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Is breá liom tú

von HisuiHaru


Es gibt Dinge im Leben, die glaubt man erst, wenn sie einem selbst passieren.

Mein Leben war die letzten zehn Jahre mehr Chaos und Achterbahn, wie Etwas das ich wirklich gern lebte. Es gab ein paar Lichtblicke, die mir Freude gaben und mir zeigten, dass Leben ist eben nicht nur Chaos.
Das sind zum Einen meine Kinder, die ich für nichts auf der Welt eintauschen würde, und zum Anderen eine Frau die ich vor drei Jahren kennengelernt habe.
Und um genau diese Frau geht es hier.

Ich lernte sie 2008 über eine Seite für Brieffreunde kennen und schrieb sie an, weil sie ein RPG auf der Seite leitete und ich von der Idee so überzeugt war das ich gerne mitschreiben wollte. So hatten wir den ersten Kontakt und er beschränkte sich auf Fragen und den Ideenaustausch zum RPG. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar in ihrem Profil gelesen das sie sechs Jahre jünger ist wie ich, nahm es aber nicht für voll, da ihre Art zu schreiben so gar nicht zu ihrem Alter passen wollte.
Irgendwann schrieben wir uns Nachrichten über die Seite, die über das RPG hinaus gingen und ich fragte mich innerlich, ob sie diesen Kontakt überhaupt zulassen würde, da ich eben älter war wie sie. Lustigerweise machte sie sich die selben Gedanken, mit dem Hintergrund ich könnte sie für zu jung halten. ^^

Nach einiger Zeit fragte ich wegen einer Brieffreundschaft an, was sich dann doch wieder im Sande verlief, da ich einfach nicht die nötigen Ambitionen dafür aufbrachte. Nichts desto Trotz hielten wir Kontakt über die Internetseite, schrieben dann auch über MSN und blieben am Ende bei Skype hängen.
Zwischenzeitlich waren die anderen Mitschreiber nach und nach abgesprungen und wir legten das RPG erst einmal auf Eis.

2010 waren wir schon so gut befreundet, wenn auch nur online, dass ich sie zu meinem Geburtstag einlud. Ich freute mich als sie die Einladung annahm und im gleichen Jahr direkt an meinem Geburtstag vor mir stand. Die Chemie stimmte auf Anhieb und nach kurzer Zeit stellte sich die selbe Vertrautheit ein, wie sie schon online zu spüren war.
Wir machten uns ein paar schöne Tage und genossen unsere gemeinsamen Interessen. Als sie dann wieder nach Hause fuhr, blieb das Versprechen nochmal zu Besuch zu kommen, da es ihr gefallen hatte.
Als Erinnerung gab es ein Foto von uns Beiden, am Bahnhof … einerseits freute ich mich, weil es einfach eine schöne Zeit war, auf der anderen Seite war ich aber auch traurig, dass sie wieder zurück fuhr.

Das nächste Treffen ließ dann, zum Glück, nicht lang auf sich warten und diesmal war es sogar eine volle Woche.
Wir unternahmen viel mit den Kindern, genossen das kulturelle Angebot in Berlin und sahen unglaublich viel von der Stadt. Sehr angenehm waren auch die Gespräche die wir führten und sie wurde mir immer wichtiger als Freundin. Der Altersunterschied war uns Beiden egal, da wir nicht drauf achteten und es auch sonst nicht auffiel.

2010 war auch so sehr viel in meinem Leben los, nicht zuletzt trennte ich mich von meinem langjährigen Partner, da ich festgestellt hatte, es ging einfach nicht mehr. Es gab einfach keine Beziehung mehr, die man retten konnte und nur der Kinder wegen zusammen zu bleiben, wäre auch falsch gewesen.
Ich konnte mich bei ihr aus heulen, sie versuchte mich aufzumuntern oder gab mir Tipps, wo ich mir eventuell Unterstützung herholen konnte und ich war ihr einfach nur dankbar dafür.
Als ich dann den Schritt ging und mich von ihm trennte, war sie trotz der Entfernung für mich da und war mir auch eine große Hilfe. Ich wusste das ich mich bei ihr aus heulen konnte und tat es auch nach der Trennung noch häufig.
Kurz nach der Trennung stellte ich für mich fest, dass ich nicht nur bi, sondern lesbisch bin und zögerte ein wenig es ihr zu sagen, da ich nicht wusste, wie sie darauf reagieren würde. Zwar wusste sie von meiner Neigung zu Frauen, aber eben nicht das ich ausschließlich an Frauen interessiert war.
Ich fragte dann zögerlich über Skype an, ob sie damit ein Problem hätte, was sie verneinte und ich bat sie, mir dass bei unserem nächsten Treffen ins Gesicht zu sagen, woraufhin sie nur meinte, daran sollte ich sie dann aber nochmal erinnern.

