deinem Kopf in meinen Händen und mit dem krampfhaften Versuch nicht zu weinen, um es dir nicht noch schwerer zu machen. Als der Arzt in der Tür stand, wusste ich, dass der Moment, vor dem ich lange Angst hatte, der aber immer in absehbarer Nähe schien, eintrat. Ein Schwall von Tränen brach aus meinen Augen und meine ganze Fassung ging verloren, in dem Moment, als ich den Arzt sah. Ich hasste ihn, weil ich wusste dass er dich von mir nehmen wird, und ich war ihm dankbar, dass er dich erlösen sollte.
Als die Spritze wirkte und dein Kopf immer schwerer wurde, wurde auch dein Atmen langsamer. Ein letzter Blick in deine braunen Augen und dein toter Köper lag in meinen Armen. Verzweifelt sprach ich noch mit dir, beruhigte dich, beruhigte mich. Zitternd und mit einer Leere im Herzen fühlte ich, wie dein Körper seine Wärme verlor und ich damit einen Teil von mir.
Die Erinnerungen brennen in mir und erschöpft lasse ich mich in das hohe Gras fallen. Ich schaue auf den See, in dem du so oft schwimmen warst. Schwerfällig krieche ich zum Ufer und nehme etwas Wasser in die hohle Hand und decke damit die Tränen ab, die mein ganzes Gesicht schmerzen lassen.
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CuteCow. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.