von Jenny_M
Hier mal was Neues aus Lebenseindrücke. Der rote Faden handelt eigentlich vom alleine Schlafen, bin vermutlich am Anfang ein bisschen abgerutscht ;)
anyway, viel spaß beim lesen und Kritik ist auch immer erwünscht :D
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Heute vertrug sie es nicht. Das war ihr klar als sie die erste Flasche Bier ausgetrunken hatte. Es machte sich in ihrem Magen breit, drückte irgendwie auf die Eingeweide.
Eigentlich hätte sie auch aufhören können. Vermutlich wäre ihr irgendwann sogar ein Grund eingefallen nicht aufzuhören. Sie dachte einfach nicht darüber nach und suchte auch nicht nach einer Ausrede. Es war ja auch irgendwie sinnlos. Selbst wenn es eine Ausrede gegeben hätte. Nie hätte sie jetzt aufgehört wo sie doch schon so gut dabei war. Den Alkohol konnte sie schon spüren in ihrem Blut. Nicht mehr lange, dann würde sie erlöst werden bis zum nächsten Morgen, der noch so unendlich weit weg schien und vor dem sie irgendwie, so dumm es auch klingen mochte, ein bisschen Angst hatte.
Ja, im Grunde hatte sie ein bisschen Angst davor aufzuwachen und zu merken, dass ihr etwas fehlte, dass ihr jemand fehlte neben ihr im Bett. Und eigentlich wusste sie jederzeit, dass dort niemand hätte sein sollen, neben ihr in ihrem Bett. Jemand der ihr beim Schnarchen zuhören musste oder konnte. Dieser Platz neben ihr in ihrem Bett gehörte niemandem und vermutlich war es ja auch ganz gut so.
Ein Blick auf ihr unordentliches Zimmer ließ sie weiter an der Bierflasche nuckeln. Sie schaute sich um. Ihr Besuch hatte ne Menge Kram hinterlassen. Leere Flaschen und Papiertüten, ihr unordentliches, zerzaustes Bett auf dem sie neben Jemandem geschlafen hatte. Jemandem, vermutlich hatte sie deswegen die ganze Nacht nicht schlafen können. Weil da jemand neben ihr gelegen hatte, ihr ins Gesicht geatmet und sich im Halbschlaf an sie gekuschelt hatte. Weil da eben jemand gelegen hatte neben ihr. Deswegen hatte sie nicht schlafen können. Und eigentlich hatte sie ja schlafen wollen. Aber da war immer dieser unglaublich schöne Bauch gewesen, der ihre Hand magisch angezogen hatte und eigentlich wollte und konnte sie sich dem gar nicht entziehen. Also hatte sie dagelegen die ganze Nacht und diese Person neben ihr betrachtet, die auch wach gewesen war. Sie hatten beide nicht schlafen können. Unglaublicherweise hatte sie seit dem immer mehr das Bedürfnis nach fremder Körperwärme gehabt. Irgendwie ein peinliches Detail. Das wollte sie sich gar nicht eingestehen. Wo sie doch so gut jahrelang alleine in ihrem Bett geschlafen hatte. Und da hatte sie nie das Bedürfnis gehabt jemandem Nahe zu sein. Generell hatte sie so gut wie nie das Bedürfnis jemandem Nahe zu sein. Dann trinkt man halt einen Abend ein bisschen mehr und sorgt dafür, dass man mit jemandem in einem Bett schläft. Und tada da hat man den Salat dann. Ein unordentliches Zimmer und dieses wahnsinnig bedrückende Gefühl der Einsamkeit. Obwohl man ja schon so lange alleine lebt.
Heute hatte sie ihr Auto bekommen. Ihr erstes Auto. Eine hässliche alte Klapperkiste mit alten Sitzbezügen und sowas. Dann hatte sie ihren Besuch zum Bahnhof gefahren. Am Bahnhof war es kalt gewesen. Sie hatte gefroren, also ihr Besuch. Ihr selbst war eigentlich immer warm.
Also jedenfalls hatte ihr Besuch gefroren und weil man sowieso die ganze Nacht lang zusammen gekuschelt hatte musste man sich natürlich in den Arm nehmen. Damit ihrem Besuch halt nicht so kalt war. Ein komisches Gefühl mit jemandem kuschelnd am Bahnhof zu stehen. So ganz selbstverständlich. Und dann kamen die Blicke der anderen Leute am Bahnhof. Das erinnerte sie an die Blicke ihrer Freunde am vorigen Abend, als sie mit ihrem Besuch da angetanzt war. Die Frage hatte man in allen Gesichtern gelesen. „Ist das deine Freundin?“
„Nein!“
Nein, das war nur irgendjemand. Jemand, mit dem man sich halt mal ein Bett teilt. Nicht mehr und nicht weniger. Im Grunde war es fast gar nicht wichtig, da sie jetzt sowieso am Bahnhof standen, sie zu schauen würde wie ihr Besuch in die Bahn steigt. Und dann würde sie eben mit ihrem Auto wieder nach Hause fahren, sich hinsetzen, ihr Zimmer betrachten und den Alkohol austrinken der übrig geblieben war. Irgendjemand dachte vielleicht gerade an sie. Insgeheim hoffte sie es tatsächlich. Trotzdem irgendjemand eigentlich nur irgendjemand bleiben sollte. Es war das Beste für sie, wenn sie alleine schlief. Das war der Gedankengang mit dem sie sich davon ablenken wollte, dass sie es unbeschreiblich schön gefunden hatte einen Arm um sie zu legen und ihre Nase in ihrem Haar zu vergraben, das unwiderstehlich gut gerochen hatte.
Vielleicht, durch irgendeinen blöden Zufall oder, wenn ihr das Schicksal endlich mal gut gesonnt war, würde sie irgendwann irgendjemanden neben sich haben wenn sie schlafen geht. Jede Nacht und dann hätte sie womöglich irgendwann den schönsten und besten Schlaf ihres Lebens. Irgendwann.
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Jenny_M. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.