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Klarheit(Teil 3)

von brasi_89


Nach der Begegnung mit Tanja bin ich auf schnellstem Wege nach Hause, denn mir war schlecht geworden und ich hatte keinen Nerv mehr mir meinen Kopf zu zerbrechen und mit Tanja zu reden. Gott sei Dank war Christian nicht da und so hatte ich meine Wohnung für mich und konnte mir alles Revue passieren lassen. Ich war so durcheinander. Mich verwirrte Tanjas plötzliche Erklärung und wieder so ein Kuss, mit dem ich dieses mal nicht klar kam. Wieso tat sie es? War es eine Wiedergutmachung? Jetzt warf sie mich aus der Bahn, denn ich hatte keinen Schimmer, was mit mir los war und wollte es nicht wahr haben. Der Kuss war schön und zärtlich, dass ich am liebsten zurück gehen und es wiederholen würde. Ich mochte sie mehr als ich glaubte, aber wie sehr musste ich noch herausfinden.
Zu Hause nahm ich meine Laufschuhe und ging joggen. Beim joggen bekam ich meinen Kopf meist frei und konnte die Sorgen loswerden. Ich war an der frischen Luft und konnte mich sportlich betätigen. Joggen gab mir eine Art von Freiheit, zwar war ich immer noch in meinem Alltag gefangen, aber ich konnte die Gedanken fließen lassen. Ich dachte beim joggen genauso viel nach wie beim gehen, sitzen oder anderer Aktivität, aber das Laufen beanspruchte mich mehr, so dass ich auch auf das Laufen achten musste. Die Gedanken sind immer vorhanden, egal was man gerade macht, aber beim Laufen gab man ihnen mehr Raum. Ich kann nicht richtig erklären, wie man sich dabei fühlt, aber es befreit einen von vielen Dingen. Die Gedanken laufen zwar mit, aber geben nicht mehr das Gefühl eine Last zu sein, sondern versuchen sich zu befreien.
Ich lief einfach so drauflos ohne Ziel oder Zeiteinteilung. Ich wollte mich nur etwas bewegen und über meine Gefühle im klaren werden, aber wusste nicht wo ich anfangen sollte.
Eines war jedoch klar: meine Gefühle für Tanja waren offensichtlich, aber ich wusste nicht wieso. Aber kann man für Liebe eine Erklärung finden? Warum hatte ich mich in eine Frau verliebt? Hat man nicht mal darauf Einfluss?
Fakt ist, dass ich ständig an Tanja dachte und mir die Geschehnisse durch den Kopf gehen ließ.
Liebe ist ein weiter Begriff, den jeder versteht. Ich muss leider sagen, dass meine Erfahrungen nicht die Besten waren und ich selber nicht viel über Liebe weiß, zumindest nicht was das Verliebt Sein angeht. Ich weiß nur und dies ist wichtig: Man sollte immer dem Herzen vertrauen und keine Scheu haben es zu benutzen. Sobald wir dem Herzen folgen, kann man nichts mehr falsch machen, denn es sagt uns, was wir empfinden. Man hat meistens Angst, dass man vielleicht falsch verstanden wird oder die Liebe nur einseitig ist. Aber warum sollte uns so etwas entmutigen bzw. davon abhalten unsere Gefühle preis zugeben? Liebe ist etwas Schönes und ein Geschenk, wenn man Glück hat sie zu erfahren. Auf Liebe hat man überhaupt keinen Einfluss. Es geschieht einfach ohne es zu ahnen oder voraus zu planen. Jeder der Liebe schon man gefühlt hat, wird wissen, dass es ein schönes Gefühl ist. Mein Gefühl ist aber eher schwammig als schön. Ich weiß nicht mal, ob es Liebe ist, aber ich denke darüber nach wie es wohl sein würde mit Tanja eine Beziehung zu führen. Auf jeden Fall wäre es eine Umstellung, denn von Mann auf Frau umzusteigen ist bestimmt nicht ganz so leicht. Der Gedanke mich umstellen zu müssen, beschäftigte mich zwar, aber mir ging mein Abgang im Büro nicht aus dem Kopf. Ich hatte Tanja einfach ohne ein Sterbenswort in meinem Büro zurück gelassen. Ich handelte genau wie Tanja zuvor und fühlte mich schlecht bei dem Gedanken daran. Genau dieses Verhalten hatte mich so enttäuscht und dieses mal war ich diejenige gewesen, die unfair handelte. Mir war klar, dass es kein schöner Abgang war, aber ich wollte ihr nicht mehr so verfangen sein und musste weg. Ich war gerne in ihrer Nähe, aber hielt den momentanen Zustand nicht aus. Es war eine angespannte und unruhige Atmosphäre, die unsere Lage in keins der Weise vereinfachte. Natürlich wollte ich es entspannter haben, aber da weder ich noch Tanja genau wussten, was wir fühlten, war dies leichter gesagt, als getan.