Im Oktober konnte ich mich für ihre Besuche in Berlin revanchieren, denn ich flog für ein verlängertes Wochenende zu ihr, auch anlässlich ihres Geburtstages. Ich hatte so einen Bammel davor, da mein erster Flug schon Jahre her war und ich tierische Flugangst habe, aber ich freute mich zu sehr darauf sie wiederzusehen und ihre Stadt kennenzulernen.
Es war ein herrliches Wochenende. Ich freute mich so sehr sie wieder zu sehen und hab mich während des Besuches hoffnungslos verliebt … nein, nicht in sie, aber in die Stadt in der sie lebt. Ich fühlte mich vom Abend meiner Ankunft wie zu Hause und je mehr ich von der Stadt sah, desto mehr wuchs der Wunsch, dort zu wohnen, da es sich richtig anfühlte.
Wir gingen auch bei ihr zusammen in die Oper und ich machte die Feststellung das sie einfach umwerfend in ihrem Abendkleid aussah. Mir verschlug es die Sprache. Ich trug zu diesem Anlass Hemd und Krawatte, zeigte mich von meiner charmanten und höflichen Seite, wie man es eben bei einer Frau machte, und hoffte, sie würde sich in meiner Gegenwart wohlfühlen.
Das tat sie auch und auch mehr wie ich erwartet hätte. Bei unserem ersten Besuch in der Oper gingen wir davor noch etwas spazieren und da sie zum Abendkleid Absatzschuhe trug und der Weg nicht dafür gemacht war, hakte sie sich bei mir ein und wir gingen zusammen durch den Park. Auch auf dem Rückweg hakte sie sich bei mir ein und ich störte mich nicht daran, fand es sogar angenehm. Nach dem zweiten Opernabend saßen wir auf ihrem Bett und sahen uns noch Fotos an, dabei rutschte sie dicht an mich ran und ich spielte mit dem Saum von ihrem Kleid, da ich schon irgendwie nervös war, es aber nicht einordnen konnte.
Nachdem wir dann im Bett lagen, kuschelte sie sich an mich und ich bekam heftiges Herzrasen. Im Halbschlaf fragte ich dann, ob ich meinen Arm beiseite nehmen soll, damit sie es bequemer hätte. Sie meinte dann, sie möchte nicht, das mir der Arm einschläft, worauf ich sagte, es sei das kleine Übel und den Arm nach oben nahm. Sie legte ihren Kopf auf meinen Oberkörper und ich meinen Arm, der Bequemlichkeit wegen, über ihren Rücken.
So schön diese Nähe auch war, so sehr war ich damit auch überfordert. Mein Herz raste und ließ sich auch nicht beruhigen. Erstaunlicherweise schlief ich dann doch irgendwann ein.
Als ich morgens wach wurde, wusste ich das ich sie nicht nochmal bitten musste, mir ins Gesicht zu sagen, sie habe kein Problem damit das ich lesbisch bin. Sie hatte mich in ihr Bett gelassen und auch körperlich meine Nähe gesucht, ohne Angst zu haben, ich könnte über sie herfallen.

