Kelly

von Miss-Cold-Ember


Was ist ein Leben wert, wenn man Gefühle rauben kann, weil man selbst keine mehr besitzt, außer einem,
Augen die Harmonie verlieren und nur noch Rachgier einen aufrecht hält?
Was ist ein Leben wert, wenn man den Regen nicht mehr sieht, wenn man den Stolz der Rose verliert?
Was ist ein Leben wert, wenn man kein Leben mehr in sich birgt?

Sanft floss der schwarze Schimmer auf das gewünschte Ziel. Wie eine zarte Ergreifung der Haut, berührte die winzige, zaudernde Spitze das schimmernde Produkt der Natur.
Daddy, wo bist du?
Seine Hand hielt inne und erschrocken fuhr sein Blick in die Düsternis. Für einen Hauch der Zeit, ein Blinzeln im Auge des Schöpfer, ein Riss in der Perfektion, glaubte er diese zarte Stimme gehört zu haben, die Stimme, die nie wieder durch die Lüfte hallen konnte.
Die grausame Gewissheit in seinem Herz verborgen, erstickte sofort den Anflug eines Gefühls. Einem Gefühl was er an dem Tag verloren hatte, als die Welt sich schwarz gefärbte hatte.
Daddy was tust du da?
Schon wieder spielte ihm sein Körper einen Streich, doch diesmal wollte er es nicht zulassen, er konnte es nicht zulassen. Niemals mehr konnte er zulassen sich etwas vorzumachen, etwas was niemals zurückkehrte und möge er sich doch so sehr danach verzehren.
Gehst du mit mir und Mummy zum Meer?
So sehr er sich auch wehrte, die Erinnerung verdrängte jeden anderen Gedanken, lange Schatten formten sich zu einem wunderschönen Trugbild.
Weißt du noch, als du mit mir und Mummy damals reiten warst am Meer? Lass uns wieder dahin gehen, bitte Daddy, lass uns segeln.
Seine Brust schien zu explodieren unter den Schlägen seines aufkeimenden Feuers.
Sie war es. Sie war es tatsächlich, ihre roten Harre wehten in einem Sturm der nur für Geister fühlbar war, ihre strahlenden Augen hafteten auf ihn, als hätte sie noch nie etwas gesehen, was sie glücklicher gemacht hätte, ihre Lippen waren zu einem Lächeln verformt, dessen Ursprung nur wahre Liebe sein konnte.
Er konnte sich nicht rühren, sein Körper war starr, er wusste nicht einmal mehr ob es noch sein Leib war.
Erinnerungen an eine längst vergessene Zeit, zerrten ihn in eine Welt zurück, wo diese Illusion noch am Leben war.
Sie konnte damals nicht verstehen, wieso eine kleine Kugel töten kann. Er hatte es ihr erklärt, ihr Blick hatte ihm damals fast zu Boden gerissen.
Als er dann erfuhr, dass so eine kleine Kugel schuld daran war, dass die Personen ihr Leben gelassen hatten, für die er gelebt hatte, stellte er sich die Frage, die sie ihm damals gestellt hatte.
Wieso kann eine kleine Kugel töten?
Doch eine kleine Kugel, hatte den Mörder seiner Liebe in die Finsternis gerissen, eine kleine Kugel die beladen mit seiner Rachgier gewesen war.
Daddy, wieso bist du nicht hier?
Er zuckte zusammen und zwang sich seinen Blick auf sein Werk zu haften. Sie hatte ihm geholfen. Seine Arme hatten sie gehalten, als sie das Holz bearbeitetet hatte.
Danach hatte sie ihm dazu gebracht mit ihr schaukeln zu gehen. Es war das letzte Mal, dass diese Schaukel ihr Lachen gehört hatte, nun quietscht sie nur noch im milden Wind, weint um ein Kind dessen Freude niemals wiederkehren wird.
Die dünne Spitze strich ein letztes Mal über das sorgsame Erschaffte, vollendete das letzte Schriftzeichen eines Namens.
Neben dieser Ehrung tropfte eine Träne, als er eine kleine Hand auf seiner Schulter spürte und eine leise, kindliche Stimme ein letztes Mal an sein Ohr drang, bevor der nächste Augenblick, seine geliebte Tochter wieder mit sich in den Tode trug,
Ich liebe dich Daddy und warte mit Mummy am blauen Meer auf dich.