Was ist Liebe? Eine Frage, die jeder kennt und sich bestimmt schon gefragt hat. Ich dachte darüber nach, was alles zu bedeuten hatte, obwohl ich wusste, dass ich keine Antwort finden würde. Es passiert einfach. Man versucht sich zu viel zu erklären und lässt dabei nicht das Herz entscheiden, sondern den Verstand. Der Verstand ist für unser Leben sehr wichtig. Wir fällen Entscheidungen auf Grund dessen, was wir für richtig halten und setzen uns mit dem jeweiligen Problem ausgiebig auseinander. Klar spielt der Verstand eine Rolle, sogar eine Große, aber nicht bei der Liebe. Liebe ist eine Herzensangelegenheit, die uns schon genug Probleme bereitet. Sie ist unergründlich und für den menschlichen Verstand eine Nummer zu groß. Die Liebe hat keine Erklärung und obwohl es alle wissen, wollen sie sich trotzdem für diese rechtfertigen.
Es gibt verschiedene Arten von Liebe, einmal in der Familie, zwischen Freunden und natürlich die Liebe gegenüber dem Partner. Liebe bekommt man von dem Tag der Geburt an mit und wächst damit auf.
Eltern achten auf ihre Kinder in jeder Situation. Sie kennen jeden Lebensabschnitt ihres Sprösslings, egal ob der erste Kindergartenbesuch, der Schulabschluss oder dann der Auszug. Eltern versuchen die wichtigsten Momente im Leben ihres Kindes festzuhalten und mit der heutigen Technik ist dies auch ganz gut möglich. Da Kinder irgendwann groß werden, selbständig denken lernen und Entscheidungen alleine fällen, bemerken die Eltern, dass ihr Kind langsam erwachsen wird und sich einiges ändert. Als Kind sagt es sich leicht, dass die Eltern loslassen sollen, damit man sein eigenes Leben leben kann. Es ist aber für die Eltern weit aus schwieriger ihr Kind gehen zulassen als sich ständig das Genörgel der unzufriedenen Kinder anzuhören. Sie haben gelernt damit umzugehen, aber den Schritt machen und ihr Kind gehen lassen ist keineswegs leicht. Man erinnert sich noch genau an den Tag, als das Kind laufen gelernt hat und jetzt will es bereits ausziehen? Geschehnisse, die alltäglich sind und überall vorkommen. Die Eltern- Kind- Beziehung ist wichtig, um sich auf das spätere Leben vorzubereiten. Die Liebe der Eltern ist unersetzlich. Als Kind liebt man seine Eltern und zwar in jeder Situation trotz Streits, Unstimmigkeiten oder Auseinandersetzungen. Es wird einem erst klar oder bewusst, wenn man damit konfrontiert wird, wie z.B. das Zuspätkommen der Eltern, wenn man sich Sorgen macht, wo sie denn bloß geblieben sind oder im schlimmsten Fall beim Verlust eines Elternteils. Man lebt mit der Gewissheit geliebt zu werden und nimmt automatisch an auch diese Liebe an die Eltern weiter zugeben.
Bei Freunden ist es ähnlich, aber da muss man die Liebe erst entwickeln, denn man liebt seine Freunde oder der neuere Begriff: man hat sie sehr lieb. Egal, wie man es ausdrückt, Liebe ist Liebe und bleibt Liebe. Es beginnt im Kindergarten, wenn man schon Freundschaften schließt. Die Zuneigung zu Freunden ist eigentlich ganz natürlich, weil der Mensch soziale Kontakte braucht und Bindungen so eingehen kann. Zu Freundschaft gibt es sehr viel zu erzählen. Man kann die besten Freunde haben, die man schon sehr lange kennt oder man hat nur flüchtige Freundschaften, die einem nur helfen, den Tag zu überstehen oder Freunde, die man nur in der Arbeit/ Schule sieht usw.