Leider endete auch dieses Wochenende und ich flog ungern zurück, aber der Abschied fand diesmal mit der Aussicht auf ein Wiedersehen im Dezember statt, denn ich hatte sie gefragt, ob sie zwischen Weihnachten und Neujahr nochmal zu mir kommen würde.
Als ich die Bestätigung dafür bekam freute ich mich umso mehr, aber 53 Tage bis zum Wiedersehen waren einfach verdammt lang und Skype ein schlechter Ersatz.
Während des Wartens reifte in mir der Gedanke nach dem Ende meiner Ausbildung zu ihr zu ziehen, in ihre Stadt, aus dem einfachen Grund … dort ging es mir gut. Ich suchte online nach Wohnungen und fragte sie per Skype was sie von den verschiedenen Angeboten hielt, ohne ihre zu sagen, was genau das sei. Irgendwann fand ich eine passende Wohnung und meinte, sie wäre auch gar nicht so weit weg. Damit begann das „Spiel“ und zu gern hätte ich ihr Gesicht gesehen, als ich ihr bestätigte das es bei ihr ist. Ich versicherte ihre mehrfach das es kein Scherz sei und nannte ihr als Termin die Sommerferien des nächsten Jahres.
Damit stand der Entschluss zum Umzug und während der Planung fand ich auch den Mut sie zu fragen, ob sie sich vorstellen könnte, mit den Jungs und mir zusammen zu ziehen, was sie dann auch bejahte, zudem mit meinem Umzugsentschluss ihr die Uniwahl auch leichter fiel und ich sie nicht mehr davon überzeugen musste in Jena zu studieren, was recht mittig zwischen Berlin und ihrem Zuhause lag.

Weihnachten ging in diesem Jahr total unter, denn viel zu sehr freuten wir uns auf das Wiedersehen und als endlich der 27.12. Dezember war und ich voller Vorfreude auf sie wartete, hoffte ich, die Zeit möge einfach mal langsamer als normal vergehen.
Wir hatten wieder ein paar schöne Tage, die wir überwiegend damit verbrachten im Bett zu liegen, unglaublich lang zu schlafen und die restliche Zeit mit den Jungs verbrachten. Sie hatten sie schon beim zweiten Besuch ins Herz geschlossen und mein Großer brachte einen Kommentar der mich grübeln ließ.
Einen Abend sahen wir fern und er setzte sich neben uns und meinte: „Mama, du bist doch jetzt mit Jess zusammen.“
Es war keine Frage, es war eine schlichte Aussage … aber die traf.
Ich schluckte und sah sie an, sah auf den ersten Blick das auch sie diese Aussage getroffen hatte. Ich brachte meinen Großen dann ins Bett und überlegte, wie ich das zu deuten hatte.
Wie kam mein Sohn auf die Idee? Natürlich hatte ich schnell meinen Ex im Verdacht, der ein Problem damit hatte, dass wir uns so gut verstanden, aber eben nicht zusammen waren.
Wir ließen uns davon aber nicht die Laune verderben und ich versicherte ihr, dass ich nie etwas gegen ihren Willen machen würde oder den Eindruck erwecken möchte, ich würde sie nur anbaggern um sie ins Bett zu kriegen.
Ich schätzte sie als Menschen und noch mehr als Freundin und das wollte ich auf keinen Fall zerstören. Weder damit bei ihr einen falschen Eindruck zu hinterlassen noch mit einer Aktion die den Anschein hätte, ich würde mehr wie nur Freundschaft für sie empfinden.

An Silvester flog sie wieder nach Hause und wir fühlten uns Beide hundeelend deswegen; kein guter Start ins neue Jahr, aber bis zum nächsten Treffen war es nicht weit.
Ich hatte Winterferien und verbrachte diese bei ihr, auch mit der Auflage, mir Wohnungen anzuschauen, da die Sache mit dem Umzug beschlossen war.
Es war einfach nur schön wieder bei ihr zu sein, auch wenn sie während meiner Ferien in die Schule musste. Ich war tagsüber in der Stadt unterwegs, schaute mir Alles an und fühlte mich richtig wohl.

