von ivo45
Irene
Ein Wunsch danach Frauen kennen zu lernen die hetero leben aber lesbisch sind, bewegte mich dazu ein Inserat aufzugeben. In meiner Anzeige wendete ich mich natürlich an verheiratete Frauen, es meldeten sich viele Frauen, die ein Abenteuer erleben wollten. Ein einziger Brief bewegte mein Interesse, schon die Handschrift verriet es mir, dass dahinter eine interessante Frau steht. Die Helene schrieb kurz und sachlich über sich, schlug auch sofort vor, dass wir uns am Weihnachtsmarkt in Essen treffen. Ich rief sie an, wir verabredeten uns kurz nach Weihnachten.
Ich ging zu dieser Verabredung, locker und entspannt, Helene bestellte ich an eine Stelle, wo ich sie beobachten konnte, da stand eine sportliche Frau mit kurzen blonden Haaren, ihre siebenundvierzig Jahre hat man ihr nicht angemerkt.
Leicht gebückt las sie eine Information an der Tür, ich ging auf sie zu. „Hallo Helene“ sagte ich und gab ihr die Hand, „Hey, du bist bestimmt Irene“ ich schaute ihr in die Augen und nickte. Wir gingen den Markt entlang, Helene meinte „ Schade dass der Weihnachtsmart vorbei ist, wir könnten uns die Angebote anschauen und bei einem Glühwein quatschen, hier in Essen ist der Weihnachtsmarkt groß.“ Ich mag diese Art Veranstaltungen nicht und deswegen wollte ich mich mit Dir erst nach Weihnachten treffen, dachte ich. „Wir finden schon ein Cafe, wo wir bei einem Kaffee oder einem Tee in Ruhe reden können.“ sagte ich nur. Eine Weile gingen wir die Marktstraße entlang, ich beobachtete sie aufmerksam, sie war unruhig und aufgeregt, dabei wirkte sie so, als wenn sie sich im Hintergedanken ständig sagen würde „Ich tue das, was ich tun muss.“ Schließlich fanden wir ein kleines Cafe, das uns ansprach, dort setzen wir uns an einen kleinen Tisch, der für zwei Person gedacht war, wie auf ein Kommando bestellten wir uns beide einen Früchtetee. Ich fragte „Stört es Dich wenn ich rauche?“ „Nein“ ich zündete mir eine Zigarette an, wir kamen schnell ins Gespräch. Mit ihr zu sprechen war für mich sehr unterhaltsam, sie erzählte viel über ihre Kindheit, antwortete auf meine Fragen, offen und ehrlich. Helene erzählte mir, dass sie schon seit sieben Jahren weiß, dass sie lesbisch ist, aber ihre Ausbildung vollständig haben muss um eine eigene Praxis zu öffnen. „Ich will mich selbständig machen, ein Arbeiterverhältnis ist nichts für mich, außerdem ich will mein Lebensstandart behalten dazu brauche ich Geld meines Mannes. Er ist mir das schuldig, damals habe ich gearbeitet und dank mir konnte er studieren.“ Schön raffinierend, dachte ich mir, das kann nicht jeder Frau. Die Helene entschuldigte sich, stand auf und ging zur Toilette, meine Augen folgten ihr. Sie trug ein weisen Rolli, drüber eine schwarze Steppweste, schwarze Hose und schwarze Winterschuhe, ihre Hüfte war breit, Po stramm, in ihre Bewegungen spürte man eine leichte erotische Erregung, sie gefiel mir. Ich fühlte wie die Begierde in mir stieg, gleichzeitig schoss mir der Gedanke durch den Kopf, beruhige dich, sie ist verheiratet, das fehlt dir noch sich in eine verheiratete Frau zu verlieben. Sie kam zurück, in dem Moment, als der Streit zwischen dem Cafe Besitzer und einer Frau sehr laut wurde. „Das ist Italienisch, sie streiten heftig“ sagte sie, dann fing sie an über ihren Mann zu erzählen. „Mein Mann hat eine sehr verantwortungsvolle Arbeit, er ist sehr viel unterwegs, er liebt mich sehr und ich bin sein Ein und Alles.