Ein guter Freund ist für jeden wichtig und gibt Halt, Kraft und Geborgenheit. Freunde sind der Ausgleich für das Leben zu Hause bei den Eltern und Geschwistern. Im Gegensatz zur Familie kann man sich die Freunde aussuchen und heraus finden welcher Freund zu einem passt. In manchen Situationen wird man sich schon gefragt haben, wo der gute Freund wohl ist, wenn man ihn mal braucht oder vielleicht anders herum, wie schafft er es gerade mit mir aus zukommen? Was ist ein Freund? Sollte ein Freund immer zur Verfügung stehen oder sollte er vielleicht nur gut zuhören können? Man weiß ganz genau, was man welchem Freund erzählt. Dem Einen erzählt man Privates, dem Anderen seine schlechte Laune und ein ganz Anderer bekommt die Seele ausgeschüttet.
Tanja war für mich anfangs nur eine Freundin. Eigentlich die Einzige vom Revier. Sicherlich unterhielt ich mich auch mit anderen Kollegen, aber die sah ich nur bei der Arbeit und sonst nirgends. Ich weiß nicht woran man einen Freund erkennt, aber es sollte intuitiv passieren. Man sollte sich mit der Person gut und sicher fühlen. Wie eng die Freundschaft dann wird, entscheidet sich später, aber im Grunde sollte das Bauchgefühl einen leiten. Freundschaften entwickeln sich langsam und die Zeit sollte man sich gönnen. Bei Tanja und mir war es am Anfang auch schwierig, da sie keinen Neuling haben wollte, aber nach gewisser Zeit lernten wir uns kennen und entwickelten eine Freundschaft.
Ich merkte, dass mir etwas den Arm weg zog und ohne zurück zu schauen, lief ich weiter und hörte nur ein leises „Entschuldigung!“ Ich war total aus meinen Gedanken gerissen und verlor den Faden. Ich lief jetzt bereits 40 Minuten und langsam wurde es anstrengend. Ich versuchte wieder auf schnellstem Weg nach Hause zu kommen, um mich dann etwas auszuruhen. Kurz vor meiner Wohnung sah ich ein Mädchen, die vor der Eingangstür stand und vergebens klingelte. Als ich näher kam, erkannte ich Jessica. Sie sah nicht gerade glücklich aus und machte ein sehr besorgtes Gesicht. „Hallo Jessi, was machst du denn hier?“, fragte ich sie entsetzt und wollte nicht zu unfreundlich wirken. „Kann ich vielleicht reinkommen?“ Ohne genau nachzufragen, was sie dazu veranlasste bei mir vorbei zuschauen, bat ich sie herein und sie schien ziemlich erleichtert darüber. Es war bereits Mittag und eigentlich sollte meine kleine Schwester in der Schule sein. Für gewöhnlich musste ich Schulschwänzer melden, aber da es sich um meine Schwester handelte und ich sehr überrascht war, sie vor meiner Tür anzutreffen, lies ich den Terz und erkundigte mich über ihren Besuch. Sie war nicht besonders gesprächig. „Weißt du was? Ich gehe jetzt erst mal duschen und danach können wir, wenn du willst, zum Sushi- Essen gehen und dann in Ruhe reden, ok?“ Da sie nichts einzuwenden hatte, nahm ich ihr Schweigen als 'Ja' an und ging unter die Dusche.
