von MyLullaby
Kamikaze (5)
...
Natürlich sprach sie mich darauf an, sie wollte wissen was mit mir los war, ich sagte nur das Nötigste und hielt mich von ihr fern.
Im Unterricht wurde ich von der Schulsekretärin ins Büro gerufen, da meine Mutter angerufen hätte und es sich wohl sehr dringend angehört hätte.
Mit zitternden Händen wählte ich die Nummer unseres Telefons und lies mich auf den Hocker neben dem Schreibtisch fallen, womit ich einen missbilligenden Blick der Sekretärin erntete.
Ich erwartete das übliche Gezicke und machte mir im Hinterkopf Gedanken, ob wohl was schlimmes passiert wäre, doch als meine Mutter nach dem ersten Klingeln abhob war sie ganz ruhig und fragte, ob ich das mit Manu und Patrick geklärt hätte.
Ich sagte ihr das ich das nicht machen würde, sie sich auch keine Gedanken mehr machen müsse, da Manu sich Patrick geangelt hätte.
Sie lachte und sagte das Manu sehr vernünftig wäre und sie sowas eigentlich eher von mir gedacht hätte.
Das Beweise nur wie oft sie sich schon in mir getäuscht hätte, na ja so ging das eine ganze Weile lang, bis ich sie unterbrach und fragte was sie denn nun eigentlich wolle, sie meinte nur noch ich solle nach der Schule am Tor warten, sie würde mich abholen.
Bleich ging ich ins Klassenzimmer zurück, den Rest des Unterrichts ruhte Manus besorgter Blick auf mir und sie handelte sich einige Ermahnungen ein, da sie dem Unterricht nicht folgte.
Mich ließ man (wohl wegen des Anrufes) in Frieden.
Nach der Schule versuchte ich Manu abzuwimmeln und begab mich zum Tor um auf meine Mutter zu warten, Manu ließ mich nicht in Ruhe und ich schrie sie an sie solle bloß verschwinden und ich wolle sie nie wiedersehen.
Sie fing an zu Weinen und klammerte sich an meinen Hals: "Was soll das Kim? Du weißt doch das ich dich Liebe! Das mit deiner Mutter klärt sich doch sicher! Ich dachte das wir das zusammen durchstehen..." Ich unterbrach sie mit Tränen in den Augen: "Das dachte ich auch, bis ich dich heute Morgen mit Patrick zusammen gesehen habe, jetzt verschwinde endlich!"
Sie stand vor mir und sah mich mit einem so verletzten Blick an das ich mich wegdrehen musste um nicht die Beherrschung zu verlieren, "das... das glaubst du doch nicht wirklich oder?
Ich meine, dass ich DEN freiwillig geküsst hätte?"
Ich sah sie zweifelnd an: "Wie oft willst du mich eigentlich noch anlügen? Du willst mir doch nicht etwa erzählen das er dich dazu GEZWUNGEN hätte?" Da hupte auch schon meine Mutter und winkte mir wie blöde zu.
Ich ließ Manu stehen ohne auf ihre Antwort zu warten und lief im Sturmschritt zum Wagen meiner Mutter, als Manu mich grob am Arm packte, zum stehen bleiben zwang und mich küsste.
Zuerst ließ ich es zu, doch plötzlich hatte ich wieder das Bild von Patrick und ihr vor Augen, ich stieß sie von mir weg und schlug sie so hart, dass sie stolpere und sich gerade noch so halten konnte ohne aufs Pflaster zu fallen.
Ich stieg ins Auto und meine Mutter fuhr ohne ein Wort zu sagen los.
Als ich in den Rückspiegel sah, sah ich das ihre Nase heftig blutete und für einen Moment wollte ich meine Mutter zum halten überreden und zu ihr zurückrennen.
Doch ich sah ihren entschlossenen Blick und wagte es nicht mehr irgendetwas zu sagen, sie bog auf die Schnellstrasse ein die aus der Stadt führe und sagte nur: "Ich bringe dich jetzt auf ein Internat, deine Sachen sind gepackt, dort wird man dir helfen können..."
Sie lächelte mir zu und legte mir ihre Hand aufs Knie, zog sie aber erschrocken zurück als sie meinem Blick begegnete.
"Macht dir keine Gedanken mehr darüber Kind, ich kläre das alles für dich!"
Ich hatte keine Kraft mehr und ließ einfach alles geschehen. es hatte ja auch gar keinen Sinn mehr sich zu wehren...
Für wen denn auch?!
Wir fuhren nach gut 3 Stunden auf den Hof des Internates in dem ich nun die nächsten Jahre verbringen sollte, ich sah die festungsähnlichen Mauern hinauf und fühlte mich plötzlich absolut unbedeutend.
Meine Mutter nahm mich wie ein kleines Kind an die Hand und wir stiegen die breiten Treppen zum Eingang hinauf, an dessen Türen uns auch schon ein dicklicher Mann erwartete, der freundlich lächelte und sich als Leiter dieser Festung vorstellte.
Plötzlich kam die Gewissheit, dass ich hier bleiben sollte und es wohl nicht mehr rückgängig machen konnte mit solcher Wucht, dass ich mich auf der Treppe umdrehen und wegrennen wollte.
In diesem Moment drückte meine Mutter jedoch meine Hand so doll, das ich an gar nichts anderes mehr denken konnte, außer an den Schmerz, der sich über meinen Handrücken zog.
Der Mann am oberen ende der Treppe der sich als Direktor des Internates vorstellte, musste meinen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck falsch gedeutet haben, denn er fing an mir Mut zuzureden während wir uns durch die langen Gänge zu seinem Büro bewegten.
...
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MyLullaby. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.