“ In ihrem Gesicht konnte man ablesen, dass sie schon ein schlechtes Gewissen hatte. Ich erwiderte „Du kannst doch nicht wissen was er grade macht: “Man hat ihr angesehen, wie der Gedanke ihr wehtat. „Dazu hängt sie zu sehr an ihren Mann, schlag dir die Frau aus dem Kopf, dachte ich“. Dann schaute sie auf ihre Uhr und stellte fest dass wir schon seit vier Stunden hier sitzen und sie sollte schon längst zuhause sein, bevor wir bezahlten, fragte sie mich “Was machen wir wenn wir mehr von einander wollen, wir kennen uns nicht bei mir treffen und auch nicht bei dir.“ Ich zuckte nur mit den Schultern, da wussten wir schon dass wir so weit sind. Ich war nach Essen mit Straßenbahn gefahren, Helene fuhr mich nach Hause. In Auto sprachen wir nicht, sie machte Radio an, aus dem Lautsprechen kam ihr bekannte Lied, sie sang mit und trommelte auf dem Lenkrat, dabei fuhr sie entspannt aber siecher. Sie so zu beobachten war für mich reine Vergnügung, ich bemerkte es dann, dass wir in Mülheim sind, wenn sie mich danach
fragte wie sie weiter fahren soll. Sie hielt, nach meine Anweisungen, das Auto vor meinem Haustür an, ich bedankte mich für nach Hause bringen, da drauf erwiderte sie, „Das war ein schönes Abend.“ Ich gab ihr Hand und ging.
Anette und Mark waren noch nicht zu Hause, mein älteste Sohn, Axel, machte sich grade Rühreier, die Wohnung roch nach gebratenen Speck und Zwiebel, ich spürte Hunger, ging rein und ich setzte mich bei Küchentisch. Axel fragte „Wo warst du so
lange?“ ich Antwortete nicht, „Möchtest Du mit essen?“ Ich nickte, er stellte zwei Teller und Brot auf den Tisch, als wir aßen, piepste mein Handy, „Mama du hast eine SMS bekommen. “Ich stand auf, holte mein Handy aus der Tasche und las, Helene schrieb „Ich möchte Dich wieder sehen.“ Ich legte Handy auf den Tisch und aß weiter, „Kenne ich den Mann?“, „Das ist kein Mann, ich bin lesbisch und bin grade dabei mich in eine verheiratete Frau zu verlieben.“ wir schauten uns in die Augen, „Ich habe damit kein Problem.“ sagte mein Sohn, als er meine Gedanken lesen konnte, „Wenn es um mich geht, kannst Du deine Sexualität offen ausleben, aber ich vermute Mark wird damit ein Problem haben. Wenn es um Homosexualität geht, unsere Gesellschaft ist noch nicht so weit, ich bin mir bewusst, dass es keine Krankheit ist sondern eine freie Wahl.“ Dazu sagte er mit einem scherzhaften Ton: „Wer kann Dich besser verstehen als ich, schließlich bin ich auch lesbisch.“ „ Sag bitte Anette und Mark nichts, ich möchte das selbst tun, ich will meine Sexualität offen ausleben, aber die beiden muss ich selbst da drauf vorbereiten.“