„Ich weiß, dass ich in der Schule sein sollte und es tut mir auch Leid, dass ich einfach so rein platze, aber ich habe es in der Schule nicht ausgehalten und zu Hause hätte mich eh keine verstanden.“ Sie sah mich traurig an und da es mir auch nicht gut ging, konnte ich es ihr nicht verübeln mal blau zu machen. „Ist schon in Ordnung solange es nicht zur Regel wird und du nur noch Schule schwänzt.“ Ich wusste wie dämlich es klang, aber mir fiel nichts besseres ein. Nach meiner Antwort sah sie erheblich erleichterter aus, aber man sah ihr an, dass ihr Problem noch nicht gelöst war. „Vielen Dank große Schwester, aber sag mal, was machst du eigentlich schon zu Hause?“ Bei dieser Frage war mir klar, dass dieser Tag noch viel mit sich bringen würde. Ich wich ihrer Frage erstmal aus und hielt ihr die Tür zum gehen auf. Auf dem Weg zu meinem Lieblings-Sushi-Restaurant war unser Gesprächsstoff noch sehr begrenzt, aber dann vom Hunger mitgerissen, fing Jessica an zu reden. „Ich bin nicht in der Schule, weil ich in letzter Zeit keinen Nerv mehr habe. Ich werde nur noch enttäuscht, was meine Noten angeht und nicht mehr für das Lernen belohnt. Das ist alles so frustrierend.“ Nach dieser Aussage zog sie ein langes Gesicht und ich überlegte mir, was ich ihr am besten darauf antworten sollte. Ich verstand sie sehr gut, denn mir ging es damals ähnlich. „Ich kann deine Sorgen nachvollziehen und wie du weißt, war ich keine gute Schülerin. Ich habe immer nur das Nötigste gelernt und mich mit dem zufrieden gegeben, was ich erreicht hatte. Mir war nur wichtig versetzt zu werden und ich stellte mich auch darauf ein. Wenn man aber nur meckert und sich immer herunter ziehen lässt, wenn man etwas nicht erreicht hat, bringt einem das Leben nicht weiter.“ Jessica wollte diese Antwort anscheinend nicht hören, denn sie sah etwas beleidigt aus. „Hör zu, das Leben stellt uns viele Steine in den Weg über die wir gelegentlich mal stolpern. Da wir aber Menschen sind und scheitern etwas natürliches ist, darf man nicht verzweifeln, wenn man mal hin fällt. Zu Fallen ist immer leichter als sich wieder aufzurichten, aber genau darin liegt die Kunst. Aufstehen tun wir alle schon jeden Morgen auf dem Weg in die Arbeit oder Schule, genauso ist es auch nach einem Scheitern. Man steht auf und beginnt einen neuen Tag. Sicher sind Sorgen, Ängste oder Probleme nicht verflogen, aber man geht ihnen jeden Tag aufs neue entgegen und versucht sie zu meistern. Man darf sich nicht einschüchtern lassen von Dingen, die nicht gleich gelingen, denn keiner von uns ist perfekt und das ist gut. Wären wir alle perfekt, hätten wir keinen Spaß am Leben, sondern nur die Dinge im Kopf, die uns noch mehr beanspruchen. Ich möchte damit nicht sagen, dass man sich nicht anstrengen soll, aber sich zu überanstrengen ist garantiert nicht die richtige Lösung. Man braucht Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen für diese Welt und muss auch etwas riskieren, um Erfolg zu haben. Es ist ganz gleich worin die Anstrengung besteht, solange man mit ganzen Herzen und Vertrauen an die Sache heran geht. Man kann sich Bemühen und Anstrengen und trotzdem scheitern, fallen oder enttäuscht werden, aber das sollte uns nicht das Recht geben aufzugeben oder gar sich erniedrigen zulassen. Jeder von uns hat Stärken und Schwächen, die man richtig einzusetzen weiß und das macht jeden von uns einzigartig.“ Sie schaute mich an und wollte etwas sagen, aber da sie plötzlich eine Sushirolle an ihr vorbei fahren sah, hatte sie sich fürs essen entschieden. Ich wollte ihr Zeit geben, um meinen Ratschlag zu verarbeiten, bekam aber ziemlich schnell schon ein Feedback. „Also, wenn ich dich richtig verstanden habe, soll ich mich nicht entmutigen lassen und versuchen weiter zu machen. Ich denke du hast Recht, denn man kann nicht immer alles richtig machen und jetzt nur wegen schlechten Noten zu heulen, macht einen auch nicht besser. Ich bin zwar etwas entmutigt, auf Grund der schlechten Noten, aber ich werde mich da schon wieder fangen.