Dann kam dieser Dienstag … Gott, diesen Tag werde ich nie vergessen.
Wir waren den Abend in der Oper und schauten La Traviata, die schönste Oper überhaupt. Während der Vorstellung streckte ich meine Hand aus und berührte ihre, war aber verunsichert ob sie ihre Hand nicht wegziehen würde, wenn ich sie nehmen würde.
Warum ich das tat?
Ich wollte ihre Nähe spüren, wollte mich vollkommen auf die Oper einlassen, aber dennoch spüren können, dass sie da war. Ich nahm ihre Hand und sie zog sie nicht weg. So blieben wir die Vorstellung über sitzen, ihre Hand in meiner und doch komplett in das Bühnenschauspiel vertieft.
Nach der Oper gingen wir zur Bushaltestelle, wo wir ein wenig warten mussten und da es kalt war, nahm ich ihre Hände in meine und zog sie ganz dicht an mich, einfach um sie zu wärmen.
In einem Moment in dem wir nichts sagten sah sie mich an und da war etwas in ihrem Blick das ich nicht deuten konnte, aber die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich hatte mich in sie verliebt gehabt und in diesem Moment wurde es mir klar. Verwirrt darüber löste ich kurz den Blickkontakt und sah nach oben in den Nachthimmel.
Um auf andere Gedanken zu kommen sagte ich: „Oh, dass schaut nach Schnee aus.“

Da lag ich neben ihr im Bett, mit der Gewissheit, ich liebe sie und wusste nicht weiter. Sollte ich es ihr sagen? Würde sie die Gefühle erwidern? Würde ich sie als Freundin verlieren?
Fragen über Fragen, aber wirklich viel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht, denn wir unterhielten uns noch ein wenig. Die Unterhaltung lief dann darauf hinaus das ich sagte, sie sei fies und mich unter der Decke versteckte. Sie versuchte mir diese wegzuziehen und wollte mich abkitzeln, wissen warum ich sie fies finde. Irgendwann kam ich unter der Decke vor und sagte: „Warum hab ich das Gefühl, du legst es darauf an, dass ich versuche dich zu küssen?“ Diese Frage traf sie richtig und ich sah es ihr auch an, aber anstatt näher drauf einzugehen, drehte ich mich um, zog mir die Decke über den Kopf und murmelte:“ Nicht das ich was dagegen hätte.“ In dem Glauben, sie hätte es nicht verstanden. Nachdem von ihr so gar keine Reaktion kam, drehte ich mich wieder zurück, sagte: „Ist schon okay.“ und ließ sie sich wieder neben mich hinlegen. Aneinander gekuschelt schliefen wir dann ein.

Über Nacht schneite es dann wirklich, also sah es den Abend nicht nur nach Schnee aus. Dafür hatte sie den Tag Schulfrei und wir blieben bis Mittags im Bett, was in einem abgedunkelten Zimmer kein großes Problem war. Zwischen Halbschlaf und Wachwerden strich ich ihr über die Wange, näherte mich ihr ein ganzes Stück und fragte dann leise: „Darf ich?“
Sie nickte nur und ließ ihre Augen geschlossen.
Ich schluckte, schloss die Augen, beugte mich zu ihr hinunter und küsste sie ganz sanft auf den Mund.
Mein Herz raste und in meinem Kopf drehte sich alles. Ich setzte kurz ab und gab ihr einen zweiten sanften Kuss bevor ich mich wieder neben sie legte und sie ansah.
Dieser Kuss war perfekt.
Als sie ihre Augen öffnete und sich unsere Blicke trafen, hörte ich auf mein Herz und sagte leise: „Ich liebe dich.“
Sie lächelte mich kurz an und erwiderte diese Worte.

Das war der Anfang und seit dem sind mittlerweile neun Monate vergangen.
Wir sind seit neun Monaten ein Paar und mehr als glücklich. Die letzten sechs Wochen umso mehr, da der Umzug zu ihr auch geschafft ist.
Jetzt sind wir richtig zusammen und werden es hoffentlich noch lange sein.

Sie ist meine Traumfrau, einfach weil ich mich bei ihr so wohlfühle und sie mich so akzeptiert und liebt, wie ich bin. Ich möchte sie nicht mehr missen und kann mir jetzt schon vorstellen, sie zu heiraten. Sie ist die Frau meines Lebens und dieses Glück lass ich mir mit Sicherheit nicht durch die Finger gehen.

Is breá liom tú *
(irisch: Ich liebe dich)

*Nach meinem Winterurlaub bei ihr, schrieb ich ihr ein Gedicht auf gälisch ins Gästebuch, was dann darin endete das ich ihr auf irisch schrieb, ich liebe sie und das ist einfach hängen geblieben.



copyright © by HisuiHaru. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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