Karneval

von Oshun


Willkommen, willkommen und herein spaziert! Seht Alt, seht Jung, Seht Arm, seht Reich!
Der Karneval in bunten Farben, mit Fratzen und Musik. An jeder Ecke ein neues Gesicht!
Alles tanzt, alles lacht!
Seht dort das Mädchen mit den Locken, wie es läuft, tanzt und springt. Seht wie es sich freut, seht hin geschwind!
Und dort, sie wiegt ihren Schritt mit dem Faschingsprinz … ganz sachte wiegt sie sich hin und her … der bunte Reigen lenkt ihren Schritt. Sie lässt sich gleiten und leiten … die Menschen um sie herum zeigen ihr den Takt.
Seht ihr Leute, wie sie noch lacht!
Der Reigen wird schneller und schneller! Sie verliert den Halt!
Aber der Faschingsprinz gibt ihr den Halt…. Er wandelt mir ihr durch die Massen. Er geleitet sie von Tisch zu Tisch, von schriller Maske zu fadem Hut. Zeigt ihr Feuer, Zauber und Flunkereien.
Gefangen in der neuen Welt überlässt sie sich seinem Geleit. Grüßt, Lacht, Trinkt.
Doch seht ihr Leut`, die Nacht, sie endet!
Geschafft und ermüdet sinkt sie in den Arm des Prinzen … erhofft nur noch für diese Nacht seinen Schutz und die Geborgenheit- doch schaut ihr Menschenkinder- des Prinzen wahres Gesicht. Sein Kopf er dreht sich langsam … gar scheußlich ist die Fratze, gar Grausam sein Laut! Er verhöhnt sie, verspottet ihre Leichtgläubigkeit, versetzt ihr einen Schlag und lacht gen Himmel empor!
Und plötzlich füllen sich die einst so leeren Straßen sind nun voll von Ungetier- ehemals so prunkvolle Gäste zeigen ihr wahres Gesicht! Ihre grausam entstellten Visagen, das schrille Kreischen und der deformierte Körper!
Schaut ihr Leute, wie sich das Mädchen ängstigt- das ist der Lohn für Spaß und Freud, für Glück und Seligkeit!
Seht ihr Leut von Nah und Fern- solch Mädchen hat keiner mehr gern!
Schaut, wie sie sich windet, ihr Köpfchen wiegt und ihre Kraft verschwindet.
Seht wie die Unholde sie bespucken, ihre Schmach sich zu Gemüte führen und sich angucken!
Erkennt das Mädchen und lernt … nach Freud kommt Leid, nach Leid der Schmerz, nach Schmerz die Trauer und der Scham …
Doch seit gewiss – auch der Karneval fängt von neuem an!
Ein ewig Lustspiel ist das Leben, mal schön, mal schaurig, mal vergebens.
Ein entrinnen gibt’s für keinen!
Leiden sollt ihr, leiden!- Nicht jeder freilich, denkt euch schon – nur die die nicht verdienen ihr Glück als Lohn! Diese dann gefangen in ewig Teufelskreis, sie verzweifeln heimlich, still und leis!