“ Es wunderte mich, dass sie es so schnell einsah und nicht versucht hatte weiter auf enttäuscht und am Boden zerstört zu tun, dass ich ein einfaches „Natürlich habe ich Recht!“ einwarf. Sie schien sich beruhigt zu haben und wir unterhielten uns über die verschiedensten Dinge. Da wir beide sehr hungrig waren, hatten wir auch genug Zeit dazu. „Willst du mir jetzt nicht mal vielleicht sagen, was du hast?“ Ich sah sie erstaunt an, als würde sie bereits wissen, was mit mir los war, dass ich gar nichts sagen konnte. „Keine Angst, ich habe keinen Schimmer was du hast, aber du schaust auch nicht sehr glücklich drein.“ Das war wohl nicht zu verhindern und ich erzählte ihr die Geschichte mit Tanja. „Wow, das klingt wirklich interessant und sehr aufregend, wenn ich ehrlich sein soll. Aber jetzt sage ich dir mal was: Wenn du weiter nachdenkst, wirst du zu keiner Lösung kommen, denn das bringt dich nicht weiter. Bei so etwas musst du auf dein Herz hören und deinem Gefühl vertrauen. Vor ein paar Minuten sagtest du noch 'Man braucht Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen für diese Welt und muss auch etwas riskieren, um Erfolg zu haben.' Also, an deiner Stelle würde ich so schnell es geht mit deinem Schwarm reden. Sagt man bei Frauen auch Schwarm?“ Sie überlegte einen Augenblick und fuhr dann fort: „Das weiß ich jetzt nicht, aber du musst etwas unternehmen, sonst wirst du nicht klüger und so wie du von ihr sprichst, fasziniert sie dich und auch wenn du dir vielleicht nicht sicher bist oder es für dich ungewöhnlich ist, musst du dazu stehen. Du bereust ja nichts und das ist schon mal ein guter Anfang, aber stillschweigend durch die Welt zu laufen, bringt dich kein bisschen weiter.“ Ich fand es sehr peinlich von meiner jüngeren Schwester Tipps in Sachen Liebe zu bekommen, aber da sie schon seit zwei Jahren mit ihrem Freund glücklich zusammen war, klang alles sehr logisch. „Ich danke dir, Jessica. Was soll ich denn sagen?“ „ Das weiß ich auch nicht, aber solange du nicht ein Hauch von Selbstbewusstsein hast, wirst du nicht weiter kommen. Geh doch einfach zu ihr und sag was dir auf der Seele liegt. Sag es einfach. Sie wird dir schon zuhören und wenn ihr euch aussprecht, wird es euch sicher Klarheit verschaffen. Sie weiß ja auch nicht, was sie will, also dann lass dich nicht so einschüchtern, sondern reiß dich mal am Riemen.“ Jessica wusste wovon sie sprach und ich stand ja auch zu allem, was zwischen mir und Tanja geschehen war. Ich hatte nur Angst mich vielleicht nicht richtig ausdrücken zu können, aber ich kann nur Erfolg haben, wenn ich ein Risiko wage. Die Frage war allerdings wie ich es anstellen würde. Sollte ich es gleich hinter mich bringen, auf Morgen warten oder doch erst abwarten, was Tanja vorhatte?
Jessica und ich waren kurz davor aus dem Restaurant zu rollen, so viel hatten wir heute gegessen. Wir zahlten schnell und verließen das Lokal. „Na, meine Kleine, was hast du heute noch vor?“ Sie blickte etwas ahnungslos in der Gegend herum und hoffte von mir einen Vorschlag zu hören. „Wir könnten doch ins Kino gehen, aber ich denke für die guten Filme ist es jetzt noch etwas früh. Was hältst du davon, wenn ich dir ein bisschen mit deinen Hausaufgaben helfe und wir dann einen Film aussuchen?“ Sie lächelte und stimmte dem Vorschlag zu.
Ich hatte schon lange nicht mehr einen ganzen Tag mit ihr verbracht und nutzte die Chance auch gleich, um mich abzulenken. In der Zeit, in der wir lernten, machte sie keineswegs einen unzufriedenen Eindruck, sondern schien Spaß daran zu haben. Gegen Abend erschien Christian plötzlich und das Geheimnis war gelüftet. Er schloss sich uns an und wir gingen zu dritt ins Kino. Es war ein sehr schöner Abend und wir hatten viel Spaß. Es war sehr lange her, dass wir drei etwas zusammen unternahmen und soviel Spaß hatten. Für gewöhnlich waren Christian und ich immer ein Duo gewesen und ließen Jessica außen vor. Sie war das Küken in der Familie und hatte sich den Großen zu unterwerfen, aber da wir jetzt alle reifer und halbwegs erwachsener waren, ließen wir das kindische Benehmen hinter uns und versuchten ein richtiges Geschwister- Verhältnis aufzubauen.