Drei Monate später saß ich mit meiner dreizehnjährigen Tochter im Wohnzimmer, ich las Siegmund Freunds Biografie, ich war grade auf der Stelle, wo die Autorin darüber schrieb, dass er homosexuale Neigungen bei sich entdeckte, da sprach die Anette, die „Verbotene Liebe“ guckte. „Bah, Lesben“ Zwei Frauen, waren im Pool nackt und küssten sich. Ich schaute mir sie an und sagte „Na und, ich bin auch lesbisch “Meine Tochter schaute mich so an, als sie in unserem Wohnzimmer ein Auto entdeckt hätte. „ Du veräppelst mich.“ „ Nein ich meine das Ernst“ Danach kam langes Schweigen, Anette schaute nicht mehr Fern, sie war tief im Gedanken versunken, plötzlich wendete sie sich zu mir „ Erwarte aber nicht von mir, dass ich auch lesbisch werde! “ Ich brach in einen herzliches Lachen aus, meine Tochter setzte sich neben mir, nahm mich in den Arm, kuschelte sich am mich und flüsterte. „Du bist aber die liebste Mutter der Welt.“
Eine Stunde später war ich in der Küche und kochte Kartoffelauflauf, mein fünfzehnjähriger Sohn, Mark, kam nach Hause. Axel schelte Kartoffeln, schaute auf mich „Soll ich es ihm sagen?“ „Mach.“ Mark kam zu uns und erzählte über das Handballtraining, kaum war er fertig sprach Axel. „Mama ist lesbisch.“ Mark sagte zu mir, mit erhobene Stimme „Das erzählst du aber keinem, ich will nicht, dass mich
Kinder in der Schule, Lesbensohn nennen“ Ich erwiderte ruhig „ Die Nachbarn wissen es schon, dann wird es Morgen auch die Schule wissen.“
Endlich war es raus, bis jetzt kannten meine wahre Sexualität nur die Eva und die Patrizia, die meine engsten Freundinnen sind. Am meisten sorgte ich mich davor, ob meine Kinder damit zurrecht kommen werden. Ich musste Marks Wunsch respektieren und habe mich dazu entschlossen, keinem mehr was darüber zu erzählen, mindestens so lange nicht bis für meinen jüngsten Sohn, Lesbensohn kein Beleidigung wird sondern eine selbstverständige Sache.
Helene
Ich las in der WAZ unter „Sie sucht Sie“ die Anzeigen einfach so ohne Absichten, da stand „Ich, schlank, 42, nett, einfühlsam, intelligent und diskret, möchte dich kennen lernen“ Sie wäre was für dich, nein das ist eine Schnapsidee, dachte ich gleichzeitig.
Ich legte die Zeitung auf die Seite, breitete mich auf dem Sofa aus und hab die Augen.
geschlossen. Sofort musste ich an die Petra denken, die ich vor sieben Jahren beim Joggen kennen lernte. Sie war eine intelligente und sportliche Frau, die dunkelbraune Haare und blaue Augen bildeten einen schönen Kontrast, der kurze Haarschnitt gab ihrem Gesicht eine jugendliche Ausstrahlung. Schon nach dem ersten Gespräch haben wir ausgemacht, dass wir uns jeden Mittwoch in der Müga treffen und zusammen joggen. Ein Jahr trafen wir uns regelmäßig. Bei gutem Wetter setzten wir uns auf die Bank und quatschten, sie erzählte mir über ihre Arbeit, ihre Jugend, das Studium, ich hörte sie sehr gerne zu.
Es war ein schöner, warmer Sommerabend wir saßen unter dem Baum am Fluss, Petra
erzählte mir über ihre Diplomarbeit, plötzlich fühlte ich wie mein Körper durchströmt, von Kopf zum Fuß floss eine aufregende Strömung, ich spürte erstes mal in meinen Leben eine Begierde in mir die erotisch und sexuell war. Ich erschrak, ich eine verheiratete Frau, und Mutter sei lesbisch, es war offensichtlich. Seit zwanzig Jahren lebe ich mit einem liebelvollen, einfühlsamen Mann, gebar ihm zwei Kinder und ich weiß nicht wie sich ein Orgasmus anfühlt.
