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Krankenhaus und Teetassen (Lebenseindrüc

von Jenny_M


Hier ein bisschen Gedankenkram aus "Lebenseindrücke". Handelt von meinem Krankenhausbesuch... und dieser RUHE die ich dort tatsächlich hatte :)
anyway...viel Spaß <3
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Die Schmerzen in ihrem Bauch waren immer noch da, aber sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie wollte nicht wieder aufstehen und die Krankenschwester nach Schmerzmittel fragen, solange es auszuhalten war.
Sie saß am Tisch und starrte auf die Hauptstraße hinter der Fensterscheibe und auf das mit gelblichen Laubblättern belegte Stück Rasen des Krankenhausgeländes. Vereinzelt schleppten sich Krankenhauspatienten in Begleitung ihrer Besucher den breiten Pfad zum Spaziergang entlang, manche mit Krücken, andere im Rollstuhl. Ein bitterer Gedanke, dass sie nicht raus durfte um spazieren zu gehen.
Die furchtbar kurze und einzige einigermaßen sinnvolle Strecke, die es in der Kinderstation du bewältigen gab, war die von ihrem Zimmer zur Teestation einige Meter den Gang entlang. Nicht zuletzt war das zweifellos der Grund dafür, dass sie sich seit zwei Tagen fünfhundert Tassen Tee am Tag in den Magen kippte, einerseits um etwas zu tun zu haben, andererseits auch, so musste sie sich eingestehen, um dann und wann einen Blick auf die hübsche, blondhaarige junge Ärztin zu werfen, die sich in den letzten Tagen durchaus rührend um sie gekümmert hatte. Die Station war nicht besonders groß. In weniger als zwei Minuten war man in ihrem derzeitigen Schritttempo von A nach B gelangt und weil Krankenhaustage in der Regel doppelt solange brauchen um zu vergehen wie normale Tage, musste es schon ziemlich dumm aussehen wenn sie von morgens bis abends durch die Station schlurfte als ob ihr gerade sämtliche Eingeweide entfernt worden wären. Tatsächlich handelte es sich nur um ihren Blinddarm, der sich in ihrem Körper wohl nicht mehr wohl gefühlt hatte.
Um nicht sonderlich aufzufallen oder gar geisteskrank zu wirken, indem sie matt lächelnd, über ihre blöde Krankenhauslage nachdenkend, durch die Korridore streifte, hatte sie beschlossen sich in ihrem Zimmerchen zu langweilen. Ihr Buch hatte sie am Morgen ausgelesen, von Sudoku wurde ihr mittlerweile schwindelig, und ihre Bettnachbarin telefonierte hitzig mit ihrem Freund, nicht nur einmal am Tag, sondern, dank ihrer Handy Flatrate, den ganzen Tag. Der mitmischende, aggressive Unterton war nicht zu überhören und der arme, scheinbar mit ihr überforderte Junge, kam sie zwei bis drei Mal täglich besuchen. Sie hatte daran gedacht ihr gegenüber zu erwähnen, dass er nicht nach einem Jungen aussah, der sich rumkommandieren und sich ständig anbrüllen ließe, aber letztendlich wollte sie sich nicht einmischen. Und so steckte sie sich ihre Kopfhörer in die Ohren, lauschte den ruhigen und sanften Piano Klängen des göttlichen Gonzales und heftete ihren Blick zurück auf die Hauptstraße und ignorierte die beiden streitenden Personen am Bett nebenan, ignorierte die unschuldige kleine Teetasse in ihrer Hand und dachte an nichts, außer an die Ruhe, die sie hier hatte.

Der Abend vor der Abreise kam so schnell, dass sie vergaß ihre Sachen zusammen zu packen. Der Abstelltisch neben ihrem Bett war nach wie vor überfüllt mit Büchern, Zeitungen, Sudokuheften, Kosmetikartikeln und Süßigkeiten und ihre Teetasse hatte dort keinen Platz mehr gehabt. So gesellte sie sich wider an den Tisch. Sie hätte gern wieder die mit Leben erfüllte Hauptstraße gesehen, aber inzwischen war es so dunkel geworden, dass sich die Fensterscheibe in einen finsteren Spiegel verwandelt hatte. Sie mied den Anblick ihres müden Gesichtes so gut es ging. Sie hatte es aufgegeben ihre Haare zu kämmen, die vom ständigen Schlafen und Liegen derart platt gedrückt waren, dass keine Bürste der Welt sie hätte richten können. Sie fühlte sich schlecht. Nicht, dass sie unfähig war sich die Haare schön zu machen, nur erfasste sie in diesem Zimmer eine solche Trägheit, dass es ihr vorkam als ziehe ihr Bett sie magisch an. Die Vorstellung, dass sie ab morgen wieder ihrem gewohnten und zweifellos geliebten Chaos entgegen treten musste, erfüllte sie selbstverständlich mit Freude und doch wurde ihr bewusst, dass diese unglaubliche Ruhe von ihr abfallen und womöglich in einer solchen Form nicht so schnell wieder kehren würde. Und doch war es das wert, denn sie hatte sich danach gesehnt den Kampf gegen ihre alltäglichen Fehler wieder auf zu nehmen und zu sehen, ob sie die tagelange Ruhe ein Stück weiter gebracht hatte.




copyright © by Jenny_M. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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