Ich kam relativ spät nach Hause und da Jessica nicht alleine heim gehen wollte, packte Christian seine Sachen, zog bei mir wieder aus und ging zu unseren Eltern. Ich sah Jessica die Erleichterung an, dass sie erstmal aus dem Schneider gewesen war, denn wenn Christian mit ihr auftauchte, waren alle Augen nur auf Christian gerichtet und Jessica konnte sich in Ruhe verstecken.
Es freute mich sehr, dass wir uns amüsierten und den Tag gut abschließen konnten. Christian war nun beschäftigt und musste sicher viel diskutieren, Jessica würde zumindest für heute Abend verschont werden und ich war wieder auf mich allein gestellt.
Es war an diesem Abend sehr kalt gewesen und in meiner Wohnung war es nicht besonders warm, dennoch schwitzte ich. Ich konnte meinen Schweiß am Rücken, den Armen und auf der Stirn spüren. Ich kochte innerlich vor Unruhe und Ungewissheit und hatte das Verlangen zu schreien. Ich öffnete meine Fenster und hörte dem Wind zu. Es war ein sehr kühler Wind, der einem leicht Gänsehaut verursachte, aber es gefiel mir den Wind zu spüren. Ich hörte dem Wind zu, der mit einem Jaulen durch meine Wohnung ging. Das Jaulen flog dicht an meinen Ohren vorbei, so dass ich für einen kurzen Moment dachte, mir hätte jemand etwas ins Ohr geflüstert. Ich saß einfach nur da und hörte dem Wind zu, der mir unendlich gut tat. Ich kühlte innerlich etwas ab und schloss die Fenster wieder, denn mir wurde allmählich kalt und fand die frische und kühle Luft sehr angenehm. Ich fiel müde und erschöpft ins Bett und hoffte über Nacht eine Erleuchtung zu bekommen.
Ich konnte mich nur sehr selten an meine Träume erinnern und die, an die ich mich erinnerte, waren nicht sehr schön gewesen. Alpträume sind sehr unangenehm und beschäftigen mich immer sehr, denn Träume kommen aus dem Unterbewusstsein und müsste nach der Theorie irgendetwas seelisches sein. Ich erinnere mich noch an einen Traum, den ich vor Jahren hatte. Ich war damals noch in der Schule und hatte das Abitur schon gut wie in der Tasche. Es hatte etwas mit meinen älteren Freunden zu tun. Bevor ich in die Kollegstufe kam, war ich in einer Vierer- Clique. Wir machten so gut wie alles zusammen. Es war eine sehr schöne Zeit, aber auch nicht immer ganz einfach. Doch nach der Zeit fand jede von uns neue Freunde und die Schulfreundschaft brach allmählich auseinander. In dem Traum ging es darum, dass wir vier noch vereint waren und viel unternahmen. Es war eine Art Sehnsucht, die in mir schlummerte. Wir gingen auseinander, weil sich jede von uns weiter entwickeln wollte und sich so für jede etwas anderes ergab, die Eine wechselte die Schule, die Andere ging ab und fing eine Ausbildung an und die Dritte war zwar noch auf der Schule gewesen, aber die Freundschaft war nicht mehr so intensiv. Als ich nach diesem Traum aufwachte, hätte ich weinen können, denn mir fehlte die Zeit als wir zu viert unterwegs waren. Als wir jünger waren, d.h. in den unteren Klassen, wollten wir uns nie trennen und damals glaubten wir an so etwas. Außer der Tatsache, dass wir nicht sehr realitätsnah waren, gefiel mir die Idee schon damals und wäre sehr froh gewesen, wenn unser damaliger Plan noch bestehen würde. Als ich in die Kollegstufe kam, war anfangs noch alles normal und was die Freundschaften anging noch alles beim alten. Da man aber die verschiedenen Kurse besuchte und nicht jeder der Freunde mit in dem Kurs saß, schloss man neue Freundschaften, ein paar waren nur flüchtig und nur auf Grund des Kurses, aber es bildeten sich auch neue gute