Die Petra hat mich schon öfters zu sich eingeladen, erst nach einem Jahr unserer Bekanntschaft ging ich fest entschlossen zu ihr um es ihr zu sagen, dass ich sie liebe. Sie wohnte in einem kleinen Häuschen in der Nähe von der Müga, ihr Garten war schön gepflegt, in der Blumenmenge herrschten die Rosen, das Haus war hellblau gestrichen, die Fenster und die Türen dunkelblau. Ich schellte, Petra öffnete mir mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht die Türe.“ Endlich kommst du mal zu mir, komm wir setzten uns in den Hintergarten, heute ist es schön draußen, Sommer geht zu Ende, das sind schon die letzten warmen Tage, man muss sie ausnutzen.“ Ich setzte mich auf die Terrasse und schaute in den Garten, es war nur mit Rosen gestaltet, die Blüte von Schling- und Kletterrosen zeigten sich in ihre ganze Schönheit. Petra ging in die Küche, holte Apfelschorle und zwei Gläser, setzte sich neben mir und sprach weiter. “Du warst schon vier Wochen nicht joggen, ich habe dich vermisst, warst du...“ ich unterbrach sie mitten im Satz „Ich liebe dich.“ Sie sah mich an und sagte hart „Und dein Mann?“ „Ich kann ihn nicht verlassen, das kann ich meinen Kindern und ihm nicht antun.“ Petra stand auf, auf ihrem Gesicht malte sich Enttäuschung, Wut und Schmerz, sie streckte ihre Hand aus in Richtung Türe und schrie „Raus! Raus!“ Ich ging schweigend durch die Wohnung und hatte das Gefühl, dass die paar Schritte bevor ich die Tür erreichte eine Ewigkeit dauern. Mich hat noch niemand rausgeworfen, ich war am Boden zerstört, grade die Frau die ich so liebte wie keinen Menschen zuvor hat mich kaltblütig rausgeschmissen. Obwohl ich sie nie mehr sah, fünf Jahre lang, dachte ich an sie jeden Tag, ich sehnte mich nach ihr. Jetzt ist aber Schluss, jetzt antwortest du auf die Anzeige sagte ich mir im Gedanken. Ich stand auf und ging ins Arbeitszimmer, holte das blaue Briefpapier aus der Schublade, setzte mich an den Schreibtisch und schrieb “Ich süße Helene, wohne westlich von Essen, bin 47J, 170/63, blond, trage kurze Haare, sportlicher Typ. Ich gehöre zu den sensiblen Menschen, bin intelligent, nett, einfühlsam, mag Musik, treibe gerne Sport und bin viel mit Weiterbildung beschäftig. Ich möchte ebenfalls eine nette Frau kennen lernen.
Bei der ersten Begegnung werden wir feststellen ob es Sympathie auf den ersten
Blick ist. Im Augenblick möchte ich noch gar nicht viel von dir wissen weil da eine Begegnung viel spannender ist. Vielleicht hast Du Lust Dich mit mir auf dem Weinachtmarkt in Essen oder zu einem Spaziergang zu treffen?“ Ich schrieb noch meine Handy Nr. und E-mail Adresse dazu. Am nächsten Tag verschickte ich den Brief.
Ich wartete ungeduldig auf eine Antwort, zum Teufel mit der Liebe, ich will endlich eine Frau berühren, eine Frau spüren, fühlen, ich muss endlich wissen ob ich wirklich lesbisch bin. Schon am nächsten Tag hörte ich mein Mailbox ab und schaute in meine
E-Mail. Erst am vierten Tag telefonierten wir miteinender. Sie hatte eine ausländische Betonung, aber die Stimme war angenehm, wir verabredeten uns am ersten Arbeitstag nach Weinachten. Vor lauter Aufregung konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, in der Arbeit schaute ich ständig auf die Uhr, konnte mich nicht konzentrieren.
Endlich war 16 Uhr, ich setzte mich ins Auto und fuhr nach Essen, mein Herz raste und
mein Pulsschlag war ungewöhnlich hoch. Ich beruhigte mich erst als wir im Cafe saßen.
Eine gut aussehende und intelligente Frau, ich erzählte ihr fast mein ganzes Leben, sie zeigte sich sehr einfühlsam und verständnisvoll ohne drüber ein Wort zu verlieren.
Nach vier Stunden die wir mit einander verbrachten hatte ich das Gefühl, dass wir uns schon sehr lange kennen. Ich freute mich sie kennen gelernt zuhaben. Nachdem ich sie nach Hause brachte, schrieb ich im Auto eine SMS, „Ich will Dich wieder sehen.“ Dann machte ich das Handy aus und ging ins Haus, es war schon spät, Wolfgangs Auto stand vor der Tür, bestimmt kommen die Fragen, na ja lügen muss ich auch noch lernen. Am nächsten Tag morgens früh, als ich schon alleine war, machte ich das Handy an, da stand „Ich Dich auch.“
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ivo45. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.