Freundschaften. Die alten Freundschaften erblassten dadurch allmählich. Ich weiß nicht, ob es von manchen absichtlich war oder nicht, aber wenn man nicht ein paar Kurse zusammen hatte oder sich ab und zu sah, war es bereits der Untergang der Freundschaft. Es klingt hart, aber so war es nun mal. Als ich mein Abitur bekam, dachte ich an die schöne Zeit zurück, die ich hatte. Ich ging eigentlich gerne in die Schule, zwar nicht wegen den interessanten Themen der einzelnen Fächer, sondern um meine Mitschüler zu sehen. Egal an welche Klasse ich mich erinnerte, es gab immer schöne Erinnerungen an die jeweilige Klasse. Mein erster Gedanke bei der Abiturfeier galt meinem ersten Schultag auf dem Gymnasium. Es war nicht sehr weltbewegend, aber schon am ersten Tag hatte ich meine ersten Freundschaften geschlossen. Die ersten zwei Jahre auf dem Gymnasium waren für mich die schönsten Jahre überhaupt. Wir hatten viel Spaß und haben auch dementsprechend viel angestellt. Es ist unglaublich an was man sich alles erinnert, obwohl es schon Jahre her ist. Viele Dinge des letzten Monats vergisst man viel schneller, weil sie Einem nicht wichtig erscheinen oder nicht nennenswert sind. Wenn aber Dinge einen bleibenden Eindruck hinterlassen, vergisst man sie nicht so schnell oder vielleicht auch gar nicht, denn sie prägen das Leben und wecken Erinnerungen auf, an die man sich gerne erinnert oder versucht zu verdrängen. Ich erinnere mich noch an den ersten Schultag oder sogar an ein Spiel, dass wir damals als Mädchen gegen Jungen gewannen, die sogar im selben Alter waren. Es sind Dinge, die einem das Gefühl geben zu Recht auf dieser Welt zu sein, aber auch unangenehme Erinnerungen wachen in Einem. Sie verleiten zum nachdenken oder weinen, aber tragen trotzdem zum Leben bei wie gute Erinnerungen.
Als wir aber dann in der 7. Klasse aufgeteilt wurden, auf Grund der 2. Fremdsprache, gingen schon früh Freundschaften auseinander. Die Einen waren in der Parallelklasse, die Anderen sind von der Schule gegangen und wieder Andere hat man einfach nicht mehr zu Gesicht bekommen. So war das damals und ging bis zum Abitur hin. Man fand neue Freunde und löste Alte auf. Klingt nicht sehr nett, aber es ist die Wahrheit. Trotz des Hin- und- Hers, empfand ich die Schule als angenehme und schöne Zeit. Mich beunruhigte eher die Tatsache vor einem Nichts zu stehen und nicht zu wissen, was mich im Leben erwartet. So kam es eben, dass ich zur Polizei ging und Tanja kennen lernte.
Ich lag in meinem Bett und dachte über all diese Dinge nach ohne jeglicher Struktur in meinen Gedanken. Es beschäftigte mich alles so sehr, dass ich nicht einschlafen konnte. Wenn sich meine Gedanken nicht auch hinlegen konnten, konnte ich das Schlafen vergessen. Es war nicht leicht sich zum schlafen zu zwingen, wenn die Einstellung dazu fehlte. Ich musste meine innere Ruhe finden, um auch die Gedanken ruhen zu lassen. Im Normalfall ging ich in solcher Situation laufen, aber da dies zu später Stunde nicht sehr zu empfehlen und ich wirklich müde war, versuchte ich so schnell wie möglich ein zuschlafen.



copyright © by brasi_89. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


mal wieder *daumen hoch*
also mir gefällt die story gut... ich kann mich auch wieder einmal in manche situationen hineinversetzen
lg isa
Isa-Queen - 03.02.2008 22:22
*Applaus*
KlaraFall_22 - 02.02.2008 21:16
Super!!
MelG - 01.02.2008 13:11
Super!!
MelG - 01.02.2008 13:11
hinweis
brasi_89 - 31.01.2008 17:07

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